Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 1/2, 1966

■j "f-t-V--' , «u». • 5#: ■- r>2.-'^-" f•• '■■'! ' , 4SMASM .^Bln k*» t/-■';"s>rf:>:'"'v' f Wilhelm Dachauer: Mostpresse, Studie (Zeichnung) Bauer reibt die Kuh trocken, sie richtet sich auf und blickt nach ihrem Kalb und beginnt es zu lecken, gute Nacht bei einander. Meine Holztrittlinge klappern über den Hof, die Straße entlang, so also geht das Kälberziehen. In letzter Zeit habe ich wieder angefangen, mir dies und das aufzuschreiben, Fingerübungen gewissermaßen nach so langer Zeit, nicht mehr, und irgendeiner hat das Klappern meiner Schreibmaschine gehört, es dauert nicht allzu lange, ich steh' gerade vor dem Haus, und es kommt einer vorbei, von weiterher kommt er, guten Abend wünsch' ich, guten Abend auch, aber er geht nicht weiter, schaut mich an, überlegt, du hast leicht eine Schreibmaschin'? Ja, die hab' ich, so, aha, hm, und was schreibst denn mit der, will er wissen, aber er will es gar nicht wissen, nein, er will wissen, ob ich ihm etwas schreiben könnte, eine Eingabe wegen seiner Rente, Invaliden rente, gut, sage ich, warum nicht, und wie es der Zufall will, er hat seine Papiere in der Rocktasche, alles was wir brauchen, morgen gegen Abend kann er wieder kommen, da werde ich soweit sein, früher geht das nicht, ich muß mir das Unter nehmen gründlich durch den Kopf gehen lassen, schließlich soll ja auch etwas herauskommen dabei, versteht sich, und da hab' ich gleich ein Bröckerl Fleisch mitgebracht, ein Ge selchtes, wenn's Eier sein dürfen, die will er morgen mit bringen. Man soll aus seinem Herzen keine Mördergrube machen, sage ich mir, und deshalb darf er die Eier mitbringen. Natürlich verrät er die Sache nicht einem jeden, aber einen guten Freund, den darf er vielleicht herschicken, der hätte ein anderes Anliegen. So verbreitet sich mein Ruf, und schließlich kommt einer mit einer ganz verzwickten Geschichte, er hat drüben im Bayrischen, es wär' nicht weit hin, eine kennen gelernt, im Krieg sagt er, gewissermaßen ist sie seine Braut, aber er darf nicht hinüber und sie nicht herüber, sie kriegt schon einiges mit, wenn es soweit ist, aber die Amerikaner, ja, wenn die nicht wären, nun soll ich alles aufschreiben, was Vernunft und Herz der Amerikaner rühren könnte, mit einem Wort, er will sie heiraten, und bald schon, die Mutter ist alt, es muß eine Frau ins Haus. Gut, wir schreiben also, dies und das, schließen amtliche Papiere bei, aber die Ameri kaner haben kein Herz, wir schreiben wieder, alles umsonst. Der Winter geht darüber hin, mein Klient ist müde gewor den, er kommt nicht mehr. Doch, plötzlich ist er wieder da, ich geb's auf, sagt er. Ich wundere mich, willst du sie nicht mehr? Mein Gott, wollen schon, und dann stellt sich heraus, daß er inzwischen eine andere gefunden hat, mit der macht es keine Schwierigkeiten, die ist von herüben, ich nicke zu seiner Erklärung, was soll ich anderes tun? Weißt, sagt er schließlich, ich hab' mir denkt, es is eh Wurscht, is eh oan Trumm wias andere. Geht hin und heiratet. Heuer haben wir einen Acker, weit draußen, der Mist ist ein gepflügt, das Wetter gut, man kann die Beete herrichten und

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