Freude daran fand, dies alles nach so vielen Jahren wieder aufleben zu lassen. Schließlich kam es soweit, daß man einige Jahre später beim Krippenschauen ihre neu erstellten Figürchen antreffen konnte, denn der Bedarf war groß, und es hatte sich rasch herumgesprochen,daß die Maria Spießberger (geborene Reisenberger) „Mandln aus Loahm" machen würde. Vielleicht waren wir wirklich damals vor der letzten Ver treterin dieses Berufes gesessen? Sie machte Adam und Eva, in Fellen gekleidet, einen Baumkraxler, einen Engel, der auf einem Lämmchen reitet, die drei Könige, die „Heiligen Drei Leut'", Ochs, Esel, Hirten mit einem Fisch, mit Äpfeln, mit einem Korb auf dem Kopf. Sie war eine brave Schülerin des Sepp. Zwar machte sie keinen Mehlsacklbringer, keinen knienden Hirten, keinen Sterngucker (der „Philosoph" ge nannt wurde). Doch ihre Figürchen hatten die gleichen stämmi gen Beine und die Gedrungenheit, wie wir sie im Grabenhäusl angetroffen hatten. Die Körperteile waren rasch mit dem Tigelhölzl zusammengebaut, das Hütl wurde zuletzt auf gestülpt, nachdem die Haare der Figürchen mit einer ver dünnten Lehmmasse mit einem Stäbchen aufgesetzt worden waren. Es war staunenswert, wie ihr alles wieder gelang. Es war deutlich, wie der Werkstoff einen großen Teil der Formsprache vorschrieb. Werkwidrige, naturalistische Einzel heiten verschwanden, weil der Arbeitsgang auf das Wichtigste vereinfacht werden mußte. So blieb die Form groß und der Ausdruck verdichtet. — Das ist das Geheimnis aller Volks kunst, ob wir hier zusahen, an die Viechtauer denken oder an die Risse der Hinterglasmaler. — Es war, als schufen ihre Hände, während sie uns aus fernen Tagen erzählte, un bewußt,als würde sie stricken. Man nimmt die Arbeit ernst, doch sich selbst nicht wichtig. Das Werk beschenkt und erfreut. Unser Mutterl wurde bei der Arbeit warm, und so wuchsen die Figürchen vor uns auf, keines glich dem anderen, eine lustige Geschwisterschar. Und dann kamen die Farben: kräftig und ungebrochen, aber nicht grell oder schreiend. Das ging genau, wie es immer üblich gewesen ist, die Maria konnte nur in Blau und Rot sein, und der Engel auf dem Lamm hatte gelbe Flügel, aber sein Kleid war weiß, wie das Fell des Lammes. Was mag es nur gewesen sein, daß uns dies alles so zu Herzen ging? Wohl die Wärme und die Treuherzigkeit, vor allem doch auch der Lehm selbst in seiner gegebenen Rundung und Härtelosigkeit. Zuletzt wurden die Farben mit Leimwasser überpinselt. Das gab einen Glanz! Die Erzeugerin brauchte nur ein paar Hölzer, das „Tegl"- und „Faltenhölzl", mit dem „Krausthölzel" begann das Fell des Lammes zu leben, das „Huthölzl" hatte zwei unterschied liche Enden, das breitere für den Hut, das spitze für die Zipfelhaube. Der feinste von den Pinseln hieß „Augenpemsel". Daß die Augen richtig saßen und die Brauen zart ausfielen, war wichtig. Der schon erwähnte „Tegel" ver bindet die einzeln gearbeiteten Gliedmaßen, das „Tegelhölzl" drückte sie dabei aneinander. Von diesem Prozeß war die Dauerhaftigkeit der Figürchen, die in vier Größen hergestellt wurden, abhängig. Je nach der Preislage sprach man von Zwoarer-, Dreier-, Fünfer- und Siebener-Mandeln. Die Dar stellung umfaßt alle Gruppen, wie sie in den breiten Erzählungen in den Salzkammergutkrippen aufscheinen: die Glucke mit ihren Singerin; ein Büberl, zuhöchst auf einem Elefanten, bläst die Hl. Drei Könige ein; die Apfelbrocker in einer Dreiergruppe; seltene Hahnenreiter usw. Darf ich neuerlich mit dem Hinweis schließen, daß hier für den Handfertigkeitsunterricht ein Feld läge, das man aus mehr als einem Grunde nicht brach liegen lassen sollte. An Stelle von Lehm könnte auch Plastilin genommen werden. Stammbaum der Trawöger Philipp oo Anna Maria Trawöger 1. Anna Maria, geb.1817 Sie heiratete Joh. Bapt. Oberleitner im „Schaffel binderhaus", Traunstein Nr. 21 Johanna u. Wolfgang Dr. Johann Oberleitner, war Direktor des OÖ. Landesmuseums. Er ergänzte 1949 seinen Krippenfigurenbestand eigenhändig mit großem Geschick. 2. Philipp, geh 1820 übersiedelte ins „Schiff mannshaus", Gmunden, Linzer Straße Nr.28. Er schuf unentwegt bis zu seinem Tode 1896 als Loahmmandlmacher. 3. Sepp, geb. 1822 Er blieb im Hause der Eltern, Schlagen Nr. 12, und starb dort 1901. Er gilt als der geschick teste Loahmmandlmacher und hatte stets seine Lager ausverkauft. Er war unter dem Vulgo-Namen „Grabensepp" bekannt. 4. Franziska, verehelichte sich mit einem gewissen Feichtinger in Eck Nr. 11 (Nähe Altmünster). Sie hatte 4 Söhne. Der älteste schuf — unter dem Vulgo-Namen „Kreuzer" bekannt — in Altmünster nur für sich. Ihm folgten: Felix, Joh.-Georg und Hans. Von ihnen befaßte sich Felix ausschließlich mit der Loahmmandl-Erzeugung. Seine Brüder halfen ihm im Winter, wenn sie die Landwirtschaft frei gab. Sie lebten bis 1910 vorzüglich von ihrer Fertigkeit. Ihre Figuren sind deshalb am häufig sten anzutreffen und am bekanntesten geworden. 5. 3. Tochter* heiratete den Gürtler Födinger in Gmunden.Ihr Talent hat sich bis heute in ihren Nachfahren, dem in der Gmundner Keramik be kannten Geschlecht, bewährt. * Den Namen der Stamm mutter konnte ich leider nicht erfahren.
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