Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

13 Zeugnis Johannes d. Täufers für Christus^^. Der Vorläu fer steht mit schriftloser Rolle in der Linken vor einer Berg kulisse und weist mit der Rechten auf Christus. Gegenüber eine Gruppe von sechs Männern verschiedenen Alters, der vorderste mit Buch, vermutlich jüdische Priester und Leviten. 14 Das Feld ist durch frühere Feuchtigkeitseinbrüche so stark versintert, daß mit bloßem Auge nichts Konkretes aus genommen werden kann. Die technologische Untersuchung ermöglichte es, auf einem Oleat die Umrißlinien dreier Figuren zeichnerisch zu erfassen: von links nach rechts Johannes d. T., frontaler nackter Christus und Engel, ferner Spuren des Jor dan und des Himmelssegments mit der Taube. Daher Taufe Christi"'''. 15 Theophanie nach der Taufe Christi"". Christus steht nackt auf einem kleinen Standhügel und wird von zwei seinen Körper mit Tüchern einhüllenden Engeln flankiert; die Taube verweilt auf seinem Haupt. Links Johannes d. T. mit schriftloser Rolle, nicht taufend, sondern Zeugnis gebend; im Zenit eine sich aus dem Himmelssegment vorwölbende Sphäre; darin der Kopf Gott-Vaters im Profil mit aus dem Munde hervorkommenden Strahlen. Im wesentlichen bloß in der Untermalung erhalten. 16 Der Gute Hirt"". Christus steht, durch einen Baum von 15 getrennt, mit der Taube über dem nimbierten Haupt, umgeben von vier Schafen oder Lämmern: die Rechte segnet, die Linke hält ein jetzt fast nicht mehr erkennbares Buch, womit auch auf das Lehramt alludiert wird. Die Zusammen stellung der in der evangelischen Chronologie ziemlich aus einander liegenden Gegenstände 15 und 16 ist am ehesten damit zu erklären, daß zwischen Taufe und Gutem Hirten seit altersher liturgische Bezüge bestanden haben®' und die Vor lage für diesen Ausstattungsteil aus einem baptisterialen Programm stammen könnte. Erhaltungszustand wie bei 15. 17 Jesus wird versucht, Steine in Brot zu verwandeln"". Ziemlich beschädigt. Christus mit der Geisttaube und Satan stehen in der Mitte des Feldes. Kopf und Oberkörper des Verführers zerstört. Oben fünf Halbfigurenengel, auf dem Boden die Tiere in der Wüste. 18 Versuchung Christi auf der Zinne des Tempels"". Stark fragmentiert. Jerusalem ist durch den Mauerring mit Türmen gegeben. Christus, abermals mit der Geisttaube, unter einem kleinen Himmelssegment auf der Tempelzinne stehend, um ihn einige Halbfigurenengel, rechts der kauernde Satan. 19 Südliches Apsisfragment. Teil eines ganzfigurigen Engels, nach Westen gewandt. Über seinem Nimbus Rest des Flügels eines zweiten Engels. Gegenstand ungesichert: Versuchung Christi auf dem hohen Berge""? Bei dem Fragment würde es sich dann um nahende und dienende Engel handeln. 20 Nördliches Apsisfragment. Christus verläßt in Ostrich tung einen durch eine Rahmenarchitektur begrenzten Raum; hinter ihm nicht nimbierter älterer Mann, der zurückblickt und eine Hand auf den rechten Arm des Heilandes legt. Gegenstand ungesichert: Christus aus der Synagoge von Nazareth verstoßen"'? 21 Christus heilt den Besessenen in der Synagoge von Capharnaum"-. In einer symmetrisch geordneten Rahmen architektur schwebt Christus erhöht im mittleren Spatium über dem Besessenen, den der ausfahrende Dämon mitten hin geworfen hat. Auf das Ereignis sind zwei kontrapostierte, diskutierende, nimbenlose Männerchöre ausgerichtet: zur Rechten Jesu zwölf, vielleicht die Apostel mit Petrus an der Spitze,zur Linken vierzehn Juden. 