Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 1/2, 1967

und Bedeutung ermöglichen. Es wird ja immer deutlicher, daß es besser ist, durch Aufklärung und Schutzstellung vorzubeu gen, als dann, wenn es fast zu spät ist, mit Aufwendung unverhältnismäßiger Energie retten zu müssen, was schon fast verloren war. Für diesen „Naturschutz-Kataster" sei noch einiges in Erinnerung gebracht, was zum größten Teil auf die lebenslange Beschäftigung Seidls mit diesem Anliegen zurück geht (siehe Seidl 1954 und Weinmeister; Nachruf für Dr. Seidl, Oö. Kulturbericht v. 14.12.1962). Als hervor ragende Landschaften bieten sich für einen notwendigen behördlichen Schutz in einer der oben besprochenen Arten an; I. Im Mühlviertel und Sauwald; 1. Das oberösterreichische Donautal L —>■ P. — 2. Ein engerer und weiterer „Grüngürtel von Linz" L -h F. — 3. Teile des Böhmerwaldes L -h R. — 4. Blocklandschaften bei Sandl und Königswiesen L—>P. — 5. Gewisse Teile der Bachlandschaften und Schluchten, z. B. der Naarn, Wald- und Feldaist, der Großen und Kleinen Gusen, des großen und kleinen Rodeltales L—>-P. — 6. Einige Moore, z. B. Tannermoos, Tannerau bei Liebenau, N —VN. II. Im Traunviertel; 1. Auhirschreservat in der Donauau bei Enns VN. — 2. Steyrdurchbruch und Steyrschlucht unterhalb Mölln L — P. — 3. Gewisse Flußstrecken der Alm L^P. 4. Traunfall P. — 5. Eibenmischwald am Lansberg bei Leon stein N. — 6. Feuerkogelgebiet — Pflanzenschongebiet P, und andere mehr. Diese Liste beansprucht keinerlei Vollständigkeit. In Oberösterreich scheint man noch gewissermaßen „betriebs blind" zu sein für die großen landschaftlichen Schätze, ander seits aber doch zu fühlen, daß mit den bis jetzt erklärten Naturschutzgebieten nicht gerade das Wichtigste erfaßt ist, wenn für die Zuerkennung der „Europaetikette" die Hagen auer Bucht, ein künstlicher Stausee (!), und das immer noch „in Unterschutzstellung befindliche" Ibmer Moos vorgeschla gen wurden. Wie Machura in Natur und Land 5/1965 be richtet, ergibt sich daraus die paradoxe Tatsache, daß unser an Naturschönheit so hervorragendes Land überhaupt keine Europamarke verdienen würde! Aus den obigen Ausführungen über die „Naturschutzgebiete Oberösterreichs" könnte vielleicht der Eindruck gewonnen werden, daß Naturschutz doch eigentlich in erster Linie eine naturkundliche und ästhetische Angelegenheit ist. Nichts läge wohl weniger im Sinne seines Kerngehalts, seiner in den letzten Jahrzehnten immer klarer hervortretenden eminenten Bedeutung für das Leben des Menschen und für die Erfüllung des göttlichen Auftrages, den dieser auf der Erde zu erfüllen hat! Seine „Kultur" kann gar nicht bestehen, wenn er sich nicht weise in das Ganze der Natur einfügt. Als Plünderer und rücksichtsloser Verbraucher zerstört er, wie die Geschichte hundertfach beweist, seine Lebensgrundlagen; als „Gärtner" und Hüter der Erde erfüllt er seinen Lebensauftrag. Es gilt auch der Natur gegenüber an Stelle der Selbstsucht die Selbstzucht zu setzen, wenn die Menschen nicht „die Freiheit und das Leben" verlieren wollen! In diesem Sinne ist Naturschutz eine eminente Aufgabe der sittlichen und religiösen Erziehung, aber auch eine Aufgabe für den rechten Naturkundeunterricht. Es gilt hier, sehr tief reichende Irrtümer zu erkennen und zu berichtigen! Die als Präambel gedachte Einleitung zum Entwurf des oberösterreichischen Naturschutzgesetzes bringt klar zum Aus druck, worum es im Naturschutz eigentlich geht; „Natur und Landschaft sind Grundlagen allen menschlichen Seins