das Absinken des Wiener Beckens und das Eindringen des Weltmeeres in diesem Räume betrachtet werden. 2. In dieser Altlandschaft des Unterstpliozäns, vor ungefähr 11 Millionen Jahren, hat die Donau nur ein ganz geringes Gefälle, und aus jener Zeitepoche können sowohl die Schotter von Münzkirchen als auch die im Liegenden der Hausruck kohle zugeordnet werden. Beide sind durch quarzige Binde substanz stark verkittet (Quarzitkonglomerate), da infolge des subtropischen Klimas eine Lösung und Wanderung der Kieselsäure bzw. ihre Ausfällung im geeigneten Milieu statt fand, wodurch die abgelagerten Schotter örtlich konglomeriert wurden. Da die Münzkirchner Schotter am Eitzenberg jetzt in 560 m bis 570 m Seehöhe (10) liegen, aber die Donau damals zum meeresbedeckten Wiener Raum nur ein geringes Gefälle hatte, kann angenommen werden, daß sie bei ungefähr 50 m Seehöhe abgelagert wurden. Dasselbe gilt für die Quarzitkonglomerate unterhalb der Hausruckkohle, so daß die Seehöhe des Alpenvorlandes damals ebenfalls rund 50 m betrug. Aus dieser Zeit stammt somit das Flächensystem des Mühl viertels und des Sauwaldes bei 560 m heutiger Seehöhe, wo durch der Sternstein damals eine Erhebung von rund 600 m war. Das feuchtwarme Klima bedingte aber auch die Ausbildung weiter Verebnungsflächen am Dachsteinmassiv, die Anlage des Plateaus „Am Stein", so daß dieses rund 100 m Seehöhe, entsprechend dem Gefälle zur Donau, aufwies; der Hohe Dachstein hatte ungefähr 900 m Seehöhe und war ein Insel berg der damaligen Landschaft. 3. Zur Darstellung der jüngeren Altlandschaft wurde das Ende des Unterpliozäns, das Zeitalter vor ungefähr 6 Millio nen Jahren, ausgewählt, weil für diese Zeit einige gesicherte geologische Anhaltspunkte vorliegen. Mit Ende der Pannonzeit war das Wiener Becken noch ein brackischer Süßwasser see mit geringer Seehöhe über Null, da die Ungarische Tiefebene noch Meer war. Somit floß die Donau im Linzer Raum, entsprechend ihrem geringen Gefälle, bei ungefähr 70 m Seehöhe (siehe Bild: Alpenvorland im Nebelmeer). Aus dieser Zeit stammt der Hausruck- und Kobernaußerwald schotter, der damals bei ungefähr 100 m bis 150 m Seehöhe, den Gefällsverhältnissen entsprechend, abgelagert wurde. In etwa gleicher Seehöhe lag auch das Alpenvorland des Inn viertels, da alle seine Flüsse die Donau zur Erosionsbasis haben. Mit dem Ende des Unterpliozäns können auch die weiten Verebnungsflächen des kristallinen Grundgebirges bei rund 500 m heutiger Seehöhe verbunden werden, die damals bei ungefähr 100 m Seehöhe lagen, daher kann für den Stern stein die Gipfelhöhe dieser Zeit mit maximal 700 m berech net werden. Für den Hohen Dachstein liegen aus dieser Zeitepoche keine eindeutigen Belege vor, doch wurde nach A. Winkler-Hermaden(15) das Entwässerungssystem des Dachsteinplateaus im Unterpliozän infolge Verkarstung unterirdisch abgesenkt, so daß die Niveaus der Dachsteinhöhlen, die jetzt bei rund 1500 m liegen, als Flußsohle der damaligen Urtraun angese hen werden können. Die Dachsteinhöhlen befanden sich daher mit Ende Unterpliozän, entsprechend dem Gefälle zur Donau, bei ungefähr 200 m Seehöhe, wodurch das Plateau am Stein etwa 800 m und der Hohe Dachstein rund 1700 m aufwies. 