Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 1/2, 1967

steigenden Verkehr genügten diese Unterkünfte aber nicht lange, und so erbaute die Sektion Windischgarsten des österreichischen Touristenklubs im Jahre 1884 auf der Oberen Polsteralm (am Blaskogel) ein kleines Schutzhaus, das dem Erschließer der Prielgruppe zu Ehren „Karl-Krahl-Schutzhaus" genannt wurde. Im Jahre 1904 übernahm die Sektion Linz des gleichen Vereines das Schutzhaus und erbaute 1905 bis 1906 das heutige Prielschutzhaus. Dieser alpine Verein, die heutige Sektion Touristenklub Linz des österreichischen Alpenvereins, legte von fJinterstoder zum Schutzhaus auch einen bequemen Weg an, errichtete die ersten Wegmarkie rungen auf Priel und Spitzmauer und versicherte den Gipfel anstieg zum Großen Priel mit Drahtseilen in den Brotfall felsen, damit ihn auch schwächere Bergsteiger leicht bewälti gen können. Der Gipfel des Großen Priel trägt seit 1870 ein acht Meter hohes Kreuz aus Eisen, das über Anregung des Pfarrers Dominik Kastner von Innerstcder und des Grafen Camillo Starhemberg aus Spenden Kaiser Franz Josephs 1. und vieler Freunde des Landes öberösterreich in Schachermayers Schlos serwerkstätte in Linz angefertigt und von Ferdinand Scheck aus Linz aufgestellt wurde. Die 2240 Kilogramm sind, wie die Inschrift am Kreuz besagt, von den kräftigen Söhnen Vorder- und FJinterstoders freiwillig zur Bergspitze getragen worden. Eine Prielbesteigung vor der Jahrhundertwende war ein großes Unternehmen, das einige Tage beanspruchte; mußte man doch von Klaus, der Endstation der Kremstalbahn, zu Fuß erst einmal den Berganstieg erreichen, was immerhin fünf bis sechs Stunden beanspruchte. Der Übergang vom Großen Priel zum Grundlsee, welcher durch den wildesten Teil der Hochfläche des Toten Gebirges führt, wurde selten einmal gemacht. Der einzelne Bergsteiger, der sich über die große Öde wagte, galt sogar als waghalsig. Doch die wenigen Berg steiger, die diese Bergfahrt unternahmen, konnten nicht genug von den Eindrücken und großartigen Fernblicken berich ten, vom seltenen Gegensatz der vorgelagerten herrlichen Almen und Seen zu den Steinwüsteneien der Hochfläche. Mit der Erbauung der Pyhrnbahn (Eröffnung 1906) hat sich auch der Verkehr im Prielgebiet gründlich geändert. Es gibt heute wohl kaum einen schönen Tag im Sommer, an dem der Große Priel von Bergsteigern nicht erstiegen wird. Zur Winterszeit und besonders im Frühling zieht frohes Schi volk seine weißen, weiten Spuren rund um den König des Toten Gebirges, und nicht selten wird sein strahlendweißer Gipfel über den verwächteten Grat erstiegen. Der Große Priel kann mit Recht als volkstümlicher Berg be zeichnet werden, denn es gibt in den Alpen kaum einen zweiten Berg, der von den Einheimischen, von den Bewoh nern seiner Täler so eifrig bestiegen wird wie der Priel durch die Talbewohner von Hinterstoder, Windischgarsten, Grünau und selbst Aussee. Die alten Gipfelbücher beweisen dies. So gibt es auch viele Erzählungen, die die Gestalten von Jägern, Almern, Holzknechten usw. mit dem Berg in Verbindung bringen. Unsere Heimatdichter haben aus dem Geschehen ferner Tage und dem Erleben der heimatlichen Landschaft geschöpft und uns reich beschenkt. Was sagt uns doch Moser in seinem Gedicht„'s Hoamweh": „Dort is ja da Traunstoa, da Kasberg dranan. Und glei hintahal fangan d'Prielmäuan an. ... das ganz Birg nach da Steyr Und schneeblüahalweiß hint'n d'Stödaramäur; Da drin bist dahoam, du kimmst her wodawöll. Und bist drin an Eicht, kimmst nöt leicht vo da Stöll; Dö brunnkloarn Wasserl, dö Walderl,dö Stoan, 1 laß ma's nöt nehma, dö kinnan oans toan. Und muaßt d'wieda fort, und ös zwingt di zan Gehn, Wia oft schaut mar um und wia oft bleibt ma stehn. Frei sagn d'Berg ban Abschiad:,Geh, bleib bei uns da!' Und schaun oan so trauri vo weit'n nu na. — ... Wia hart als oan gschiacht. Wann oana sein Traunstoa und Priel neama siacht." Drüben im Norden, wo der Almsee mit seinen grünen Wassern den Fuß des Prielstockes umspült, ist der Platz, an dem Anton Schossers „Almsee-Echo" die Heimat besingt. Es gibt nach dem oberösterreichischen „Hoamatland" kaum ein Lied im Lande, das in Wort und Ton zugleich das Gemüts leben des öberösterreichers so innig zum Ausdruck bringt wie dieses: „So rein is mei Bluat wia's Wasser in See, Und so frisch is mei Muat wia d'Luft in da Höh, Drum fahr i in Almsee, dort han i mei Freud, Da tuat ma nix weh und da druckt mi koa Leid. In da Mittn da See schaut so grean und klar aus. Und dort obn auf da Höh is an Echo gar z'Haus, 1 hör di so gern, mei liabs Echo, glaub's gwiß. Du machst nix dazua, wia's ban Leutn sunst is." öder wie innig und schlicht sprechen uns doch die Verse des leider so wenig bekannten Heimatpoeten Josef Angerhofer, des ehemaligen Schulmeisters in Hinterstoder, an. Hier eine kleine Probe aus seinem Gedicht „Ban Prielkreuz": .,Liabs Kreuz auf da Heb, Ban Himmö,ban Schnee; Woahrzoacha von Priel, Bist's Bergsteiga-Ziel. Liabs Kreuz auf da Wand, Stehst ban steirisch'n Land Auf'n Estreier-Grund In oasama Rund. Am Wildensee im Toten Gebirge. Foto: H. Loderbauer.

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