Neben den Stachelschützenfesten waren es früher die Schwert tänzer in Ebensee und Ischl, die unter Pfeifen- und Trommel klang ihren Aufzug und ihren Tanz vollbrachten. Mit blanken Schwertern marschierten die Tänzer in eigener Tracht, beglei tet von zwei Spaßmachern, auf. Noch im Jahre 1833 wurde durch die Schiffsleute aus Ebensee und Stadl (Stadl-Paura) ein Schwerttanz dem Kaiser Franz I. unter großem Beifall vorgeführt. An manchen Orten versucht man diese Tänze wieder ins Leben zu rufen, doch fehlen allerorten die Seitel pfeifer zum Aufspielen der richtigen Begleitmusik. Zum Tanz auf der Alm haben die Seitelpfeifer ebenso aufgespielt, wie bei Fahrten auf dem See, wie ich aus Tagebuchnotizen meiner Großmutter entnehmen konnte. Wenn man die Hirtenlieder des Salzkammergutes durchsieht, wo überall von einer Pfeife die Rede ist, so stößt man auf eine ganze Menge von entsprechenden Stellen. Auszüge mögen dies beweisen. 1. „Schau,los na, mein Bua, wias pfeiffnt dazua. Mein Hechz hat vor Freidn koan oanzige Hruah." 2. „/ will d' Pfeifn a mitnehma, in Dudlsack nimmst du mh dir! Bai das Kind anhebt zun Flehna, pfeifn mar eahm a Tanzerl für. Aft wirds glei auf uns her lacha und hert mitn Woana auf." 3. „Nimm dein Pfeifn a mit dir", „Is ja schon khricht!" 4. „Mi zimt halt a, i siah von weiten. Engin, thoand van Himmel breiten. Uman Stal thoans umastehn und thoand pfeiffn go so sehen." „ja freili, es is ja danehn." Lehn, thoand singar und pfeifa 6. „Und du Bruda Steffi, nimm an Dudlsack mit dir, der Urberl nimmt d'Pfeiffn und i nimm die Geign mit mir. 7. „lA/fls thoan ma halt no den kloan Büaberl I woaß ma vo Freid nid, wo aus, Dieweil ar is warn insa Brüaderl, Pfeyff ma eahm almerisch auf. Geh Hiasl, nimm d'Pfeyffa! I thua schon drum greiffa. Und i laß mein Dudlsack hrehrn." Aber nicht nur in den Hirtenliedern wird die Seitelpfeife erwähnt, auch in den Gaßlreimen und Wildschützenliedern kommt sie vor. „Es war einmal ei Dudlpfeiffa, der pfeifft die ganze Nacht" ,,Bin a lustiga Wildschütz, han pfiffar und gsunga" ,Und wiar i za mein Diandl iahrn Fensterl kam, da gih's mar an Antwurscht heraus: !soll iahr's mit mein Pfeiffal oans feiffan Wohl über den grünen Wald aus..." Aus diesen Proben kann man sich ein Bild machen, welche Bedeutung einst die Schwegel im Volk gespielt hat. Wenn wir nun gehört haben, bei welcher Gelegenheit die Seitelpfeife verwendet wurde, so taucht von selbst die Frage auf, wer sie gespielt hat. Aus den Hirtenliedern konnten wir entnehmen, daß dort Hirten, Bauern und Holzknechte als Pfeifer in Frage kamen. Bei den Schwerttänzern waren es mehr die Bergleute, Pfannhauser, Schiffsleute und Flößer. Bei den Stachelschützenfesten waren es in erster Linie die Jäger und andere Leute, die auch Jagd betrieben. Die Wilderer werden sicher dabei gewesen sein. Selbstverständlich haben andere Berufe ebenso das Schwegein betrieben, aber sie sind nicht so sehr in den Vordergrund getreten, wie die eben erwähnten. Nun möchte ich noch von einigen alten, bekannten Pfeifern etliche Notizen bringen. In den „Alten Liedern und Weisen aus dem steyermärkischen Salzkammergut" von Kon rad Mautner erzählt die Eggin: „En alten Iring Hansn sein Vada is halt a so Bäual gwen aufn Iring Sachl. Da is ar üawar uma khemma in Summa za da gnäthigsten Zeid, da d'Leit zaunmüad san gwesn, und aufigsetzt ban Syen auf an Bredazoan und Seitnpfiffn a halbe