Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 1/2, 1967

tationsformen, sind jedoch auch sonst zu beachten. Sie bilden eine Art von Museen, die es den Forschern auf dem Gebiete der Pollenanalyse ermöglichen, Einblick in das Vegetations bild längst vergangener Jahrtausende zu gewinnen. Sie sind der Zufluchtsort für das Wild zur Setzzeit und bieten dem Auer- und Birkwild Nistgelegenheiten und reichliche Beeren äsung. Manche dieser Moore sind willkommene Wasser reservoire. Forstlich ist dafür zu sorgen, daß die Moore nicht ausbrechen und sich auf Kosten des Wirtschaftswaldes er weitern. Wegen ihrer Flächengröße besonders zu erwähnen sind im nordöstlichen Mühlviertel das Tannermoor, das mit 90 ha das größte Mühlviertier Moor ist, die Königsau und das Rosenhofer Moor, im nordwestlichen Mühlviertel die Bayrische Au, ein Spirkenmoor von ganz besonderem Inter esse. Hier kommt der reizende Siebenstern (Trientalis europaea), ein Eiszeitrelikt, besonders häufig vor. Die bisher angeführten Landschaftsteile des Mühlviertels haben mit ihren dunklen, ernsten Wäldern und auch mit ihrem Pflanzenkleid viel Ähnlichkeit mit nordischen Land schaftsbildern. Es fehlen nur die zahlreichen Wasserflächen. Steht man jedoch am Rosenhofer Stauteich und läßt das Auge auf der weiten Landschaft ruhen, eine Landschaft, die sich im Wasser des Sees spiegelt, so erlebt man im kleinen die nordische Landschaft, wie sie in großen Teilen Schwedens und. Finnlands großflächig zu finden ist. Das Hügelland Das Hügelland bringt die entzückende Vielgestalt und Abwechslung in das Mühlviertel und macht es so sehr für Erholungsuchende geeignet. Bereits auf kurzen Spaziergängen können mühelos Sonnen- und Schattenhänge durchwandert werden, und demgemäß entrollen sich immer neue Bilder dem Beschauer. Das Hügelland stößt im zentralen Teil bei Linz sowie im Westen und äußersten Osten bis an die Donau vor. Auch der Wald zeigt ein viel bunteres Bild. Es ist dies vor allem auf das Klima zurückzuführen. Während wir uns bisher in der oberen Buchenstufe (kühle Waldstufe), ein wenig sogar in der Nadelwaldstufe (kalte Waldstufe) bewegt hatten, ist das Hügelland zum überwiegend größeren Teil in der mitt leren Buchenstufe (warme Waldstufe) gelegen, die einer viel größeren Zahl von Baumarten Lebensmöglichkeit sichert. Hier gibt es zusätzlich Eichen, Hainbuche, Spitz- und Feldahorn, Linden, Ulmen, Wildkirschen und viele Sträucher. Die Donau leiten und das besonders klimabegünstigte Gallneukirchner Becken liegen sogar in der unteren Buchenstufe (sehr warme Waldstufe). Hiezu kommt noch, daß die Expositionen klein flächig verschiedene Richtungen einnehmen und auch klima tische Unterschiede erbringen. Die Grundgesteine und Böden sind im wesentlichen nicht viel anders als bisher, nur daß sie mehr ineinander verzahnt sind und zum Teil andere Variationen bilden. So spielt hier der Perlgneis, feinkörnig und grobkörnig ausgebildet, eine größere, recht günstige Rolle. Der feinkörnige Granit tritt zusätzlich als Mauthausener Granit auf. Ärmere und vor allem empfindlichere Böden liefert der Altenberger Granit und manch anderes mehr. Immerhin beteiligt sich auch das Grundgestein an der Formung des Waldbildes. Das Hügelland war so wie die Ebenen von jeher dichter besiedelt. Es kommt deshalb auch dem menschlichen Einfluß bei der Waldgestaltung erhöhte Wirkung im Sinne größerer Mannigfaltigkeit der Waldbilder zu. Da es sich größtenteils um viele kleine Waldbesitze handelt, sind im Walde vielerlei Einflüsse wirksam geworden, Einflüsse, die sich im Waldbild zeigen. Dabei sind grundsätzlich zwei Wirtschaftsformen zu unterscheiden, und zwar der Plenterbetrieb, der das westliche Mühlviertel bis zur Kleinen Mühl umfaßt und das südöstliche Mühlviertel in der Gegend von Grein kennzeichnet, sowie der Kahlschlagbetrieb,der im übrigen Mühlviertsl die Regel