Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 1/2, 1967

die den Seespiegel um 5 cm senkten und den Traunwasserstand um 35 bis 45 cm hoben. Im Jahre 1573 wurde die Klausanlage erhöht. Vor dem Bau der Klause dürfte der Seespiegel um 70 bis 80 cm tiefer gewesen sein als heute. Der Bahnbau schuf gänzlich neue Ver hältnisse. Die Traunzüge hörten auf, die Treppelwege verfielen, die Traunreiter mit ihren Rössern gehörten nun mehr der Vergangenheit an. In • der zweiten Hälfte des 19. Jahr hunderts nahm die Entwicklung des Verkehrs einen stürmischen Verlauf. Im Jahre 1851 bekam Hallstatt ein Postamt, 1862 nahm der Raddampfer „Hallstatt" den Verkehr zwischen Steeg und Hall statt auf. Die Besucher Hallstatts, be sonders viele Gäste aus Ischl, konnten nunmehr mit dem Wagen nach Steeg und mit dem Schiff bis in den Markt fahren. Im Jahre 1872 kam der Tele graph — jetzt werden die Telegramme telephonisch nach Bad Ischl geleitet und dann erst dem Telegraph übergeben! Im Jahre 1875 wurde die Fahrstraße von der Gosaumühle nach Hallstatt erbaut, am 23. Oktober dieses Jahres fuhr die Lokomotive „Hallstatt" erstmalig bis nach Stainach-Irdning, am 6. November wurde das erste Salz in Obertraun der Bahn übergeben. Wie bereits erwähnt, wurde 1890 die Seestraße im Markt gebaut, dadurch fielen sowohl mehrere Häuser am See ufer als auch die Panzlbrücke. Mit dem Straßenbau um das Südende des Sees herum war die Entwicklung im wesent lichen abgeschlossen. Diese Entwicklung machte den See als Verkehrsmittel großenteils überflüssig. Zwar fuhr noch der Salinendampfer „Luise" mit den Salzmutzen nach Ober traun zum Industriegeleise, zwar wurde auf demselben Weg die Kohle für die Sudhütte in die Lahn gebracht, es wur den Holz, Betonschotter u. a. übers Wasser nach Hallstatt gebracht, doch die große Zeit des Sees als Beförderungs mittel war vorbei. Nur die „Fuhren", wie die Plätten hier heißen, hielten sich. Das Brennholz, das infolge des Raummangels in den zahl reichen Holzhütten nördlich und südlich des Marktes aufbewahrt werden muß, bringen die Fuhren auch heute noch in kleinen Mengen zu den Holzhütten im Markt. Früher kamen die Bergleute, die in Obertraun, dem ehemaligen „Traundörfl", ihre letzte Schicht verfahren hatten, in der Fuhr über den See, an läßlich der Taufe machten die jungen Erdenbürger die erste Bekanntschaft mit dem dunklen Wasserspiegel, Brautleute und Hochzeiter fuhren hinaus. Als Merkwürdigkeit, die wohl als einmalig bezeichnet werden kann, sind die Fahr ten des toten Christoph von Eysselsberg anzusehen, der in der Allerseelenkapelle unter dem Kirchenschiff ruht und in seiner letzten Verfügung bestimmt hatte, daß sein Sarg alle fünfzig Jahre auf dem See spazierengefahren werden solle, was auch lange geschah ... Doch der See verödete trotzdem nicht! Eine neue Macht trat in Erscheinung, der Fremdenverkehr. Die Bahn und später der Kraftwagen vermittelten den Besuch zahlreicher Gäste, die gerne in Mietbooten, seit den letzten Jahren in Elektrobooten, die Ruhe und Schönheit der Landschaft vom Wasser aus ge nießen. Der Fronleichnam wird nach wie vor mit großem Gepränge auf dem See gefeiert. Freilich, es ist nicht mehr wie ehedem, als die Frauen mit ihren kunstvoll ge schlungenen schwarzen Kopftüchern niederknieten, wenn das Altarschiff in der Lahn landete. Die Männer zogen den Hut und beugten sich. Heute drehen sie den Kurbelkasten und behalten die Zigarette im Mund... Doch, das Schauspiel dieser feierlichen Handlung muß jedem unvergeßlich bleiben, der es einmal erleben durfte. Worte ver sagen! Eines der größten Geschenke, die Gott Hallstatt gab, ist sein See! Die Häuser des Marktes haben in Jahrhunderten den Ufersaum und den Hallberghang erobert. Unbeschreiblich schön ist die gewaltige Bergumrahmung! Einen mäch tigen Wall bildet der Nordhang des Dachsteingebirges mit dem Speikberg und Däumel, dem Krippenstein, dem Rauhen Kogel, dem Zwölferkogel, der für die urgeschichtliche Stätte auf der Turmkuppe richtig die Mittagszeit an gab, dem Hierlatz mit seiner großen Höhle, dem gewaltigen Rücken des Sarsteins und vielen anderen! Ringsherum klettert der subalpine Mischwald mit Fichten, Bergahornen, Tannen und Lärchen die Steilhänge hinan, nur da und dort von Schutt rinnen unterbrochen. Behütet von ihrem Kranze liegt der dunkle, ernste See. So war es schon vor Jahrtausenden, als die Einbäume still dahinglitten und den Menschen zum Salz brachten. Siegfried Torggler Großer Odsee Schon schimmern aus der Tiefe die blinkenden Fenster des Reiches der Nixe aus feuchtem grüngoldenem Grund. Libellen pfeilen buhlend darüber. Kühlende Winde flüstern Worte, die seltsam und verschlüsselt sind — Siegfried Torggler Schiederweiher In seinen Tiefen spiegelt sich der hochgetürmten Berge Schnee in einem Grün von Malachit und Ghrysopras. — Nur, wenn ein Fisch im Sprung das dünne Glas der Flut zerbricht, — schwanken und zittern die Giganten der Berge mit im blinkenden,gischtenden Licht

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