Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 3/4, 1966

und nachdem fragt er n, wo er hinreitn will. Sogt der: „In höllischn Gortn war i gern. Mei Vada, der Küni, is so krank, un da muaß i a Wossa hambringa un a Kraut, un dös lA/ossa rinnt durt her. Wann i hinkimm in höllischn Gortn un bring dös Wossa ham und dös Kraut, so wird r gsund!" Wia r n gfrogt hot ghobt, sogt r: „letz wird s Zeit zum schlafngehn!" Weist n aufa in a Zimma, da stehn drei Betta do, a schwarz, a rots un a weiß. Sogt da schwarze Hund: ,,In dös welche Bett willst di legnll! Denkt si dr Fritz: „Daham liag i allwal in an weißn, kon i mi amol in das schwarz a legn." Sogt r: „In das schwarz will i mi legn!" — „Dös is mei Bett; aba s macht nix, leg m'r uns zsammenl" Den andern Tag in der Frua is dr schwarze Hund auf bei Zeidn un hat eam das Pferd hergricht un hat eam was z'essn gebn. Sogt der schwarze Hund: „Abr mit dein Pferd kimmst nit in höllischn Gortn. Do wer dr i dos mein leichn, do kimmst hin!" Er rieht eam sein Pferd her. „Du laßt es laufen, wia s laufen will. Wo s hinlaufen will, do kann s hinlaufen!" (Der Bursche reitet den ganzen Tag, abends kommt er in einen Wald und findet dort ein kleines Häuschen. Es folgt alles wie am Vorabende, nur daß er dieses Mal das rote Bett wählt, er ist bei einem raten Hund. Der leiht ihm am nächsten Morgen sein eigenes Roß und gibt ihm noch genaue Weisungen:) ,,]etz reit furt un loßt es aba laufn, wia s laufn will. Mußt oba genau folgn, wia i dir fetz sag. Um drei Virtl af Elfi da bist du bei den höllischn Gortn. Do is a eisrnr Codrn un a stanerne Benk dabei, un do steigst obar un sitzt af d Benk un s Pferd loßt laufn, wo s hin will; dös wird scho wieda zuba kumma, wonst wieda außa kummst. Un do wend s so viel jamentirn un schrein, daß dr firchtn wirst. Bold s elfe schlogt, is dös gonze Jament un Gschra gor. Do mocht s en Schnolzr un geht dr Gadrn uf, un gehst eini un nimmst dr dein Kraut un dein Wossa, wos d brauchst, un gehst wieda außa, daß d ja um zwölfe nimma drin bist! Wenn s zwölfe schlogt, mocht dr Godrn an Schnolzr un is wieda zua un jamentirn wieda furt wia zuvur, un wonst nit heraust bist, muaßt drin bleibn." (Der jüngste Bruder befolgt den Rat des roten Hundes, ist aber rasch fertig.) ... un wia r dös ghot hot, hot r af d Uhr gschaut. „Jatz", hot r si denkt, „iatz is s erseht Viertl iber elfe. Bis um zwölfe do rieht i s no leicht, so muß i no a weng umadum schaun a!" (Er geht von einem Zimmer in das andere, sieht wieder auf die Uhr und merkt, daß es erst halb zwölf ist.) Iatz, wia r bei dr Tür einigeht, steht a recht a schens Tischl drin mittn in Zimma un a weiß Bett, un in den Bett liegt a wunderschöne Frau drein. Hintern Bett san a Paar golderne Pantofß gstandn un auf n Tisch a Schneiztiachl un dr Nom drauf von dera Frau. Un a Papier un a Schreibzei liegt a dabei. Un diweil r si d Sachn so anschaut, valiabt r si in dera Frau. Und er denkt si: „Drham lieg i in an weißn Bett, gestrn bin i in an schworzn glegn, heunt in an rotn, un jetz mecht i mi in dos weiße legn, wia drham." — Wia r aufgstandn is, hot r die Fedrn gnumma un die Tintn un a Papier un hot sein Nom aufgschriebn. „No", hot r sie denkt, „won s do netto war, daß s wos war, daß s do wissen, wer s is!" Un dos Schneiztiachl hot r in dr Mitt vonandgeschnittn un an goldn Pantoffl hot r si a gnumma. So hot r sei Sach zsammgnumma, olles, was r ghot hot und is außa. Un wia r grod heraußt is gwen, hot s an Schnolz gmocht, un dr Godrn is zugonga... Er reitet zurück zum roten Hund, erwähnt aber nur, daß er Wasser und Kraut bei sich habe. Sein Helfer nimmt ihn freundlich auf, gibt ihm noch gute Ratschläge, ehe