Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 1/2, 1967

Böden, die aus Schiefergneis, Hornblendegneis, Hornfels, Amphibolit gebildet sind, verhalten sich in jeder Hinsicht weitaus günstiger. Sie sind nährstoffreicher, besser kalk versorgt, deshalb viel weniger zur Versauerung neigend, wasserhaltender, haben aber einen gefährdeten Lufthaushalt. Wird letzterer durch Beimischung tiefwurzelnder Baumarten zur Fichte, wie Tanne, Buche, Ahorn, und durch ein reiches Bodenleben gesichert, so ergeben sich ausgezeichnete Wald böden. Auf diesen Böden konnten sich die Mischwaldreste erhalten, wie dies sehr schön an der alten Plöckensteinseestraße im Revierteil Buchwaldl des Stiftes Schlägl zu sehen ist. Hier stellt sich der Waldmeister-Sanikeltyp ein, der durch zahlreiche anspruchsvolle Kräuter gekennzeichnet ist. Im Mittelgebirge des Ostens gegen Niederösterreich zu herrscht Granit vor. Dieser zeigt sich in zwei Gestalten, und zwar als grobkörniger Granit (Weinsberger Granit) und als feinkörniger Granit (Freistädter Granodiorit). Beim Vergleich der chemischen Zusammensetzung der beiden Granite ergibt sich ein Unterschied im prozentuellen Anteil derjenigen Stoffe, denen für die Beurteilung des Nährstoffhaushaltes eines Bodens erhöhte Bedeutung zukommt. Der grobkörnige Granit enthält etwas weniger Kalk (CaO), aber doppelt soviel Kali (K2O) und viermal soviel Phosphor säureanhydrit (P2O5) als feinkörniger Granit. Der geringere Kalkgehalt wird durch die Lockerheit des Bodens und die dadurch bedingte bessere Durchwärmung desselben aus geglichen. Im Vegetationsbild zeigt sich deutlich, daß der grobkörnige Granit weit bessere Wuchsbedingungen schafft, wenn dafür gesorgt wird, daß der Wasserhaushalt des Bodens dem Optimum nahebleibt, also genügend Bodenfeuchtigkeit vorhanden ist. Es kann auf ihm der gute WaldmeisterSanikeltyp erreicht werden. Das Verwitterungsprodukt des feinkörnigen Granits ist ein feinsandig-lehmiger, an sich guter Mineralboden, der jedoch zur Verdichtung neigt. Durch die erhöhte Kapillarwirkung wird Feuchtigkeit aus dem Grundwasser hochgezogen, so daß leicht Vernässungen entstehen. Ein Übermaß an Feuchtigkeit erhöht die Kältewirkung und bedingt Klimaverschlechterung, verstärkt weiter die Luftarmut des Bodens und hemmt das Bodenleben. Gehemmtes Bodenleben hat Anhäufung von Rohhumus zur Folge, was zur Versauerung und zum Aus gangsort von Naßtorf- und Hochmoorbildung führen kann. Besseres als der Sauerklee-Schattenblümchentyp ist hier nicht zu erreichen. Im. gesamten Mittelgebirge des Mühlviertels ist der Rotbuchen-Tannen-Fichten-Wald im Klimagebiet der oberen Buchenstufe naturgemäß. Er entwickelt sich auf den Granit böden aus der Heidelbeerheide über die Eberesche mit Birken beimengung zum heidelbeerreichen Fichtenwald, in welchem sich die Rotbuche im Unterwuchs einfindet, an Lebenskraft gewinnt, bescheiden in das Oberholz vorstößt und schließlich mit der Tanne den Buchen-Tannen-Fichten-Mischwald bildet. Auf besonders begünstigten, frischdurchfeuchteten und mit Feinerde angereicherten Unterhängen sowie auf Schiefergneis-, Hornblendegneis-, Amphibolitböden erfolgt die Entwicklung über einen Grauerlen-Vorwald zum Eschen-Bergahorn-Wald und nach Einwandern von Fichte und Tanne zum Mischwald, in welchem jedoch das Laubholz einen maßgeblichen Anteil einnimmt. In beiden Fällen ist in der natürlichen Entwicklung die Fichte vertreten und deshalb standortsgemäß. Es konnte deshalb auch leicht gelingen, dies besonders auf den ärmeren Granit böden, reine Fichtenbestände zu erzwingen. Die Erkenntnis, daß hiermit der natürliche Rahmen, innerhalb welchem Holz artenverschiebungen ohne Schaden vorgenommen werden können, schon überschritten ist, führt gegenwärtig zu einer Bestandesumwandlung in Richtung zum