Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 1/2, 1967

wird es leichter möglich, die vielen Besucher zur Zurückhaltung der Natur gegenüber zu bewegen und die „Verbauung" durch private „Fremdenverkehrsunternehmer" wirksam zu bremsen; doch gelang es wegen der günstigen Lage des Standortes nicht, den Bau des störenden Fernsehsenders zu verhindern. Der Sender wurde unmittelbar neben dem Gipfelkreuz errichtet, obwohl heute zugegeben wird, daß man hiefür auch eine geeignetere Stelle hätte finden können. Die schöne und arten reiche Vegetation des Gebietes, in dem auch ein merkwürdiges Nebeneinander von Pflanzen mit gegensätzlichen Standort ansprüchen auf engem Raum festzustellen ist, rechtfertigt die Erklärung zum Naturschutzgebiet auch in naturkundlicher Sicht. Im ganzen handelt es sich im gegenständlichen Falle um einen Landschaftsteil, der, nach Ansicht des Verfassers, die Funktion eines Naturparks strengerer Prägung im Rahmen des berühmten „Kurraumes" von Bad Ischl hat. Darauf wären die Maßnahmen zu seiner Hütung und Pflege auszurichten. Der Dachstein (N). — Von dem vielberühmten, vielleicht schönsten Bergstock der Nordostalpen ist in unserem Lande nur ein sehr eng begrenztes Gebiet, welches den kleinen und großen Gösau-, den Schneeloch-, den Hallstätter, den Schlad minger Gletscher und den Eissee einschließt, als Naturschutz gebiet festgestellt; praktisch also nur die Gletscherregion. Eine zweckentsprechende Erweiterung desselben wurde sofort nach Bekanntmachung vom amtlichen Naturschutzbeirat be antragt. Von Seidl war laut Verzeichnis in der Festschrift „Naturschutz in Oberösterreich" (Natur und Land, 1954) ein Gebiet von etwa 200 Quadratkilometern in Aussicht genom men, das vermutlich, wie das anschließende steiermärkische, als Landschaftsschutzgebiet gemeint war. Da bisher vom Naturschutzbeauftragten bzw. der Naturschutzbehörde keine zielführenden Schritte unternommen worden sind, wäre es eine dankenswerte Aufgabe für ortskundige Herren des Naturschutzbundes, hiefür konkrete Vorschläge auszuarbeiten. Schon Simony soll den staatlichen Schutz gewisser wissen schaftlich bedeutsamer Karsterscheinungen im Gebiete ver langt haben. Die naturkundliche Rechtfertigung des Schutz anspruches scheint durch die lebenslange wissenschaftliche Arbeit Mortons unbezweifelbar. Die Erschließung durch die Krippenstein-Seilbahn macht die Bezeichnung gewisser Teile und ihre sinngemäße Widmung und Pflege als Naturpark notwendig. Man möge sich aber, gerade im Interesse des tieferen Sinnes der Touristik, vor einer weiteren Über erschließung der sakrosankten Region des Berges hüten und die diesbezüglichen Vorstellungen von selten des Institutes für Naturschutz und des Naturschutzbundes beherzigen! Bisher wurden — bis auf den oben vorgeschlagenen Huckingersee im Weilhart — die, bis jetzt in Oberösterreich bestehenden Naturschutzgebiete, welche durch Verordnungen der Landesregierung als solche festgestellt sind, besprochen. Nun sollen noch einige behandelt werden, für die ein Antrag entweder schon eingereicht oder weitgehend vorbereitet ist. Hinterstoder (P + DD + VN; beantragt). — Einer weiten, vergleichenden Oberschau bietet sich das Stodertal als ein kostbares landschaftliches Kleinod unserer Heimat an. Es kommen ihm darüber hinaus alle jene Eigenschaften in her vorragendstem Maße zu, welche nach § 2 des Naturschutz gesetzes 1964 Bedingungen für die Schaffung von Natur schutzgebieten sind: völlige oder weitgehende Ursprünglich keit und Reichtum an seltenen Pflanzen sowie Tierarten und Naturdenkmalen. Aus diesem Grunde haben seit Jahrzehnten Heimatfreunde, Künstler, Naturkundler in Wort und Schrift auf die Notwendigkeit hingewiesen, hier ein großes Naturund Landschaftsschutzgebiet zu errichten, ehe es zu spät ist und die kostbaren Schätze vertan