Nacht." „Der alte Kranhütter Hans aufn Gallhof und der Kranhütter Sepp san Seitnpfeifer, wenn im Gaiswinkl Scheibn gschossen wird,der Linz Hans schlagt die Trummel." Der Johann Kurz in Praunfalk und der Hofbauer pfeifen ihre Schützentanz im Markt(Damit ist Bad Aussee gemeint.) Am bekanntesten dürften aber die „Pfeiferlbuam vom Grundlsee" sein. Sie werden auch in dem Lied „Mir san dö zwoa Pfeiferlbuam vom Grundlsee, im Tal pfeift mein Bruada, i pfeif auf da Höh, mir scheuchen koan Wetta, koan Müah und koa Plag, und tragn unsere Pfeiferin im bocklednan Sack" erwähnt. Diese Pfeiferlbuam waren die Steinegger, vulgo Wilhalmer, vom Grundlsee, die zur Zeit des beliebten Erzherzogs Johann ihre Stücke bei allen Gelegen heiten zum besten gaben. Bei den Hofjagden der kaiserlichen Herrschaften in Bad Ischl mußten der Khals Franz, der Bramberger Franz und der Müllegger, vulgo Krall, aufspielen. Auch allerlei Besuchern aus dem Ausland führten die Pfeifer ihre Kunst vor. Durch die Weltkriege wurden die Pfeifer auseinandergerissen, viele sind gefallen und nicht mehr in die Heimat zurückge kehrt. So schreibt Konrad Mautner: „Vor dem infernalischen Krieg wäre das Seitnpfeifen bei den jungen Burschen in Gößl wieder in Schwung gekommen. Der arme Traniger Franzi, gefallen in den Karpaten, der arme Veitknecht Rabnkropf Ferschdl, gefallen gegen Italien, und der ötz Franzi, in Sibirien verschollen, waren alle Seitelpfeifer." Herr Ober bergmeister Leopold Khals schrieb mir: „Seitelpfeifen habe ich damals einige Kameraden gelehrt, nach 1910 dann in Altaussee wieder einige, leider sind alle gefallen oder gestor ben." So traurig die Lage, nach dem eben Berichteten, der Seitel pfeiferei auch aussehen mag, die Seitelpfeifer lassen sich aber nicht unterkriegen, sie leben und pfeifen heute immer noch. Sie pfeifen nicht auf dem letzten Loch. Besondere Verdienste für die Seitelpfeiferei hat sich Karl Magnus Klier aus Wien erworben. Er hat im Jahre 1923 eine Schrift „Die volkstüm liche Querpfeife, Schwegel- oder Seitenpfeife und ihre Spiel weise" als Sonderdruck aus der Zeitschrift „Das deutsche Volkslied" herausgegeben. Acht Jahre später hat er im Verlag des Eichendorffhauses Wien I eine „Neue Anleitung zum Schwegein" erscheinen lassen und mit diesen Anleitungen viel Interesse in weiten Kreisen geweckt und vor allem in der Jugendbewegung eine Menge von Leuten für die Seitelpfeiferei gewonnen. Pfeifertag Erst durch die Einführung des Pfeifertages durch Professor Raimund Zoder im Jahre 1925 bekam die Seitelpfeiferei den nötigen Rückhalt. Die Seitelpfeifer haben keinen Verein und keine Statuten, sie belasten sich nicht mit solchen Krims krams. Jedes Jahr am großen Frauentag, den 15. August, treffen sie sich irgendwo im Salzkammergut auf einer Alm oder bei einem abgelegenen Gasthaus, wo sie in ihren Grup pen zwanglos pfeifen. Es gibt kein Programm, keine Ansage und keine Vorschrift. Vielleicht gibt es deshalb nie irgend welche Schwierigkeiten. Die Pfeifer sind ungebunden. Meist, wenn eine Gruppe mit ihrem Ludler aufhört, so setzt eine andere mit ihrem Stückl ein. Nach 8 Uhr früh treffen die ersten ein und beginnen bald zu pfeifen, gegen 10 Uhr sind die meisten erschienen und der Pfeifertag ist in vollem Gange. Unter die Pfeifer mischen sich die Bekannten und Gäste. Manchmal wird zum Pfeifen gepascht, zwischendurch
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