Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 1/2, 1966

II, i fc J'( ■•.VBlick in die reich stuckierte Gewöibezone der ehem. Stifts kirche Suben die im 6. Jahrhundert einwandernden germanischen Bajuwa ren weitergegeben haben. Ob auch diese die Wehranlage bei behielten, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen; doch um das Jahr 1000 erhob sich hier eine Burg der mächtigen Grafen von Vornbach-Neuburg, deren Grafschaftsgebiet sich von der Vils (Niederbayern) im Westen bis zur Traun im Osten erstreckte. Die alte Stammburg Vornbach (drei Kilometer innabwärts von Schärding, am bayrischen Ufer) wie auch die Burg von Suben hatten militärisch viel an Bedeutung verloren, seit zu Beginn des 11. Jahrhunderts die neue Burg — „Neuburg" — an hervor ragendem Platze etwas innabwärts erbaut und zum Schütze des rasch aufblühenden Schärdinger Innüberganges ein Kastell errichtet worden war. Nach dem Tode des Grafen Heinrich I. von Vornbach (um 1046) gingen — neben anderen Besitzungen — auch Vornbach und Suben an dessen zwei Töchter über. Offenbar über einstimmend und zu gleicher Zeit (um 1050) wandelten Himiltrudis die Burg Vornbach und ihre Schwester Tuta die Burg Suben in ein weltliches Kanonikerstift um. Gemeinsam war beiden Stiftungen auch, daß sie sich nicht recht entfalten konnten; so hören wir bald von einem zweiten Gründer. Für Suben war dies Bischof Altmann von Trient (1124—1149), der Enkel Tutas, dessen Vater und Großvater Kärntner Grafen gewesen waren. Seit 1126 war der geistvolle und tief religiöse Mann dabei, Suben neu zu gestalten: wirtschaftlich, indem er das Kloster zusätzlich mit Besitz in Oberkärnten und in der Südsteiermark ausstattete, geistlich, indem er es 1142 in ein Augustiner Chorherrenstift überführte und dem Domstift Salzburg unterstellte, das auch den jeweiligen Propst für Suben zu ernennen hatte. Auffallend ist, daß Bischof Altmann das Salzburger Domkapitel als Vorbild nahm und nicht das ganz nahe passauische, noch dazu, wo der berühmte Bischof Altmann von Passau 1067 hier am Inn das Augustiner Chor herrenstift St. Nikola und in Niederösterreich Göttweig ge gründet und die Stifte St. Florian und St. Pölten mit Augusti ner Chorherren besetzt hatte und Altmann selbst als Bischof von Trient noch unter den Passauer Domherren geführt wurde. Bedeutsam für das weitere wirtschaftliche Gedeihen war eine Reihe von Mautprivilegien, welche 1207 beginnt und immer wieder erneuert wurde, so für Salz- (aus einer halben Salz pfanne zu Reichenhall), Wein-, Getreide- und Käsetransporte. Beteiligt daran waren die Erzbischöfe von Salzburg und die Bischöfe von Passau für ihre Mauten auf Salzach und Inn, die Herzöge von Bayern seit 1236 für Burghausen an der Salzach und später für die übrigen Mautstellen zwischen Salzburg und Passau und die Babenberger unter Friedrich II. (1241) für Neuburg am Inn nach beiden Richtungen. Wichtig waren aber auch die Mautfreiheiten der Grafen von Schaunberg aus der Aschacher Maut, besonders für den Wein aus den Subener Weingärten um Rossatz in der Wachau, woran dort heute noch der Subener Hof erinnert. Aus diesen Urkunden geht hervor, daß sich die Schaunberger auch von den VornbachernNeuburgern herleiten und sie die Vogtei über Suben inne hatten. Die Maut selbst stammte ebenfalls aus dem Vorn bacher Erbe, und noch 1236 besaß Suben daraus ein Viertel der Erträgnisse. Ende des 12. und vor allem im 13. Jahrhundert blühte die Subener Buchmalerei. Davon geben Zeugnis 22 Co dices, welche nach der Aufhebung des Klosters nach Linz kamen. Besondere Erwähnung verdient dabei die zweibändige Handschrift von Comesters Historia scholastica (God 390 und 402) wegen der künstlerischen Qualität der Zeichnungen und der Initialen. Für die bescheidene Stellung des Klosters während des Mittel alters sind vor allem verantwortlich die starke Abhängigkeit von Salzburg — erst ab 1474 konnte es die freie Abtwahl durchsetzen — und der Mangel an inkorporierten Pfarren in seiner Umgebung. Eine großzügigere Entwicklung bahnte sich an, als 1515 das Bistum Passau dem Stift die Pfarren Tauf kirchen, Raab und Zell im Pramtal zuwies; doch führten die Mißstände zur Reformationszeit fast die Auflösung herbei, denn selbst die wenigen Chorherren, die noch verblieben, waren lutherisch gesinnt. Zwei Pröpste aus Ranshofen und eine scharfe Anweisung der Burghausener Regierung stellten die ärgsten Mängel ab. Erst der tatkräftige Propst Michael Herer aus Baumburg (1591—1599) vermochte den Konvent wieder auf eine gesunde religiöse und wirtschaftliche Grund lage zu stellen. Der allgemeine Aufschwung der Barockzeit war auch in Suben deutlich spürbar. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden nach und nach die Stiftsgebäude völlig erneuert, ebenso 1760—1770 die Stiftskirche. Auch die Pfarrkirchen zu Raab und Zell an der Pram wurden von Grund aus um gestaltet. 1779 fiel durch den Vertrag von Teschen das Innviertel an Österreich, und kurz darauf wurden auch hier die kirchlichen Reformen Kaiser Josefs II. wirksam. Schon 1783 hatte die Linzer Landesregierung Suben als entbehrlich bezeichnet, am 6. März 1784 aufgehoben und Reichersberg zur Verwaltung übergeben. Bald setzten Verkäufe von wichtigen Teilen des Stiftsvermögens ein. 1792 erhielt der Generalvikar des Bistums Linz die Herrschaft zur Realdotation überwiesen. Nach dessen Tode, 1802, zog der Staat die Herrschaften Suben und Engelszell ein, 1809 war das Stift Militärspital und in französischem Besitz, 1810 schenkte es Napoleon mit den Herrschaften Engelszell und Mondsee an den bayrischen General Fürst Wrede. 1855 kaufte der k. k. Strafhausfonds Suben und verlegte die Frauenstrafanstalt von Garsten hieher.

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