Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 1/2, 1966

T^chard Millinger von Franz Lipp Ihn konterfei'n ist Lust und Ehr'. Schaff gleich das Handwerkszeug mir her Und Rupfen nimm, beim Leinwandkauf Denk dran, es muß ein Bauer drauf. Gut wird für die Grundierung sein Ein Pinsel steif vom Borstenschwein. Für was noch kommt darauf dazu Taugt auch das Haar von Roß und Kuh. Doch des nicht genug, der Augen Glanz Trifft nur ein feiner Wieselschwanz. Das erste war' somit getan. Rühr Kübel jetzt und Tiegel an. Die Krume, von dem Acker rund. Nehm ich für Bildes Hintergrund, Für Haupt und Hände Ochsenblut, Vermischt mit Milch und Dotter gut. Die jungen Nußschalen am Stock Zerquetsch fürs braune Haargelock. Gelb von der Zwiebel, Blau vom Lein, Braucht nur ein kleines Alzel sein. So hätten alles wir beisamm', Gehn wir's frisch an in Gottes Nam'. Schon samml' ich meine ganze Kraft — Das Bild erfordert Leidenschaft, Und ungestüm, wie sonst ich bin. Werf ich den ersten Umriß hin. Im Traum fast — was hab'ich getan. Es glotzt mich wie ein Dämon an. Schnell Farbe drauf: Rot, Grün und Blau. Die Landschaft des Gesichts ich bau'. Das ist kein flaches Ackerbeet, Was mir da gegenübersteht. Aufs Ganze gehend, drang geballt. Gewinnt der Umriß an Gestalt. Noch hält man sie, wer weiß,für wen — Mag sein ein Troll, vielleicht Silen, Ein ungeschlachter Menschkoloß, Gar ein Zentaurus ohne Roß! Bei dem Vergleich mit einem Tier Drängt urhaft sich hervor ein Stier, Er senkt des Auges rotes Lid, Froh bin ich, daß es mich nicht sieht. Doch schau' ich auf das Urbild hin Ist in dem Auge noch was drin: Wenn du auf seinen Grund gelangst. Erblickst du abgrundtiefe Angst Und um den lebensvollen Mund Tut sich viel Fein'- und Zartes kund. Aus aller Runzeln Furchentür Tritt ganz zuletzt der Mensch herfür. Ein armer Mensch, ein Erdensohn, Ein Cherubim vor Gottes Thron. Vor Staunen selig ich vernimm Den Lobgesang der Engeisstimm', Der Gott in unserer Sprache preist. Vom Acker auf zum fdimmel weist. Das Schwanthaler-Krippenwerk von Pram 52 Bildtafeln. Einführung von Max Bauböck. Aufnahmen von Josef Mader.- Ried im Innkreis: Oö.Landesverlag 1965. Ladenpreis S 156.—. Dieser vorbildlichen Veröffentlichung kommt vielfache Bedeutung zu. Zu allererst muß auf die verlegerische Leistung hingewiesen werden. Kunst- und Bücherfreunden wird ein echtes Geschenk werk dargeboten, nobel ausgestattet, wertvoll in seinem Inhalt. Gegenstand der Darstellung ist eine Barockkrippe aus Oberöster reich, die dem Schwanthaler-Kreis angehört und in der Pfarr kirche von Pram beheimatet ist. Im einführenden Text heißt es von ihr: „... sie genießt auch heute noch nicht, trotz mancher Einzelhinweise, den ihr gebührenden Platz in der heimischen Kunstgeschichte als eines der schönsten und umfassendsten Krip penwerke des süddeutschen Rokoko." Dieser Satz ist kennzeich nend für die Gesamtsituation unserer kunstgeschichtlichen For schung. Das Augenmerk wird immer noch mit einer starken Über betonung auf internationale Kunst gelenkt, während die lokale Kunstüberlieferung einen Dornröschenschlaf führen muß. Un zählige Fragen und Probleme sind ungelöst, Werke höchster Qua lität liegen abseits der Heerstraße der literarischen Bearbeitung und Würdigung. Um so größer die Freude, wenn eine Pioniertat gelingt! Das Mappenwerk über die Pramer Kripper ist in diesem Sinne zu qualifizieren. In ausgezeichneter Photographie wird der Leser und Betrachter in alle Einzelheiten dieses kostbaren Kleinods ein geführt. Die Aufnahmen sind mit Verständnis für die wissen schaftliche Dokumentation, aber auch mit sicherem Gefühl für die Ästhetik der Kunstbetrachtung gemacht worden. In Aus schnitten kann man alle Feinheiten des barocken Bildschnitzers nacherleben. Manche Tafeln besitzen eine geradezu suggestive Kraft, wie zum Beispiel die wunderbare Darstellung des segnen den Christus in der Hochzeit zu Kana (Taf. 37). Mit dem einführenden Text hat Max Bauböck, in unserer Genera tion als Nestor der Innviertier Heimatkunde anzusprechen, einen wichtigen Beitrag zur Schwanthaler-Forschung geschaffen. Mit seinem Stammbaum der Schwanthaler wird endlich in dem Ge strüpp der Thesen und Zuschreibungen für die Innviertier Barock plastik eine feste Richtung gewiesen. Mit sicherer Quellenkennt nis werden die wichtigsten und künstlerisch begabtesten Vertreter dieser Bildhauerfamilie herausgearbeitet. So wird auch die bis herige Zuschreibung der Pramer Krippe auf Johann Peter Schwan thaler den Älteren (1720—1743) richtiggestellt. Methodisch bei spielgebend ist sodann die Beschreibung der Krippe selbst, in der sich kunstgeschichtliche und volkskundliche Betrachtungsweise glücklich ergänzen. Dieses Werk ist aus der Lokalforschung erwachsen und bringt den schlagenden Beweis, wieviele heimische Schätze noch zu heben wären und wie treffend sich die Spitzenwerke der Lokalkunst in die gesamteuropäische Kunst einordnen ließen. Dr. Otto Wutzel

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