ist. Im Plenterwald stehen auf allen Waldflächen die verschiedenen Altersstufen durcheinander. Es wird deshalb die Waldfläche niemals kahlgelegt. Nur jeweils die hiebreifen und hieb notwendigen Stämme werden herausgeplentert. Es können die Stämme aber auch gehortet werden, weil im Plenterwald die Bäume ihre natürliche Altersgrenze von mehreren hundert Jahren erreichen können und dabei immer noch beträchtlich Holz ansetzen und gesund bleiben. Es gibt deshalb im Plenterwald bei sparsamer Wirtschaftsweise sehr massen reiche Bestände. Die bäuerlichen Plenterwälder im Räume von Julbach und Peilstein haben europäische Berühmtheit erlangt, und zahlreiche Exkursionen des In- und Auslandes bewundern alljährlich die dortigen herrlichen Mischbestände aus Buche, Tanne und Fichte. In den Plenterwäldern hat sich die naturgegebene Holzartenmischung voll erhalten können. Es haben sich in den aus der Naturverjüngung erwachsenen Beständen die bodenständigen Baumrassen rein bewahrt. Die im Kahlschlag bewirtschafteten Kleinbesitze haben bei weitem kein so erfreuliches Aussehen zu bieten. Die zeitweise Bloßlegung des Bodens durch die Holzernte hat eine Störung des Bodenlebens zur Folge. Durch Mängel und Fehler bei der Aufforstung und mehr noch durch Unterlassungssünden bei der Bestandespflege kommt es zu einer unwillkommen starken Einwanderung von Birken, Kiefern und verschiedenen Sträu chern, die sich die dargebotene Freifläche zunutze machen und die aufgeforsteten Holzarten verdrängen. Da die Nieder schläge im Hügelland merklich geringer sind und oft 800 mm nicht erreichen, ist insbesondere auf sonnigen Hängen die Freilage mit erhöhter Trockenheit verbunden, und es kommt zum ungünstigen Heidelbeer-Trockentyp. Die Jahrhunderte hindurch ausgeübte Streunutzung hat den Boden immer mehr verarmt und ihn für anspruchsvollere Holzarten schwer erträg lich gemacht. Die wirtschaftlichen Nachteile der Kleinflächen kommen stark zur Geltung, Nachteile, die bei plenterwaldartiger Bewirtschaftung fast unbekannt sind, weil dort keine Schlagränder existieren, keine gefährdeten gleichaltrigen Bestände vorliegen und manch anderes mehr. Man sieht des halb unter diesen obwaltenden Umständen zahlreiche Kiefernund auch Birkenbestände im Heidekraut-Typ. Das Heidekraut (Calluna vulgaris) zeigt die starke Nährstoffverarmung des Oberbodens an. Es sind dies sekundäre Erscheinungen, die sich, so wie sie entstanden sind, auch wieder zum Besseren wenden lassen, wenn durch waldpflegliche Maßnahmen mit geholfen wird. Hier kann die künstliche Düngung des Wald bodens im Verein mit dem Anbau von Erlen und Lupinen die Voraussetzung für die Wiedereinbringung von wertvolle ren Holzarten schaffen und hier die reicheren Gaben des Klimas zur Nutzung bringen. Das Heidekraut wird dann verschwinden und über den Astmoos-Heidelbeer-Drahtschmieletyp auf trockenen, über den Torfmoos-HeidelbeerDrahtschmieletyp auf feuchten Hängen der SauerkleeSchattenblümchentyp erreicht werden können. In letzterem Typ bilden Fichten, Buchen, Tannen die Hauptholzarten. Eichen, Linden und Hainbuchen bauen den schützenden Wald saum auf. Der Waldsaum hat hier besondere Bedeutung, weil der Wald im Hügelland in vielen kleinen selbständigen Gehölzen in Erscheinung tritt. Die Kiefer wird als Mischholzart auf die extrem trockenen Hänge verwiesen. Solche Umwand lungsbestrebungen sind bereits im vollen Gang. Die Tiefebenen Die Tiefebenen gehören der Landwirtschaft und sind nur insoweit dem Walde vorbehalten, als der Einflußbereich der Donau dies erzwingt. Hier breiten sich dann die Auwälder aus. Es sind dies Laubwälder, die bis vor wenigen Jahren als Erlen-Brennholz-Niederwald in Erscheinung traten, seither aber bereits zum größten Teil mit Kulturpappeln, Baum weiden, Eschen, Ahorn, Ulmen und anderen Laubnutzhölzern

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