und Wirkens. Die Menschheit ist mit Boden, Wasser, Luft, Pflanzen und Tierwelt schicksalhaft verbunden. Ihre gedeihliche Wirtschaft und geistige Entwicklung ist nur dann möglich, wenn sie sich im Rahmen und im Gleichgewicht mit der übrigen Natur vollzieht." Angeführtes Schrifttum Die Aufsätze „Naturschutz als kulturelle Verpflichtung des Landes" im Winterheft 1965 und „Geschützte und schutzbedürftige Land schaften Oberösterreichs" bilden eine geistige Einheit und werden durch diese Literatur zusammengefaßt. J. Bodamer: Der Mann von heute, Herder-Bücherei 171. Derselbe: Der Mensch ohne Ich, Herder-Bücherei 21. W. Engelhardt: Nur der richtige Weg führt zum Ziel, in: Jahrbuch des Vereines zum Schutz der Alpenpflanzen und -tiere, München 1964. D. Erlinger: Die Vogelwelt des Stauseegebietes Braunau-Hagenau, in; Jahrbuch des OÖ. Musealvereines 1965. St. Franz: Die ökologischen Ordnungsgesetze und der Mensch, in; Wissenschaft und Weltbild, Juni 1962. H. Gams: Auftrag auf Errichtung eines Naturschutzgebietes Filzmöser, Handschreiben an die höh. Naturschutzbehörde Linz, vom 22. Juli 1941. Derselbe: Fortschritte der alpinen Moorforschung v. 1932—1946, in: österr. Bot. Zeitschr. 94, p. 235—264. Derselbe; Das Ibmer Moos, in; Jahrbuch des Oö. Musealvereines 1947. R. Guardini; Die Situation des Menschen, in: Künste im techni schen Zeitalter, München 1953. R. Krisai; Pflanzengesellschaften aus dem Ibmer Moor, in: Jahr buch des OÖ. Musealvereines 1960. Derselbe: Antrag auf Erklärung von Teilen des Ibmer-MoosKomplexes als Naturschutzgebiete, Handschreiben a. d. Amt der oö. Landesregierung 1963. F. Lipp: Die unbekannten Seen des Salzkammergutes, in: Ober österreich, Sommerheft 1958. Geschützte Natur, Naturschutz-Handbuch für Oberösterreich, Linz 1965. L. Machura: Natur, Naturschutz und Landschaftspflege in Nieder österreich. Derselbe; Grundsätzliches über Naturparke, in: Natur und Land, 4/1965. Derselbe: Um eine Europäische Etikette, in: Natur und Land, 5/1965. A. Micheler: Die voralpine Salzach, in: Jahrbuch des Vereins zum Schütze der Alpenpflanzen und -tiere, München 1959. Derselbe: Flußland der Salzach vor dem Umbruch, ebendort 1965. J. Rohrhofer: Naturkundliche Wanderziele in Oberösterreich, Wels 1948. J. Schadler (mit Ruttner und Weinmeister): Das Traunseeostufer und die geplante Forststraße durch die Traunsteinwand, in: Jahr buch des Oö. Musealvereines 1961, pag. 104. Derselbe (mit Weinmeister): Naturschutz in öberösterreich 1957 bis 1962, ebendort 1963. Derselbe: Hinterstoder — Geologie und Landschaft — in diesem Heft. H. Seidl: Natur- und Landschaftsschutzgebiete in Oberösterreich, in: Natur und Land 1954. Derselbe: Viele Schriften; siehe Bibliograph. Lexikon 1958. A. Sighartner: Rohstoff: Schönheit der Landschaft, in: Natur und Land 1954 / 4—6, und Zeitschrift Oberösterreich, 3/4, 1965. H. Steinbach: Vegetationsverhältnisse des Irrseebeckens, in: Jahrbuch des Oö. Musealvereines 1930. Derselbe: Vom Pflanzenkleid des Irrseebeckens, in Oö. Heimat blätter, Jahrgang 13/3, 1959. A. Stifter: Zitat aus: Sämtliche Werke, Prag 1904, 4/1, S. 227. B. Weinmeister: Die besondere Schutzwürdigkeit des Stodertales, in: Natur und Land 1965/1. Derselbe: Die Filzmöser beim Linzer Haus am Warscheneck, in: Jahrbuch des Oö. Musealvereines 1965. J. Zeitlinger: Über Kleinseen im Flußgebiet der Alm und Steyr, in: Jahrbuch des Oö. Musealvereines 1928. Derselbe: Wald und Waldwirtschaft um das mittlere Steyrtal, ebendort 1966.

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