naturgemäßen Misch bestand, wobei jedoch gegenüber dem Naturwald im Wirt schaftswald so viel Fichte angestrebt wird, als der Boden ohne Einbuße an Fruchtbarkeit erträgt und ohne daß die Sicherheit der Bestände gefährdet wird. Die Hochebenen und Moore Die Hochebenen durchziehen mit Unterbrechungen das nörd liche Mühlviertel. Sie haben besondere Ausdehnung im zen tralen Raum. Kleinere Verebnungen finden sich jedoch überall. Sie werfen dieselben Probleme auf wie die Hochebenen im großen. Das Hauptproblem bildet hier für die Land- und Forstwirt schaft der Wasserhaushalt des Bodens in allen Fällen, in denen sich aus dem Verwitterungsprodukt des Untergrundes schwere Böden ergeben, wie dies bei den feinkörnigen Grani ten und Gneisen häufig vorkommt. Die ebene Lage im Verein mit dem schwerdurchlässigen Boden und der Kapillarwirkung von unten her begünstigt ausgedehnte Vernässungen. Die Wasserbewegung ist gering, stagnierendes Wasser häufig. Dies aber bewirkt, daß fruchtbares Wasser zu unfruchtbarem, versauertem Wasser degradiert wird und ein Pflanzenbewuchs entsteht, in dem in Massen Riedgräser (Carex-Arten), Pfeifen gras (Molinia coerulea), Simsen (Juncus-Arten), Wollgräser (Eriophorum), Torfmoose (Sphagnum) usw. vorhanden sind, die landwirtschaftlich fast wertlos erscheinen. Früher wurden sie zu Roßheu oder als Einstreu in Stallungen verwendet. Wo die Vorflut ausreicht, wird durch Dränagierungen eine Normalisierung des Wasserhaushaltes angestrebt. Wo dies jedoch nicht möglich ist, muß der Wald die Entwässerung vornehmen. Es war naheliegend, die ebenen Flächen zu roden und sie der Landwirtschaft zuzuweisen. Es war der Boden gut, und eine Gefahr schien nicht zu bestehen. Man hatte jedoch übersehen, daß es der Wald ist, der den Wasserhaushalt normal erhielt, und mit der Rodung des Waldes die dauernd wirksame und notwendige Regulierung des Wasserangebots verlorengehen würde. Man hätte die Gefahr erkennen können, hätte man die Bodenflora im Walde, den Vegetationstyp beachtet. Das Vorhandensein des Torfmoos-Heidelbeer-Drahtschmieletyps oder gar schon der Typ des anmoorigen Fichtenwaldes würde darauf hingewiesen haben, daß Gefahr im Verzug sei. Man hätte wissen müssen, daß bei einem solchen Florenaspekt allein der Wald eine Nutzungsmöglichkeit erbringt. Der Wald entnimmt etwa im Durchschnitt 25.000 Liter Wasser täglich während der Vegetationszeit. Bleibt diese Wassermenge als Überschuß im Boden, so ist an eine geregelte landwirtschaft liche Nutzung nicht mehr zu denken. In den letztvergangenen Jahren wurde unter Aufwand von großen Kosten nach Tiefpflügung der Flächen durch Wiederaufforstung versucht, die Fehler der Vergangenheit wieder gutzumachen. Aber auch die Forstwirtschaft hat die vorliegenden Sonderverhältnisse sehr zu beachten und muß Kahlschläge vermeiden, denn jeder Kahlschlag unterbricht die erforderliche Wasserentnahme, führt zur Versumpfung und zu einem viele Jahre andauern den, kostspieligen Kampf um Wiederbegründung eines Waldes. Soweit es sich um den Torfmoos-Heidelbeer-Drahtschmieletyp handelt, ist auch hier der Buchen-Tannen-Fichten-Misch wald anzustreben, reine Fichtenbestände in diese Richtung umzuwandeln. Die Tanne ist allerdings beim derzeitigen hohen Wildstand nur unter Zaunschutz aufzubringen bzw. es müßte vorübergehend auf Rehwild und Hochwild weit gehend verzichtet werden. Handelt es sich um den anmoorigen Fichtenwaldtyp, kann auf die Buche nicht mehr gerechnet werden. Hier ist die Moorbirke und die Anmoor-Höhenkiefer, eine der Anmoorigkeit angepaßte Rasse der gemeinen Weiß kiefer,zur Bestandesmischung heranzuziehen. Die im Mühlviertel zahlreich anzutreffenden Hochmoore ge hören pflanzensoziologisch zu den interessantesten Vege-

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