22 und 23 Zwei durch eine große Fehlstelle voneinander getrennte Fragmente. Sie werden durch eine Rahmenarchitek tur zusammengefaßt, so daß „Bildeinheit" wie bei 12 und 21 oder zumindest eine kontinuierliche Darstellung angenommen werden kann. Ein Vergleich mit 21 zeigt, daß mit einer ähn lichen Säulenunterteilung des Architravs zu rechnen ist. 22 Links stehender, nimbierter Greis wendet sich mit Redegestus zu zwei Frauen, von denen die eine sitzt, die andere ihr stehend von hinten die rechte Hand an das Haupt legt. 23 Jenseits der Fehlstelle: Christus wendet sich in Richtung auf 22 hin; rechts Gewandteile und Füße zweier Figuren. Durch die starke Fragmentierung wird eine eindeutige Identi fizierung des Gegenstandes sehr erschwert, wenn nicht un möglich gemacht. Die Annahme, daß es sich um eine oder zwei Wunderszenen handle, besitzt die größte Wahrschein lichkeit. Auf die Analyse der verschiedenen Möglichkeiten kann in diesem Rahnen nicht eingegangen werden. Keiner der in Frage kommenden Gegenstände ist, gemessen an den überlieferten Bildtypen, mit Ausschließlichkeit postulierbar. Andererseits ist zu bedenken, daß die Ungewöhnlichkeit mehrerer Lambacher Szenen auch hier die Annahme einer ikonographisch nicht geläufigen Komposition möglich macht. Wir stellen vorerst die in der evangelischen Chronologie an 21 unmittelbar anschließende Heilung der Schwiegermutter Petri"" für 22—23 zur Diskussion. Auszugehen wäre von der Annahme, daß hier zwei am gleichen Orte handelnde Teil vorgänge einer Begebenheit dargestellt sind. Der Gegenstand wäre dann so zu lesen: 22 Links Petrus; sein Kopf entspricht zwar nicht ganz dem überlieferten Gesichtstypus des Apostelfürsten, doch kennt die Zeit auch Darstellungen mit Langhaar- und Spitzbart"''. Oder es ist der im Kopftypus mit der Darstellung überein stimmende Bruder Petri, Apostel Andreas, welcher im Bild gegenwärtig sein kann, da das Ereignis im Hause des Simon und Andreas"® stattfindet. Der Apostel erhält bestürzt Kunde von der Erkrankung der socrus, der eine Assistenzfrau (Weib des Petrus?) die Hand an das fieberheiße Haupt legt. Dieses Teilereignis ginge über die Evagelientexte hinaus. 23 In der rechten Bildhälfte spielt sich der Vorgang der Heilung ab: Christus tritt, gefolgt von Jacobus und Johannes, von rechts zur socrus, die man sich ein zweites Mal,im Bereich der Fehlstelle unter dem Fenster, vorzustellen hätte: sie läge, den bekannten Kompositionstypen"" entsprechend, auf der Bettstatt, und Christus gebietet dem Fieber bzw. faßt ihre Hand; am Kopfende der Kline vielleicht Petrus und weitere Assistenzfiguren. Die Zweiteilung des Vorganges in der Folge: Bestürztheit des Apostels bzw. Erkrankung der Schwiegermutter und Heilung durch Christus ist der östlichen Ikonographie, wenn gleich in anderer Figurenanordnung,nicht unbekannt"'. I Ahraham. Von der frontal stehenden Einzelfigur bloß der Unterteil mit Rolle in der linken Hand erhalten; darauf zum Teil später nachgeritzte, aber wohl ursprüngliche Inschrift: PATER MVLTARUM GENTIVM"". II Frontal stehender, nimbierter, bärtiger Mann, in der Lin ken Rolle ohne Beschriftung. Patriarch oder Prophet. III Frontal stehender, nimbierter, bärtiger Greis mit Rolle in der Linken. Fehlstelle im Bereich des Unterkörpers und der Rolle. Patriarch oder Prophet. IV Unterteil einer frontal stehenden Einzelfigur mit unbeschrifteter Rolle, Patriarch oder Prophet. Vermutlich sind I—IV als alttestamentarische Typen oder Vorfahren Christi, dessen Epiphanie sich im Bild der Mittel kuppel über ihnen ereignet,zu verstehen. Die chronologische Dichte der Lambacher Darstellungen läßt auf eine zum Teil sicher auch liturgisch bedingte Auswahl der Gegenstände aus sehr ausführlichen, vielleicht bis in die christliche Spätantike zurückreichenden Bildzyklen-Vorlagen schließen. Ikonographisch ganz ungewöhnlich sind zumindest die Szenen 7, 8, 9 und 15. Die Erweiterung des lateinischen Magierspieles zum Herodesspiel bringt keine Textgrundlagen für 8 und 9. Die erste bekannte Bemühung um die Darstel lung des Herodes-Todes tritt im geistlichen Drama erst in einer Szenenanweisung des Benediktbeurer Spieles (13. Jhdt.)

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