sind. Sie taten dies in der Hoffnung, ihre Anregung würde die hauptamtlich mit Natur schutz befaßten behördlichen Dienststellen veranlassen, von sich aus die entsprechenden Maßnahmen zu treffen. Um diese im höchsten kulturellen und öffentlichen Interesse liegende Angelegenheit wieder in Erinnerung zu bringen und in aller Form zu betreiben, stellte die Landesgruppe Oberösterreich des österreichischen Naturschutzbundes am 24. Juni 1964 den Antrag auf Feststellung des in einer Karte und einer Beschrei bung umgrenzten Gebietes als Naturschutzgebiet. Dieser Antrag war begründet durch sechs Gutachten. Auf eindrucks vollste und nicht überhörbare Weise zeichnet der Landes geologe, Gründer und erste Vorsitzende der Landesgruppe Oberösterreich des österr. Naturschutzbundes, Dr. J. Schadler, die Hauptcharakterzüge des Stodertales: Großartigkeit, Ab geschlossenheit, Ursprünglichkeit, und zeigt sie durch den geologischen Bau begründet. Der Verfasser versuchte die Schutzwürdigkeit des Stodertales aus seiner Flora abzulesen, die er als besonders reich an seltenen, schönen und schutz bedürftigen Arten nachweisen konnte. Er kommt dabei zu der allgemein gültigen Feststellung: „Eine besonders aus gezeichnete Landschaft bedingt meist auch eine vielfältige und schöne Flora, wie wiederum eine solche den — wenn auch nur unbewußt erlebten — Reiz einer beglückenden und heil samen Umwelt ausmacht. Damit ist eine reichhaltige Flora Folge und Bestimmungsstück einer vielfältigen und reizvollen Landschaft zugleich" (siehe Natur und Land, 1/1965). Schadler kommt zu dem Schluß: „Bei einer Wertung der Naturdenk mäler und Naturlandschaften in europäischer Sicht, bei An legung eines strengen, überstaatlichen Maßstabes ragt die Bedeutung und Einmaligkeit Hinterstoders so hervor, daß ihm die Europamarke des Naturschutzes zuzuerkennen ist. (Siehe: Hinterstoder — Geologie und Landschaft — in diesem Heft.) Möge die Feststellung als Naturschutzgebiet von sehen der Landesregierung dieser Tatsache gebührend Rechnung tragen! Das Ibmer Moos (N -L VN; beantragt). Der letzte Antrag, bestimmte Teile des Ibmer Mooses als Naturschutzgebiet zu erklären, wurde von Dr. Krisai, dem Bezirksbeauftragten für Naturschutz in Braunau, am 11. August 1964 eingebracht. Es wird hier auf das beim Heradingersee Mitgeteilte verwiesen. Nach dem höchst betrüblichen, hoffnungslosen Aufforstungs versuch von 8 Hektar der pflanzengeographisch bedeutsamen Zwischenmoor-Komplexe des Pfeifferangers ist nunmehr das in Krisais Antrag an vierter Stelle genannte Gebiet in Gefahr, das noch die einzigen guterhaltenen Hochmoor-Regenerations komplexe des Ibmer Moors aufweist! Es wurde hier ein 10 ha großer Moorkomplex von der oö. Landesregierung angekauft. Das Salzachtal (L) — von der Landesgrenze bis zur Mündung (Antrag Krisai) — ist eines der letzten Alpenvorlands-Flußtäler ohne Kraftwerke, mit großartigen Landschaftsbildern und naturnaher Vegetation. Vom Naturschutz in Bayern wurden schon mehrmals Schutzanträge eingebracht, welche durch die Veröffentlichungen Anton Michelers im Jahrbuch des Vereines zum Schutz der Alpenpflanzen und -tiere 1959 und 1965 bestens begründet erscheinen. Die Landesgruppe Oberösterreich des österr. Naturschutzbundes schließt sich den Argumenten Michelers und Krisais vollinhaltlich an. Das Wildmoos oder Neuhäusler Hochmoor bei Mondsee (VN -p D; Vorschlag) ist „in seinem Aufbau und seinem Pflanzenbestand als der vollendete Typus eines Hochmoores der Jetztzeit anzusprechen". — „In den letzten Jahrzehnten wurde an ihm nichts geändert, und seine ergreifende Schönheit ist erhalten geblieben" (Steinbach). Das im Quellgebiet der Vöckla liegende Moor ist auch zur Erhaltung einer gleich mäßigen Wasserführung wichtig. Dieses „Kleinod des Mond-

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