er mit dem Roß des schwarzen Hundes weiterreitet. Er soll das Fleisch verzehren, das er für die Heimreise von seinem Gastgeber erhält, kein Galgenßeisch kaufen und wenn er in Gefahr sei, bloß denken: „won nur dr rote Hund bei mir war!" Der schwarze Hund empfängt ihn unfreundlich, tauscht das Roß um, behält ihn aber nicht über Nacht. Im Wirtshaus löst Fritz seine Brüder aus, die gehenkt werden sollen, indem er vierhundert Gulden zahlt. Josef und Johann erweisen sich als undankbar, nehmen ihrem Retter Kraut und Wasser ah und werfen ihn in einen leeren Brunnen. Dem Vater erzählen sie, der Jüngste habe giftiges Kraut und Wasser. Der rote Hund hilft Fritz aus dem Brunnen, sein Vater läßt ihn aber aus Zorn in die Löwengrube werfen, doch der Hund ist wieder bei ihm, und so bleibt er unversehrt sieben Jahre in der Grube. Nun erst zieht die Frau aus dem höllischen Garten aus, um den Vater ihres Kindes zu suchen. Sie kommt zu der Königs stadt und verlangt, daß Prinz Fritz von Preußen heraus komme. Die beiden falschen Brüder geben sich nacheinander als jener aus, der im höllischen Garten war. Erst als die Frau droht, das Schloß zu vernichten, geht man zur Löwen grube nachsehen und holt den Jüngsten samt dem roten Hunde heraus. Michael Haberlandt, damals Schriftleiter der Z'V, erkannte die Verwandtschaft mit dem Grimmschen Märchen „Das Wasser des Lebens" (KHM Nr. 97). Auch hier reisen hin tereinander drei Königssöhne aus, es gilt das Wasser des Lebens für den sterbenskranken Vater zu holen. Die beiden älteren antworten einem Zwerge unfreundlich, der Jüngste erhält von ihm eine eiserne Rute, auf deren Schlag das Tor des verwunschenen Schlosses aufspringt. Der Aufenthalt in dem Gebäude ist verharmlost. Am nächsten steht dem oberösterreichischen Märchen eines, das Vernaleken aus Sankt Pölten mitteilte. Die „Außenwelt" heißt hier „Der verfluchte Garten", die auffälligen und seltenen Gestalten des schwarzen und roten Hundes treten ebenfalls hervor. Da wir aus den Alpen wenige Varianten unseres Märchens kennen (siehe Anm. zu ÖM Nr. 6), ist der Bericht des Altbauern Michael Grünwald wichtig. Er erzählte mir 1947, daß er in früheren Jahrzehnten im salzburgischen Pongau von reisenden Hand werksburschen oftmals eine Geschichte „Das Königreich vom goldenen Garten" gehört habe. Die Gesellen stammten vor wiegend aus Ober- und Niederösterreich, aus der Steiermark und aus damals noch deutschen Teilen Böhmens. Er vernahm das Märchen in verschiedenen Abwandlungen, konnte sich darauf aber nicht mehr entsinnen, während er mir am gleichen Abende eine Reihe von Geschichten erzählte, die er in jungen Jahren von einem Faßbinder wiederholt gehört und seither gut im Gedächtnis behalten hatte. Schon 1872 hat der verdienstvolle Sammler P. Amand Baum garten in den Linzer Musealberichten ein Lügenmärchen vom Himmelsteiger abgedruckt. Verwandte Geschichten vom Er klettern oder Wachsen einer riesigen Pflanze, von ungeheuer großen Tieren oder Gefäßen erfreuen sich bis in die Gegen wart großer Beliebtheit. Auch Märchen, die an Stelle des Franz Zülow, gest. am 26. Februar 1963 in Wien, war ein echter Märchenerzähier mit Pinsel, Bieistift und Feder, oder in seiner Frühzeit auch mit der Schere (Papierschnitt), wie nebenstehende Abbiidung zeigt. Diese frühen Graphiken des Künstiers, das abgebildete Märchenblatt stammt aus dem üahre 1905, verdienen neben ihrem liebenswürdigen Reiz auch hohes kunstgeschichtiiches Interesse. Franz Zülow zeigt sich darin auf eigenem Wege, unabhängig von den gleichzeitigen Strömungen, die Form selbständig aus sich schöpfend, hingegeben dem Ornament.

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