Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 3/4, 1966

Besonders beim Tanz darf der Gesang der Vierzeiler nicht fehlen. Die Landlerstrophen sind eine eigene Art oberöster reichischer Volkslieder, von Bauernburschen gedichtet und zur Melodie des Tanzes mehrstimmig gesungen; meist be handeln sie Fragen der Zeit: politische, soziale, satirische Themen. Vom Krieg im Jahre 1866 wurde etwa gesungen: Ich will ein Lied zum Besten gebn,ich will nix übertreibn, Ich will das Jahr Sechsundsechzig oberflächlich b'schreibn. Es handelt vom verflossna Krieg, da wird koan Wort net g'logn, Der Titel hoaßt von diesem Lied: da hat der Letzt net g'schobnl Dieser Titel bezieht sich auf das im Lande beliebte Kegel spiel, bei dem der Letzte, ein guter Scheiber, noch immer den Ausschlag für seine Partei geben kann. Der Germanist J. W. Nagl hat seinerzeit auf die formale Ähnlichkeit mit der Nibelungenstrophe hingewiesen und folgte damit im gewissen Sinne Anton v. Spaun, der darüber eine Abhandlung ver öffentlicht hatte. Die ländlichen Burschenbünde, im Innviertel „Zechen", im Landl „Rüden" genannt, sind für die Pflege des „Landlers" maßgebend; sie treten gemeinsam mit ihren Mädchen auf, gelegentlich zu Wettbewerben mit anderen Ortschaften, wie nach dem Zweiten Weltkrieg die Sierninger. Anton Bruckner hat in der vormärzlichen Zeit als Schulgehilfe zu Windhaag bei Freistadt im Mühlviertel oft genug mit der Geige zum Landler aufgespielt und die magere Besoldung als Teilhaber einer Musikgruppe aufgebessert. Gelegentlich ist die Erinnerung an diese Zeiten in einem seiner Werke zu erkennen, wie in dem Scherzo der 4. (romantischen) Symphonie. Ganz ähnliche Melodien finden sich auch in der Sammlung Spaun, ein Beweis für das Typische dieser Ton folgen mit ihrer Zweistimmigkeit in Horntönen. Nun soll auch die Frage beantwortet werden: lebt das Volks lied in Oberösterreich noch? Kann man noch heute boden ständiges Singen und Musizieren hören? Immer waren es einzelne Begabte oder Familien, die in dieser Hinsicht Bewahf.. • (£r(?et if ein Slofen entfprunä« Iä, aÜ0 einer ^ur^el pt/ k* I SDflö Slfibecte t ;rS(mS8ep|nac^tabeirtm 6 j 6tiüi ein tie^r ©cbiaf micj i T üDcrftcI, ac» lag in einer ml) fcf)Iiff< Lieddruck bei Abraham Wimmer in Steyr. Die Originale zur Bebiiderung dieses Aufsatzes stellte in liebenswürdiger Welse der Autor zur Verfügung. rer und Vorbilder waren. Wohl sind heute die Dorfgemein schaften gelockert; es gibt längst keine Spinnstuben mehr, wo beim Rocken gesungen und erzählt wurde. Aber in kleinen Gemeinschaften wird nun planmäßig das Musische gepflegt, vorbildlich von der „Sing- und Spielgruppe oberösterreichi scher Lehrer" in Linz, geführt von Hans Bachl, durch die „Welser Rud", geleitet von Hermann Derschmidt. Andere Kreise tragen zur Bereicherung des alten Bestandes bei, indem volkstümliche Texte in Musik gesetzt, volkstümliche Weisen in Noten gebracht und durch den Druck weiten Schich ten zugänglich gemacht werden, wie etwa durch die Reihe „Musik aus Oberösterreich" des Oberösterreichischen Volks bildungswerkes.

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