Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 1/2, 1967

Gmunden), ist den Kalkalpen vorgelagert und mit diesen tektonisch verbunden. Er hat in Oberösterreich eine Breite von etwa 10—15 km und wird daher bei der Großgliederung des Raumes dem Alpenbereich zugewiesen. Da die Flyschgesteine bei der Verwitterung wenig widerstandsfähig und leicht abtragbar sind, ist die Zone ein stark gegliedertes, sanftes Mittelgebirge, so daß ein großer landschaftlicher Gegensatz zum kalkalpinen Hochgebirge besteht. Dieses erhebt sich mit hohen senkrechten Felswänden über das Flyschgebiet heraus (siehe Kremsmauer), wodurch die geolo gische Grenze zwischen beiden Gebirgsteilen sehr gut sicht bar wird. In der Eiszeit lagen die Kalkalpen über der Schneegrenze, und besonders auf den Hochalpen, am Dachsteinplateau, konnten sich große Gletschermassen ansammeln, die dann hinunter bis in das Vorland reichten. Es entstanden die Kare des Hochgebirges und die Seen und Moränen des Vor landes, wodurch der Formenschatz des ehemals vom Gletscher beeinflußten Raumes bedeutend vergrößert wurde. 3. Das Alpenvorland Zwischen dem kristallinen Grundgebirge der Böhmischen Masse im Norden und dem alpinen Hochgebirge bzw. der Flyschzone im Süden erstreckt sich in Oberösterreich eine Hügellandschaft, die erst in der Erdneuzeit Festland wurde. Diese im Westen ungefähr 50 km breite Zone verschmälert sich gegen Osten und bildet in Niederösterreich bei Melk nur eine enge Verbindungsstraße zwischen den Senkungsräumen der großen Beckenlandschaften von Linz bzw. des Machlandes mit dem Tullner und Wiener Raum. Die ehemalige Geosynklinale der Flyschzone wanderte in der mittleren Erdneuzeit,im Oligozän-Miozän,nochmals weiter ge gen Norden, wobei die Böhmische Masse abgesenkt und ihr Südrand stellenweise abgebrochen wurde. In diesem Meerestrog lagerten sich die Sedimente sowohl der Alpen als auch des kristallinen Grundgebirges ab, so . . V" .:-Hit. ' ■ - ■ daß im Norden, am Rande des alten Massivs, zumeist grob körnige Sande (Linzer Sand) und im Inneren des Tertiär beckens feinkörniges Material (Schlier) vorhanden ist. Im weiteren Verlauf der Erdgeschichte vollzog sich infolge Landhebung der Rückzug des Weltmeeres, wodurch dieses Meeresbecken zuerst ein Süßwassersee und später Festland wurde. Aus dieser Meeresregression entwickelte sich das Entwässe rungsnetz der Donau und ihrer Nebenflüsse, das sich nach und nach infolge weiterer Höherschaltung des Landes in Gesteine und Ablagerungen eingeschnitten hat. Im Unterpliozän wurde aus den sich aufwölbenden Zentral alpen Geröllmaterial in dieses bereits stark verkleinerte Senkungsfeld eingebracht und die Schotter des Hausrucks und Kobernaußerwaldes abgelagert. Seit dieser Zeit findet jedoch eine andauernde Heraushebung des Alpenvorlandes statt, wobei seine weichen, zum Groß teil unverfestigten Sedimente (Molasse) sehr leicht abgetragen wurden. Das Gebiet hat den Charakter eines welligen Hügel landes, in dem alle Gerinne mit breiten Talauen eingetieft sind. Diese kurze Übersicht des geologischen Geschehens führt uns aber bereits in das Zeitalter des Meeresrückzuges aus dem Alpenvorland und somit in die eigentliche Landschafts geschichte Oberösterreichs. Sie zeigt uns aber auch, daß außer den Verwitterungskräf ten, die infolge des klimatischen Einflusses, wie Hitze, Frost, Regen, Eis usw., sich ergeben und die andauernd und ständig wirken, ebenso stetig während der ganzen Erdgeschichte die Tektonik in unserem Räume wirksam war. Schon im Erd altertum wurde der variszische Gebirgszug aufgefaltet, und im Erdmittelalter entstand südlich davon infolge Absenkung der große Meerestrog der Thetys, aus dem sich später die Alpen emporhoben. Tektonische Vorgänge bewirkten auch das Nordwärtswandern der Geosynklinale, das Absinken und den Abbruch der Böhmischen Masse und die Landwerdung des Alpenvorlandes in der jüngeren Erdneuzeit. Für dieses großräumige Geschehen erbringt uns die Geologie zahlreiche Beweise, da bei der Suche nach Bodenschätzen in den Schich ten immer wieder Faltungen, Überschiebungen, Brüche und Verwerfungen als Folgen des endogenen Energieaufwandes aufgefunden wurden. Diese älteren tektonischen Baugestaltungen treten auch im Landschaftsbild stellenweise deutlich hervor. Sie sind klar erkennbar als Abfall der Böhmischen Masse zum Alpenvor land oder als steile Stirnfront der kalkalpinen Decken gegen über der Flyschzone oder am Eintiefen der Donau entlang der Streichrichtung des kristallinen Grundgebirges sowie in der Anlage einiger eiszeitlicher Seen, des Attersees und des Mondsees, ansonsten aber sind sie überall versteckt vorhan den und beeinflussen die Landschaftsausformung. Doch für die jüngste Erdgeschichte wird die Tektonik besser aus der Landschaftsentwicklung geklärt, denn dieser Zeit abschnitt widerspiegelt sich mehr an den Oberflächenformen als in den Tiefen der Erz-, Salz- und Erdölvorkommen. Schon am Beispiel des Hausruckschotters, der in einem Binnensee bei ungefähr 150 m damaliger Seehöhe abgelagert wurde (die allgemeine Erosionsbasis der Ursalzach und Ur saalach, die diesen Schotter heranbrachten, war das PannonMeer des Wiener Raumes) und jetzt aber auf 800 m See höhe liegt (Göblberg), wird ersichtlich, daß auch nach der Ablagerung dieser Schichten, also seit Ende Unterpliozän, Landschaft des Kremstales. Luftbild etwa von Wartberg gegen Südosten. Im Vordergrund die Moränenhügel mit bewaldeten Kuppen und Hängen, von der Krems durchflössen. Von dieser steigen die Flyschberge an, und im Hintergrund ist das Hoch gebirge der Nördlichen Kalkalpen mit seinen Felsspitzen sichtbar.

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