dem Nachnamen so) stammt aus Ansbach im Bayrischen. Er ist Buchhändler und hat viel herumstudiert und schließlich mit der Erzeugung von Schmuck begonnen. Dann ließ er sich im Innviertel nahe der Grenze nieder und begann mit Metalltreibarbeiten. Seine Gefäße, aus Kupfer und Messing fein getrieben und verziert, gehören zum Schönsten, was wir in dieser Art jemals hatten. Jetzt führt sein Sohn die Werk stätte. Beide Metallmenschen sind auch sehr musikalisch und ihre Verehrung für Mozart brachte sie auf den Gedanken, einen Teil des Original-fiausrates der Mutter Mozarts, ihre Schöpfer, Schauferl und Seiher, nachzumachen. Es entstanden dabei Stücke von außerordentlichem Reiz, denen man es nicht übel nimmt, daß sie erst im zwanzigsten Jahrhundert getrie ben und geschmiedet wurden. Die Kunsthandwerker unserer „Gattung" leben am liebsten auf dem Lande oder in einer Stadt mit musischer Umgebung. Sie müssen fleißig sein, aber es geht ihnen gut dabei, und sie verfügen alle über einen Lebensstandard, den man mit „bürgerlich" bezeichnen könnte. Die letzte große Gruppe von Erzeugern hat weder mit dem Bauern noch mit dem bäuerlichen fiausgewerbe, weder mit dem Handwerk, dem Großgewerbe und der Industrie etwas zu tun. Wenn überhaupt, so liegt sie dem Kunsthandwerk am nächsten. Es sind dies die „Bastler", die Jungen, Mittleren und Alten, männlichen und weiblichen Geschlechts und die Pensionisten, die in ihrer Freizeit etwas künstlerisch-hand werklich Gestaltendes tun wollen oder die etwas tun müssen. Sie entstammen allen Berufsständen und Bildungsschichten unseres Volkes und sind entweder Autodidakten oder werden von irgendeiner einschlägigen Organisation, z. B. Volks bildungswerk, Volkshochschule und von deren Kursleitern betreut. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß hier unserer Volkskunst bzw. der unpersönlichen Kunst ein starkes Kraft feld zuwächst, das eventuell die Rolle der früheren bäuer lichen Hausgemeinschaft übernehmen könnte. Hin und wieder sind Frauen und Männer dabei, die mit solchen Freizeit arbeiten einige Schillinge für die Schulausbildung ihrer Kinder oder für den Haushalt, für die Ausstattung dazuverdienen wollen — ein durchaus positiver Beweggrund also, die meisten arbeiten aber aus Freude ohne materiellen Vorteil und bereichern mit ihren Erzeugnissen den Festtagstisch, schmücken ihre Wohnung oder verzieren ihre (Trachten-) Kleidung. Sie besuchen, über die Kursstunden hinaus, die Museen und Heimathäuser, sie stehen vor den Schaufenstern der einschlägigen Geschäfte oder gehen sogar hinein und fragen, ob sie sich dieses oder jenes Stück ansehen dürfen. Besonders die Bedarfsgegenstände des Brauchtums, die bemalten und geritzten Ostereier, die Obstbäumchen, die Apfellichter und Weihnachtspyramiden haben es ihnen an getan. Manche „Könner" wagen sich auch über das Schnitzen von Krippenfiguren und über das Bemalen von Kleinmöbeln. Wir haben hier eine Entwicklung vor uns, die man nicht genug fördern kann. Nun sind wir endlich am Ende, und es gäbe trotzdem noch vieles zu sagen! Vielleicht ist es aber gelungen, die „lebendige Volkskunst in Oberösterreich" einmal von einem anderen als nur dem sachlich-beschreibenden Standpunkt aus zu beleuchten und vom Wirkungsfeld des „Verbrauchers" und des „Erzeugers" her und von ihrem Wandel vom Gestern in das Heute zu sehen. Oben: Ingeborg Wertgarner-Riedler stammt aus Wien. Sie hat in 20jähriger Arbeit in Enns die bedeutendste kunstgewerb liche Fiechtwerkstätte Österreichs aufgebaut. Unten: „Vater" Friedrich ist ein Kunsthandwerker aus Leidenschaft. Er hat sich mit seiner Familie in einem kleinen Ort an der oberösterreichischen Saizach angesiedelt.
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