lassungen der alten Männerorden, heute sind es deren elf; Österreich ob der Enns — ohne das Innviertel — zählte zur gleichen Zeit 15 Stifte, im heutigen Oberösterreich bestehen deren sieben. Was ist ein Stift? In dieser unserer Übersicht handelt es sich immer um ein Kloster jener alten Orden, deren Mitglieder die sogenannte „stabilitas loci" geloben, d. h. sich verpflichten, ihr Leben lang im selben Kloster, also nach Möglichkeit in einer „vita communis", in einem gemeinsamen Leben zu wirken, oder wenigstens auf Außenposten, die zum selben Kloster ge hören. Jedem dieser Klöster wurde bei der Gründung zum Lebensunterhalt der Mitglieder und zur Erfüllung der zu gedachten Aufgaben ein bestimmter Besitz gestiftet, daher auch der Name „Stift"; „stiften" besagt ja so viel wie grün den, widmen, schenken, geben. Dieses Stiftungsgut bestand zum Teil aus Grundbesitz, aus Äckern, Wäldern und Wein gärten; oft mußte wüstes, unwirtliches Land von den Or densleuten erst gerodet, urbar und ertragreich gemacht wer den; zum Teil erhielten diese alten Klöster herrschaftliche Rechte. Der Name „Stift" begegnet uns freilich manchmal auch noch in anderen Bezeichnungen, wie z. B. Domstift oder Hoch stift. „Stifte" wurden nämlich im Mittelalter vor allem die Kapitel genannt, das sind jene geistlichen Korporationen, die r Jy 1,1 - -t. sich aus dem gemeinschaftlichen Leben der Geistlichen an den Kathedral- und Kollegiatkirchen entwickelten; der Ausdruck „Stift" war damals geradezu gleichbedeutend mit „Kapitel". Neben den Domkapiteln wurden auch die Bistümer selbst als „Stifte" bezeichnet. Während nämlich zur Zeit der vita communis der Bischof Mitglied und Haupt des Domkapitels war und Bistum und Kapitel ein gemeinsames Rechtsinstitut, die Kathedralkirche, bildeten, trat in der Folgezeit eine Tren nung zwischen Bischof und Kapitel ein. Das bischöfliche Tafelgut wurde von den Kapitelgütern geschieden, die Bi schöfe hörten auf, Mitglieder der Domkapitel zu sein, und nun wurde auch das Bistum selbst, ähnlich wie das Dom kapitel, als „Stift" bezeichnet; und zwar hießen die Erz bistümer „Erzstifte" und die Bistümer „Hochstifte". Die Bi schöfe, welche die Träger der geistlichen Gewalt in ihren Sprengein waren, erwarben vielfach für einen Teil ihres Sprengeis die Landeshoheit und wurden dadurch auch Träger der politischen Gewalt in den Hochstiften. Als Reichsfürsten hatten sie im Reichstage auf der geistlichen Fürstenbank Sitz und Stimme. Fast alle Bischöfe Deutschlands waren Reichs fürsten, so auch der Erzbischof von Salzburg und seine älteren Suffragane von Passau, Regensburg, Freising, Trient und Brixen, ebenso Würzburg als Suffragan von Mainz, sowie der exempte Bischof von Bamberg. Die genannten Bischöfe hatten auch in Osterreich ausgedehnte Besitzungen, einige traten selber als Stifter von Klöstern auf, die sie meist mit zahl reichen Grundherrschaftsrechten ausstatteten, während die Landesfürsten und sonstigen weltlichen Stifter mehr Eigen besitz an Grund und Boden schenkten. Es gab auch Kanonissen- und Damenstifte, die aber hier außer Betracht bleiben. Innerer Aufbau der Stifte Das klösterliche Stift ist nach dem Prinzip der Familie auf gebaut, der Vorsteher oder Obere jedes Konventes wird auf Lebenszeit gewählt und trägt die gleichen liturgischen Ab zeichen wie ein Bischof, also Ring, Infel und Stab; in den Mönchsorden heißt er Abt, bei den Chorherren für gewöhn lich Propst. Er regiert aber nicht unumschränkt, vielmehr wird über alle wichtigen Angelegenheiten der Gemeinschaft in den Kapitelsitzungen gemeinsam beraten und abgestimmt. Die Verfassung dieser Häuser ist ähnlich wie die der Ge samtkirche, im Grunde also monarchisch und doch auch sehr demokratisch. Die Stiftsmitglieder verrichten mehrmals am Tage gemeinsam das offizielle Gebet der Kirche im Chor gestühl — daher auch der Name „Chorgebet" — oft in sehr feierlicher Form mit Gesang. Allen Stiften gemeinsam ist die Pflege des feierlichen Gottesdienstes, der Liturgie, verbunden mit Seelsorge und Unterricht. Die österreichischen Stifte sind von wenigen alten Orden be siedelt. Sie sind heute einander sehr stark angeglichen, nicht zuletzt durch das große Ausmaß der ihnen anvertrauten Pfarrseelsorge, einen Umstand, der zu einem bedeutenden Teil auf Kaiser Joseph II. zurückgeht. Heute hat etwa ein österreichischer Zisterzienser mit einem österreichischen Chor herren um vieles mehr gemeinsam als mit einem italieni schen Zisterzienser. Sicher gibt es von Haus aus viele gemein same Elemente und Züge in allen Orden. So machen alle ihre Mitglieder die Vorschule des Noviziates durch, legen die drei Gelübde der Armut oder Gütergemeinschaft, d. h. des Ver zichtes auf persönliches Eigentum, sowie der Ehelosigkeit und des Gehorsams ab; sie binden sich durch dieses Gelübde für ihr ganzes Leben an ein bestimmtes Kloster und wählen ihren Oberen oder Vorsteher auf Lebenszeit, sie verrichten gemein sam ihr Chorgebet, halten gemeinsamen Tisch und leben vom Stiftungsgut, das sie gemeinsam verwalten. Trotzdem sind die Unterschiede der einzelnen Orden nicht belanglos. Es sind zwei große Gruppen der alten Orden, nämlich Kanoniker und Mönche,zu unterscheiden.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2