Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 1/2, 1966

Detail aus dem reichgeschnitzten Rankenwerk eines Seitenaltares in der Stiftskirche Ranshofen. welche jetzt im ehemaligen. Konventhof liegen und zwischen 1240—1250 entstanden sind. Ähnliche Portallöwen kennen wir von der Franziskanerkirche in Salzburg, von St. Zeno in Reichenhall und von Berchtesgaden. Wohl von einheimischen Meistern gemeißelt, haben sie ihr Vorbild in denen der Vor halle des Domes zu Trient. Um 1250 darf Ranshofen mit großer Wahrscheinlichkeit ein anderes bedeutendes Kunst werk zugeschrieben werden, die Dichtung „Meier ffelmbrecht". In eindringlicher Sprache gibt diese erste realistische Dorf geschichte der deutschen Literatur ein scharf gezeichnetes Kulturbild in der Gegenüberstellung von Bauerntum und ver fallendem Ritterwesen. Verfasser ist Wernher der Gartenaere, der entweder Chorherr war oder dort seine Ausbildung hatte, bevor er als „Fahrender" auftrat. Auch späterhin finden sich immer wieder Notizen, welche die Verbundenheit des Stiftes mit den Büchern und Wissenschaf ten zeigen. So befahl Propst Friedrich (1444—1448) seinen Chorherren, „ihre Tätigkeit den Wissenschaften und dem Bücherabschreiben zu widmen", der Braunauer Pfarrer Johann von Mauerkirchen besaß 1432 achtzehn handgeschriebene Bände, und 1558, mitten in der Reformationszeit, heißt es in einem Visitationsbefund „die Liberei (Bibliothek) ist schön und in guter Ordnung". Auch im wissenschaftlichen Leben stand das Kloster auf der fföhe der Zeit, indem es immer wieder Chorherren an die Universitäten zur Weiterbildung schickte, vor allem an die Universität in Ingolstadt, im 15. und 16. Jahrhundert aber auch nach Wien. Ein besonderes Beispiel der schulischen Für sorge gab Propst Augustin, der 1529 eine Schule erbaute, die rund 100 Schüler besuchten, von denen er die besten auf eigene Kosten an Hochschulen studieren ließ. Die Reformation wirkte sich in Ranshofen nicht stark aus. Gleich zu Anfang des Dreißigjährigen Krieges begannen Zuund Umbauten an den Stiftsgebäuden, und anläßlich der großen Festlichkeiten zur 800jährigen Wiederkehr der Errich tung der Pfalzkapelle (899) wurde die spätgotische Kloster kirche im Innern umgestaltet und im Geschmack der Zeit eingerichtet. Im ganzen entstand ein feierlicher Raum in schwerem Barock, von dem die Seitenaltäre mit den virtuos geschnitzten Akanthusranken das Schönste sind. Siebzig Jahre später vergab das Stift mit der Erneuerung der Prälatur den letzten großen Kunstauftrag; es wurde das reizvolle Rokokostiegenhaus geschaffen und zahlreiche Räume mit Stuckdecken verziert, welche wahrscheinlich Arbeiten J. B. Modlers oder zumindest seiner Werkstatt sind. 1784 wurde der letzte Prälat gewählt, ab 1792 war das Stift fast immer ein Heerlager für österreichische, russische und französische Truppen. Am 26. November 1811 löschte der bayrische Aufhebungsbefehl eine Stätte von mehr als tausend jähriger Kulturtradition. Die adeligen Familien, in deren Hände das Kloster im 19. Jahrhundert kam, schrotteten es zum Teil auf Abbruch aus, und auch später blieb der Verfall nicht stehen. Die einst beherrschende Klosteranlage hoch über den Innauen wird heute überragt von den mächtigen Schloten des Aluminiumwerkes, das den Namen Ranshofen weiter trägt, und der Stadt Braunau neue Wirtschaftsmöglichkeiten bringt als Ersatz für jene, die der Stadt der still gewordene Inn durch die Grenzziehung 1779 einst nahm. Engelszell Liegen die Innklöster auf der Höhe, so Engelszell zwischen stillen, steilen Waldhängen am rechten Ufer der Donau, die in großzügigen Schleifen das Granitmassiv durchschneiden. 25 Kilometer unterhalb seiner Residenzstadt hat der rührige Bischof von Passau, Wernhart von Prambach, 1293 das Stift gegründet und holte dazu Zisterzienser von Wilhering, die den kargen Boden und den Fluß nicht scheuten. Die Stiftungsurkunde sagt genau, was der Bischof mit der Gründung bezweckte: Es sollte ein Ort des Friedens sein in der Streitsucht der Zeit und der Gegend und Raststätte für jeglichen Reisenden auf dem mühevollen, einsamen Weg von Eferding nach Passau, es sollte aber auch den Domherren zur Erholung dienen. Die wirtschaftliche Grundlage gab der Bischof dem Kloster aus eigenem Erbgut und überwies ihm darüber hinaus die Pfarrkirche und den Markt Engelhartszell. 1299 verfügte Wernhart noch, daß alle Bäume, die der Sturm in den Wäldern fälle, die zur Herrschaft Vichtenstein gehör ten, dem Stift zu geben seien. Diesen Bestimmungen getreu, erfüllte das Kloster seine Aufgabe in den nächsten zwei J ahrhunderten. Erst die Reformation brachte schweren Niedergang, so daß es von 1577 bis 1618 unter Administration stand, doch die geduldige Hilfe des Mutterklosters Wilhering führte das Stift wieder zur Selbständigkeit. Im Jahre 1699 zerstörte ein schnell um sich greifender Brand alle Bauten samt der Kirche, doch schon 1702 war der ärgste Schaden behoben, bald erfolgte erneuter Niederbruch, und wieder sprang Wilhering ein und verwaltete das Kloster selbst von 1720 bis 1740. Dann gab es ihm in Leopold Reichl einen tüchtigen Abt. Seine Menschen kenntnis, Sparsamkeit und sein religiöser Eifer ließen das Stift schnell aufblühen, so daß er das Kloster um einen zwei ten Hof erweitern und die Kirche neu erbauen konnte, die 1764 feierlich geweiht wurde. Durch den Frieden von Teschen 1779 fiel Engelszell an Österreich. Als 1786 Prälat Reichl starb, nahm Josef II. die Gelegenheit wahr und hob das Kloster auf. Wie so häufig, ging auch hier wertvollster Kunst-

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