Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 1/2, 1966

Die Kapuzinerklöster Die Reformation fand im Innviertel rasch Eingang, sowohl auf dem Lande wie auch in den Städten und Märkten. Die Reaktion der bayrischen fierzöge dagegen war heftig, und sie antworteten mit scharfen Maßnahmen, wie besonders deut lich das Beispiel Leonhard Kaiser zeigt, der wegen seiner Tätigkeit als lutherischer Prediger 1527 zu Schärding ver brannt wurde. Trotz des strengen Verbotes schwelte aber die evangelische Lehre weiter, wie die kommissioneilen Visi tationsberichte des 16. und auch des frühen 17. Jahrhunderts zeigen. Um des Protestantismus völlig Herr zu werden und die Gedanken der Gegenreformation noch wirksamer durchzu setzen, berief der bayrische Kurfürst Maximilian 1. die Kapu ziner nach Bayern. Er selbst, die Adeligen und die Bürger wetteiferten, dieser Ordensgemeinschaft Klöster zu stiften. BRAUNAU. Die erste Kapuzinerniederlassung im Innviertel entstand in Braunau, es war die sechste in ganz Bayern. 1621 legte Probst Vetterl von Ranshofen den Grundstein, bereits 1623 war der Bau fertiggestellt, und ein Jahr später konnte vom Passauer Weihbischof Brunner die Kirche konsekriert werden. Außer dem Kurfürsten und dem Braunauer Stadt magistrat tat sich besonders Maria Magdalena Hannsberg auf Schwindegg mit einem Legat von 1000 fl. als Förderin hervor. Die Kapuziner setzten mit einer umfangreichen Seel sorgetätigkeit ein. Neben den Gottesdiensten in ihrer Kirche hatten sie auch die Predigten in der Stadtpfarrkirche, Christen lehren in Schulen und Privatunterricht zu versorgen. Die Erfolge blieben nicht aus. In den Jahren 1668—1723 teilten sie allein in der Klosterkirche an 1,743.166 Personen die Kommunion aus und führten im gleichen Zeitraum 267 Men schen wieder dem katholischen Glauben zu. Besonderer An hänglichkeit erfreuten sie sich durch den rücksichtslosen Ein satz der eigenen Gesundheit als Krankenbetreuer während der häufigen Seuchen. 1784 erfolgte auf Befehl Josefs II. die Auflösung in Braunau, Ried und Schärding mit der Auflage, daß Braunau und Ried sofort zu räumen seien, während in Schärding die älteren Patres, die nicht mehr als Weltpriester aktiv sein könnten, eine Heimstatt bis zu ihrem Tode finden sollten. 1808 kaufte der Braunauer Bürger Schüdl Kloster gebäude und Kirche, gab aber ein Jahr später die Kirche weiter an die Stadtkammer Braunau, die zuerst darin eine Remise und 1853 ein Theater einrichtete. Die Klostergebäude erwarb die Fleischerinnung, um sie für Fleischbänke zu ver wenden. 1895 errichtete die Nordtiroler Kapuzinerprovinz neuerlich eine Niederlassung des Ordens. SCHÄRDING.1628 wandte sich der Stadtmagistrat mit einem Brief an den Ordensprovinzial in Bregenz und ersuchte um Errichtung eines Klosters. Erst 1635 konnte der Grundstein dafür gelegt und 1638 die Kirche geweiht werden. Das Hauptverdienst an der Entstehung des Konvents hatte Sebastian Fronhamer, der seit 1628 laufend Häuser, Gärten und Wiesen im Eichbüchel als Baugrund für das Kloster auf kaufte. Außerdem folgten im Laufe des 17. und 18. Jahr hunderts eine Menge Zuwendungen durch andere Bürger, durch Innungen und Bruderschaften. Wie in Braunau hatten auch in Schärding die Kapuziner mit ihrer Volksmission star ken Anteil an der Hebung des religiösen Lebens. Von 1668 bis 1723 wurden in der Kapuzinerkirche 1,387.768 Beichten gehört und 72 Konvertiten gezählt. 1812 befahl die bayrische Regierung auch die Räumung des Schärdinger Klosters, 1814 wurden die Gebäude nach einem Umbau als Fronfeste ver wendet, später als Sitz des k. k. Bezirksgerichtes. Die Kloster kirche diente nach dem Brand der Stadtpfarrkirche (1809) bis zu deren Wiederherstellung als provisorisches Pfarr gotteshaus. Durch wiederholte Spenden konnte die Kirche dem Kult erhalten bleiben. 1928 kauften die Barmherzigen Brüder die gesamte Anlage, bauten sie völlig um und errich teten eine Kuranstalt nach dem System Seb. Kneipp. RIED. Erst 1641 wurden dorthin die Kapuziner berufen. Ein Jahr darauf kaufte die Marktvertretung das halbe Hoffeld am Ledererberg und stellte es als Baugrund zur Verfügung. Ab 1644 begann der Bau der Klosteranlagen. Mit Unterstützung des Kurfürsten, der Marktgemeinde und der Bürger schritt die Fertigstellung rasch voran. Die Aufgaben des Konvents waren hier die gleichen wie in den anderen Innviertier Städten. Während der napoleonischen Kriege verwahrloste die Kirche sehr, wurde aber durch die Opferbereitschaft der Bewohner von „Kleinried" restauriert und 1813 dem Gottesdienst wie der übergeben. Die Klostergebäude kamen zuerst in private Hände, dienten dann längere Zeit militärischen Einquartie rungen und der Unterbringung isolierter Kranker. Im Jahre 1863 übergaben die Rieder Bürger den Kapuzinern, welche sich erneut ansiedeln wollten, unentgeltlich die Gebäude und halfen beim Wiederaufbau. Die Neugründungen in Braunau und Ried stehen in engem Zusammenhang mit dem Wiederaufblühen des Ordens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem er durch die Franzö sische Revolution und die Aufklärung fast vernichtet worden L i t eraturangabe (Auszug): Karl Hampe: Das Hochmittelalter, Berlin 1932. Josef Oswald: Alte Klöster in Passau und Umgebung,Passau 1954. Dagobert Frey: Österreichische Kunsttopographie, Bd. XXI, Die Denkmale des politischen Bezirkes Schärding, Wien 1927. Franz Martin: österreichische Kunsttopographie, Bd. XXX, Kunst denkmäler des politischen Bezirkes Braunau, Wien 1947. Fritz Dworschak: Stift Suben am Inn, Sonderdruck aus den „öberösterreichischen Heimatblättern, Jahrgang 6, Heft 3. J. E. Lamprecht: Beschreibung der k.k. landesfürstlichen Gränzstadt Schärding am Inn, Schärding 1887. 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