Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 3/4, 1966

Links oben: Kuh mit Kälbchen. Votivgabe, obere Hälfte der Wachsgußmodei und Wechsabguß. Exponat aus der Kondi torei Urbann in Wels, derzeit im Burgmuseum Weis. Links unten: Pendelschlitten 1815 im Landwirtschaftsmuseum Weis. Die Rückseite ist durch Schnitzerei, farbige Fassung und schmiedeeisernen Zierat reich geschmückt. Rechts: Karikatur eines Nachtwächters. Lebzeltmodel der Welser Konditorei Urbann aus der Mitte des vorigen Jahr hunderts, Burgmuseum Weis. Rillen oder Absätze gegliedert und auf der Unterseite durch Schnörksel und einen Stab, der wie ein gedrehtes Seil geschnitzt ist, verziert wurden. Die Seiten zeigen außer den Initialen und Jahreszahlen vielfach Schmuck durch Sechs sternrosetten oder auch durch Wirbelsterne. Im Zusammenhang mit den Schlitten kann man bereits das Eisen in seiner Rolle als Zierde vorfinden. Tatsächlich war jedoch die Verwendung des Eisenbandes und der Eisenplatte für Schmuckzwecke äußerst vielfältig. Bei Traghölzern, die durch Eisenbänder verstärkt werden, sind diese Bänder viel fach mit Mustern aus Strichen oder Punkten verziert, die eingeschlagen wurden. Auch bei Türbeschlägen und bei den Platten der Türschlösser finden sich solche Verzierungen, wich tiger ist bei diesen aber die Formgebung, die durch Spiralen oder Blätter zu den Türbeschlägen überleitet. Der Schlüssel wirkt in seiner Formgebung vielfach ornamental; sowohl beim Bart als auch bei der Grifföse läßt sich dies beobachten. Reiche Möglichkeiten hat das Fenstergitter, dessen Stäbe sich kreuzen oder senkrecht durch Bänder oder Ringe ver bunden werden, wobei die Stäbe in den verschiedensten Formen enden können, von der Ausformung der Enden zu einer Spitze bis zu Blatt- oder Rankenmotiven. Andere Gitter zeigen kunstvoll gebogene Stäbe, die zusammengefügte Orna mente ergeben. Seltener sind Gitter erhalten, die Sinnbilder, wie etwa den Neidknoten, eingearbeitet haben. Unzweifelhaft einen Höhepunkt stellen jedoch die Türklopfer dar. Aus der einfachen Hammerform haben sich, je nach Landschaften verschieden, kunstvolle Gebilde entwickelt, die etwa in der Welser Gegend stärker auf Ornamentformen hinweisen, die aus dem Eisen herausgearbeitet sind, in anderen Landschaf ten, wie im Kremstal, aber vorwiegend Tierköpfe darstellen, wobei gebogene Hörner eine besondere Rolle spielen. Ehe das gußeiserne Kreuz, der Stein aus Kunst- und Natur stein den Grabhügel schmückte, standen dort das Holzkreuz oder das geschmiedete Eisenkreuz. Die Grundform des Kreu zes wurde nun auf die verschiedenste Art wiedergegeben, durch Ranken und Rosen aufgelockert und verziert. Barocke Formen wurden darüber hinaus durch Blechschnittfiguren be reichert, die bemalt waren. Von der großen Breite der Formen sind verhältnismäßig wenige Beispiele auf uns gekommen, an die nun einzelne Meister des Kunsthandwerkes anknüpfen. Eine besondere Art der Verzierung ihrer Erzeugnisse hatten die Binder. Sie nützten die Möglichkeit, verschiedenartiges Holz nebeneinander zu stellen, bei der Verfertigung kleinerer Gefäße und Schafferln bildnerisch aus. Sie handhabten aber auch mit großem Geschick Brenneisen und verzierten vielfach die Brautschafferl mit reichem Schmuck, der oft sinnbild hafte Züge trägt. Wir haben versucht, an Hand von einigen Beispielen einen Überblick darüber zu geben, wie einst Arbeitsgeräte, Erzeug nisse der Hausfrau oder der Handwerker im Dorf über die Zweckmäßigkeit der Form hinaus schön und reich geformt und verziert wurden, wobei wir die Weiterentwicklung zur eigentlichen Volkskunst abgrenzten, obwohl die Trennlinie nicht leicht zu ziehen ist. Die scharfe Abgrenzung von HandIW)' m'£ werk, Kunsthandwerk und Kunst war ja früheren Jahrhun derten fremd, sowohl in der Stadt wie auf dem Lande. Jeder begann als Handwerker und wie weit er sich dann emporarbeitete, war keine Frage einer gesonderten Ausbil dung, sondern seiner Begabung. Wie es besonderen Reiz besitzt, Werke großer Künstler zu betrachten, verhält es sich auch bei der Volkskunst. Ebenso wie man das städtische Handwerk und Kunsthandwerk und seine Erzeugnisse nicht übersehen soll, gilt dies auch für das volkstümliche Kunsthand werk und Handwerk. Beide Zweige sind nicht nur Vorstufen, sondern auch Träger einer Tradition, die in ihnen vielfach deutlicher auftritt, weil die Kraft oder auch Genialität des einzelnen fehlt, weil hier das Weiterschreiten in alten Bahnen eher gegeben war. Und noch eines ist zu bedenken: die Werke der wirklich genialen Meister waren immer nur einer verhältnismäßig kleinen Schicht zugänglich. Alle anderen Stände mußten sich mit dem begnügen, was der Durchschnitt ihnen bieten konnte. Wert oder Unwert der durchschnittlichen Leistungen entscheidet letzten Endes aber die Stellung der städtischen wie der ländlichen Kultur eines Landes, eines Zeitabschnittes.

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