Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 1/2, 1966

J Linzer Schutzengell Apotheke nach 1816 bemühte sich Reichersberg besonders um den Obst bau im Innviertel. Was es für die Landwirtschaft im allgemei nen leistete, läl3t sich am besten ermessen an der Tatsache, daß das Stift bis zur Auflösung des Untertänigkeitsverbandes im Jahre 1848 die Wirtschaftsaufsieht über 1400 bäuerliche Anwesen hatte. Auch heute noch ist sein Meierhof muster gültig nach dem letzten Stand der Technik eingerichtet. Im 15. Jahrhundert besaß Reichersberg eine sehr gut geführte Lateinschule, zahlreiche Chorherren studierten zur Zeit des deutschen Humanismus an der Wiener Universität, um 1700 waren fast alle Chorherren akademisch graduiert, im aus gehenden 18. Jahrhundert wurde der Chorherr Lipowsky wegen seiner geschichtlichen und heraldischen Abhandlungen zum Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt, und hundert Jahre später wirkte Propst Konrad Meindl (t 1915) bahnbrechend auf dem Gebiete der Heimat forschung. 1624 brannte das gesamte Stift ab, nur das Archiv wurde gerettet. Trotz des Dreißigjährigen Krieges begann sofort der Wiederaufbau, der auch im 18. Jahrhundert noch anhielt. Das Kloster wurde mit sicherem Gefühl für die Lage in der Landschaft auf die hohe Uferterrasse gesetzt, mit freiem Blick den Inn abwärts nach Suben und Schärding und auf wärts nach Obernberg und Braunau sowie über die Flußauen tief hinein ins niederbayrische Land. Es erstreckt sich von Ost nach West und die Stiftsgebäude sind um zwei Höfe gelagert. Ist das Tor durchschritten, dehnt sich vor uns ein Hof, der durch sein Ausmaß, die gepflegte Anlage, den beherrschenden Brunnen und durch die abwechslungsreiche und originelle Architektur der umschließenden Bauten gefangen nimmt. Mit Geschick und Glück entging Reichersberg der Aufhebung unter Josef II., überwand die Verwüstungen der napoleoni schen Kriege und die bayrische Administration von 1810 bis 1816 sowie die schweren wirtschaftlichen Belastungen, die das Jahr 1848 mit der Aufhebung der Zehentwirtschaft und Robotleistungen auferlegte. Auch der Schwierigkeiten des zweiten Weltkrieges, als eine Fliegerschule hier untergebracht Stiftskirche Reichersberg, Stiftergrabstein mit Wernher, das Kirchenmodeil tragend, Frau Dietburga und Sohn Gebhard T

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