4. Zwecks Kennzeichnung der Junglandschaft wäre das Ältestpleistozän, das ist ihr Bild vor rund einer Million Jahren,zu rekonstruieren. Für das Verständnis der Landschaftsentwicklung seit dieser Zeit ist wesentlich, daß damals die Große Ungarische Tief ebene noch ein durch das Eiserne Tor abgeschnürter Teil des Schwarzen bzw. des Mittelländische Meeres war, wie dies aus den Erdölbohrungen des Alföldes, wo ca. 400 m mächtige eiszeitliche Sedimente abgeteuft wurden, eindeutig hervor geht (13). Daher floß die Donau im Ältestpleistozän bei Linz in rund 150 m Seehöhe, entsprechend ihrem Gefälle zur Großen Un garischen Tiefebene, und auf dieser damaligen Erosions basis waren alle Flüsse mit ihren Talniveaus und Aufschüt tungsebenen eingespielt. Solche ältestpleistozäne Donauschotter befinden sich im Räume Linz, südlich des Altaistberges, in einer jetzigen Seehöhe von 395 m, so daß zu jener Zeit ein Arm der stark verwilderten Donau noch nördlich des Pfenningberges über den Trefflinger Sattel (derzeit 400 m Seehöhe) sich dahinzog. Die Gegenüberstellung der ältesteiszeitlichen Seehöhe in Linz zur jetzigen ergibt einen Hebungsbetrag von rund 250 m innerhalb der letzten Million Jahre, der sich einerseits aus der absoluten Landhebung von 150 m und anderseits aus der Hebung der Erosionsbasis der Donau um 100 m zusam mensetzt. Da der Trefflinger Sattel im kristallinen Grundgebirge einge bettet ist, kann für den Sternstein im Ältestpleistozän eine Seehöhe von rund 900 m angenommen werden, wobei die seitherige Abtragung des Gipfels nicht berücksichtigt ist. Die weichen Sedimente des Schlierhügellandes wurden in der vorausgegangenen langen Zeit des Pliozäns stark ausgeräumt, und die Verebnungsflächen des Alpenvorlandes lagen zu Beginn der Eiszeit bei ungefähr 250 m Seehöhe. Aus diesem Schlierhügelland erhoben sich schon die Schotter des Haus rucks mit rund 500 m Seehöhe heraus, doch hatten sich infolge Abtragung auch bereits tiefere Schotterniveaus, wie z. B. am Geiersberg, vorher herausgebildet. Bezüglich des Hohen Dachsteins liegen aus der Eiszeit keine direkten Höhenbeziehungen vor, seine ältestpleistozäne See höhe kann mit ungefähr 2700 m und die des Plateaus vom Stein mit etwa 1800 m angenommen werden. Das ganze Dachsteinmassiv war jedoch von mächtigen Gletschermassen bedeckt, die sich weit in das Vorland hinauszogen. 5. Die Jetztlandschaft wurde in der Eiszeit, in der letzten Jahrmillion, entwickelt. Einerseits bewirkte die epirogenetische Landhebung eine zunehmende Höherschaltung des Alpen körpers und der Böhmischen Masse, und anderseits bedingten klimatische Faktoren ein Abschmelzen und Halten bzw. Vor rücken der gewaltigen Gletscher, die im Vorland die Salz kammergutseen ausschürften und altersmäßig unterscheid bare Moränenwälle aufschütteten. Die Verknüpfung dieser quartärgeologischen Vorgänge ver ursachte ein zeitweises Einschneiden der Flüsse beim Rück zug der Gletscher und zeitweise eine Akkumulation von Schottern und Feinsedimenten, wenn die Gletscher länger hielten oder neuerlich vorrückten. Diese jüngste Landschaftsentwicklung zeigt somit eine stu fenförmige Absenkung des Entwässerungssystems und die Anlage breiter quartärer Terrassen entlang der großen Flüsse. Die Landoberfläche, die Bergesgipfel und die ehemaligen Verebnungsflächen wurden auf ihre heutige Seehöhe geho ben, die Flüsse haben sich immer tiefer eingeschnitten und ihre Talböden verschmälert. In der Landschaft ist vielfältiges, stetiges und Millionen von Jahren umfassendes Geschehen verwoben. Wir sollten ihre Entstehung und ihre Schönheit bewußt erleben und ehrfürch tig werden angesichts dieser Schöpfung. Literatur: 1. Aberer F.: Die Molassezone im westlichen Oberösterreich und Salzburg. Mitt. Geol. Ges. Wien,Bd. 50,1957.
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