Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 1/2, 1967

Stiches für den Hausgebrauch widerspricht jedoch dem eigent lichen Zweck des Schutzes, während die Streumahd als günstig anzusehen ist. Die Hagenauer Bucht(VN) — ein durch das Kraftwerk EringFrauenstein künstlich geschaffener Stauraum zwischen der Mattigmündung und dem Schloß Hagenau (innabwärts von Braunau), ist zum „Vogelparadies" geworden, in dem eine außergewöhnlich große Zahl von Vogelarten und Individuen brütend, überwinternd oder am Durchzuge festgestellt werden konnte. G. Erlinger hat im Jahrbuch 1965 des Oö. Museal vereines darüber ausführlich berichtet und auch die notwendi gen speziellen Schutzbestimmungen vorgeschlagen, die zum größten Teil indirekt in § 2 der betreffenden Naturschutz gesetzverordnung vom 22. März 1965 aufgenommen er scheinen. Im ganzen handelt es sich um ein streng zu hütendes, wissenschaftlich sehr wertvolles Vogelschutz-Reservat. Nach den — außer dem Huckingersee — gesetzlich festgestell ten Naturschutzgebieten im Innviertel wenden wir uns dem bisher einzigen des Mühlviertels zu,dem Pesenbachtal(P-bD). Das schluchtartig in das kristalline Grundgebirge der uralten „Böhmischen Masse" eingesägte Durchbruchstal mündet beim Kneippkurort Mühllacken in die Feldkirchner Donauebene. Es ist ein seit langem beliebtes Wanderziel, enthält mehrere bedeutungsvolle geologische „Naturdenkmale", wie den „Kerzenstein", die „Blaue Straße" usw., und ist selbst ein solches, dazu aber noch zum guten Teil ein geheimnisvoller Gesundbrunnen, dem die Kneippkuren in Mühllacken ihre besonderen Erfolge verdanken. Überaus heilsam und er frischend ist das Atmen der balsamischen Luft am rauschen den Bach, und die stille Herzensfreude, die das ewig wech selnde Spiel des Wassers, sein Stürzen und Schäumen zwischen den mächtigen Felsblöcken, sein Fließen und Spiegeln dem Betrachter gewährt. Besonders eindrucksvoll ist die Schlucht hinter der Schlagerwiese. Sie ist bis heute nur durch einen Steig aufgeschlossen, der zum Kerzenstein führt. Das stark bewegte Hügelland am Rande der Donauebene bietet eine 0^ große Zahl der schönsten Spaziergänge. Viele Ruhebänke an landschaftlich bevorzugten Stellen, die nicht gerade durch schreiende Farben auffallen sollten, betonen den Charakter des „Naturparkes". Die Flora und Fauna des Gebietes deuten, wie der seinerzeitige Weinbau, auf ein begünstigtes Klima, verdienen Beachtung und Schutz. Dem Verschönerungsverein ist für die Betreuung des Gebietes zu danken. Die Aufstellung besonderer Schutzbestimmungen und Richtlinien durch die Naturschutzbehörde sowie ent sprechende laufende Beratung wird in Hinkunft notwendig sein. Spezielle Vorschläge wurden schon vor mehreren Jahren hiefür ausgearbeitet. Das Pesenbachtal ist geradezu der Prototyp eines kleinen Naturparks, es ist seit dem 22. April 1963 zum Naturschutz gebiet erklärt. Im Traunviertel liegen: Das Planwiesengebiet in Leonstein (VN). — Es ist als aus gesprochenes Reservat zu betrachten. Der strenge Schutz, den es genießt, dient der Erhaltung einer außergewöhnlich reichen Flora. Die steilen, gegen Südost geneigten Herbstwiesen haben eine äußerst dünne, nährstoffarme Bodenkrume und begünstigen darriit eine Reihe anspruchsloser, besonders alpiner Gewächse; daneben auch solche, die wechselfeuchte Standorte bevorzugen und anderswo schon gänzlich verdrängt wurden; darunter z. B. eine Art, die höchstens noch von ein bis zwei anderen Fundorten in Oberösterreich bekannt ist. Ein nur einigermaßen befriedigender Waldwuchs ist auf diesen Hungerböden nicht zu erwarten. Die Abschließung ist hier leichter durchzuführen, weil das Gebiet im Landesbesitz ist, und liegt im Interesse der Wissenschaft. Es wird um Verständnis von Seiten aller jener gebeten, denen ein wirk samer Schutz der schönen, seltenen und gefährdeten Alpen blumen eine Herzensangelegenheit ist. Für die Anregung, Betreibung und Durchführung ist zu danken den Herren J. Zeitlinger, H. Seidl, Schellnast, R. Kolb. Das Naturschutzgebiet ,,Brunnsteinersee-Teichelboden" (N—^P -h VN) umfaßt ein altes Gletscherhochtal beim Linzerhaus über Spital a. P. In seinem Zentrum liegt der kleine Brunnsteinersee unter dem trogförmigen Brunnsteiner-Kar, aus dem noch zur Zeit der Schlußvereisung ein Hänggletscher herunterreichte. In mannigfachen Mäandern windet sich ein Bach dem „Teichlboden" zu, der leicht als verlandeter See anzusprechen ist. Über dessen westlichen Bereich und darüber hinaus wölbte sich im Laufe der Jahrtausende ein Hochmoor empor, das „Untere Filzmoos". Ein zweites von Latschen bewachsenes Moor liegt etwas oberhalb, dem Brunnsteinersee zu. Seit 25 Jahren wurde ein gesetzlicher Schutz für die Filzmöser angestrebt, welche nach Garns „zu den interessan testen Gebirgsmooren überhaupt gehören". Sie sind ein Naturdenkmal ersten Ranges und müssen als Voll-Naturschutzgebiet gehütet werden. Über ihre moor- und vegetationskundliche Bedeutung hat der Verfasser im Jahrbuch 1965 des Oö. Musealvereines berichtet. Der Bau der Seilbahn auf die Wurzeralm hat die Herren Texl und Fritz Kollnberger (t) der Sektion Linz des österr. Alpenvereines ver anlaßt, die Dringlichkeit des alten Schutzantrages in Erinne rung zu bringen. Ein neuer, von Seiten der Landesgruppe des Naturschutzbundes eingebrachter Antrag, der sich auf mehrere Fachgutachten stützte, die Großartigkeit der Landschaft um den Teichlboden sowie die artenreiche Flora bestimmten die oö. Landesregierung mit Beschluß vom 22. März 1965, ein größeres Schutzgebiet zu errichten, das bis zum Gipfel des Warschenecks und im Osten bis zur Stubwieseralm reicht. Dieses Naturschutzgebiet ist Hauptanzietiungspunkt für alle. Die Lieblichkeit der Mühlviertler Flußtäler, symbolisiert in einem Bild aus dem Landschaftsraum der Aist. Foto: Eiersebner.

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