Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 1/2, 1967

} _.-!- -^3,„. •"?■ \ L k m r: : m ?=-■ W^Jy .MB ■ V - I ■■ •• Vorderseite: Gotisches Sakristeischloß. — Oben: Blick auf das alte Kirchenmauerwerk. — Unten: Detail von der reizvollen gotischen Gruppe hl. Anna Selbdritt aus dem frühen 16. Jahrhundert, die dem Kreis um Lienhart Astl zugeschrieben wird. Sämtliche Fotos; H. G. Prillinger. Heerweg in der Nähe von Attnang. Diese römische Handels straße führte also bei Aurachkirchen vorbei. Wie im gesamten eroberten Gebiet Befestigungsanlagen, Kastelle, also kleine Forts, die in gewissen Zwischenräumen auf Erhöhungen als Stützpunkte der Verteidigung dienten und an den Heeres straßen zum Schütze der Transporte durch das unendliche Waldgebiet erbaut wurden, so wurde auch auf der Anhöhe zu Aurachkirchen, hoch über dem Handelsweg, ein Monopyrgium, ein Wachtturm, errichtet (Meinung des Verf.). Dieser Wachtturm war im Quadrat erbaut und beinhaltete drei Stockwerke, die im Laufe der Zeit bis auf die heutige Höhe abgetragen wurden. Das erübrigte Material wurde in späterer Zeit zu einem Anbau, der zur Vergrößerung des schon sehr bald als Kirche verwendeten römischen Baues diente, verwendet. Die Bausteine sind aus Tuff, also jenem Material, das ursprünglich in Form von Asche, Sand oder Lapilli von Vulkanen ausgeschleudert und unter Einfluß des Windes und Wassers geschichtet und nachträglich erhärtet wurde. Wie und von wo diese oft sehr großen Steine, deren spezifi sches Gewicht freilich sehr gering ist, an die Baustelle gebracht wurden, ist bis heute noch ungeklärt. Die Mauern des Turmes erreichten eine Stärke bis zu drei Metern. Im heutigen Kirch turm sind noch immer die Stufen in Verwendung, die einst als Stiege zum Befestigungswerk gehörten und bis zur Höhe des Wachtturms innerhalb der Mauer führten. Die Stiege ist kaum einen Meter breit, und es zwingt den Besucher zur Besinnlichkeit, wenn er auf diesen im dunklen Mauerwerk eingebauten Stufen zur Höhe steigt und daran denkt, daß einst römische Soldaten über dieselbe Steinstiege zur Wache auf zogen. Man vermutet, daß schon die römischen Soldaten den Wacht turm im untersten Teil als Kirche verwendet haben. In die Zeit der Römerherrschaft fällt ja auch die Einführung des Christentums im Noricum durch die römischen Ansiedler. Es geht auch die Sage, daß Petrus und Paulus in der Gegend des Traunsees gepredigt haben. Nachweisbar soll sein, daß der Apostel Noricums, Severin, durch das Salzkammergut ge wandert ist. Nach der römischen Besetzung, die mit dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches (476 n. Chr.) endete, ist auch über diese Gegend die Völkerwanderung dahingestürmt. Im 6. Jahr hundert siedelten sich die heidnischen Bajuwaren an, ein germanischer Volksstamm, der sich mit den Resten der ein geborenen keltischen Bevölkerung und den Einwohnern römischer Herkunft vermengte. Über all die Jahrhunderte, von der römischen Besetzung bis zum 13. Jahrhundert, liegen keine Nachrichten über den einstigen Wachtturm mehr vor. Es entstanden ja erst im Anfang des 12. Jahrhunderts die Ur- oder Altpfarren, die eine abgegrenzte Seelsorge übernahmen und von denen dann auch in unserer Gegend die überaus wertvollen Urkunden und Berichte verfaßt wurden, die der Geschichtsforschung als wichtigste Dokumente dienen. Im Jahre 1150 wird Ohlsdorf mit Aurachkirchen eine selb ständige Pfarre, wobei Aurachkirchen als „Subfiliale" diente, wenn auch der Gottesdienst von den Kaplänen von Gmunden gehalten wurde. Heute wird jeden zweiten Sonntag in dem uralten Kirchlein, das zu den ältesten Gebetsstätten der Christenheit gerechnet werden muß, noch die Messe gelesen. Der erwähnte Anibau, der im Laufe der Zeit notwendig geworden war, wurde im Jahre 1280 vollendet, und zwar mit den alten Bausteinen des abgetragenen römischen Wachtturmes, wobei die Abgrenzung zwischen dem alten Kastell und der erweiterten Kirche bis zum heutigen Tage deutlich kennbar blieb. Der als Gotteshaus dienende Anbau wurde in den Jahren 1523, 1680 und 1817, der alte Teil, in dem der kleine Chor mit einer Orgel untergebracht ist, 1882, 1912

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