Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 1/2, 1966

Franz Eng Die geschichtliche Entwicklung der Klöster im Innviertel Sämtliche Aufnahmen: M. Elersebner Die große wirtschaftliche, verkehrsgeographische und kultu relle Bedeutung, welche der Inn in früherer Zeit hatte, spricht nicht zuletzt aus der Tatsache, daß seinen Lauf von der Mündung in Passau bis Rott (zwischen Wasserburg und Rosenheim), auf einer Strecke von nur 140 Kilometern, nicht weniger als zehn Klöster säumen; St. Nikola, Vornbach, Suben, Reichersberg, Ranshofen, das Kollegiatstift Altötting, die Klöster Au, Gars, Attel und Rott. Die meisten dieser Stifte — so auch Suben, Reichersberg und Ranshofen, letztere kamen 1779, als der Inn von Passau bis oberhalb von Braunau Staatsgrenze wurde, an Oberösterreich — entstanden zwischen 1050 und 1130 oder wurden in dieser Zeit reformiert. Sie fallen somit hinein in die zweite große Welle der abend ländischen Klostergründungen, die der tiefgreifenden Er neuerung des mönchischen Lebens im burgundischen Kloster Cluny (gegr. 910) entsprang und die dann durch die weit ausstrahlende Kongregation von Cluny und die neuen Orden der Zisterzienser (gegr. 1098) und Prämonstratenser (gegr. 1120) über weite Teile Europas getragen wurde. Idand in Hand mit dieser Entwicklung ging die Erneuerung des gesamten religiösen Lebens und das Aufblühen einer echten Frömmig keit, deren Wirkungen uns am stärksten in der Kreuzzugs begeisterung, der Weltflucht, dem Zustrom zu den neuen Orden und den zahllosen geistlichen Stiftungen, vor allem von Klöstern durch adelige Geschlechter, entgegentreten. Ziel der päpstlichen Politik dieser Zeit war es nun, die Glut der religiösen Erneuerung auszunützen und die Kirche völlig aus aller weltlich-staatlichen Bevormundung und Beeinflus sung zu lösen. Die scharfe Durchsetzung dieses Zieles, be sonders seit Papst Gregor VII. (1073—1085), führte zu schwe rem Zusammenstoß mit dem deutschen Königtum und dem System der ottonischen Reichskirche. Daraus entbrannte der Investiturstreit (1076—1122), der in heftigen Wellen auch das Inn-Salzach-Donau-Gebiet durchstürmte, weil hier einer seits König Heinrich IV. (1056—1106) sowie dessen Nach folger, vor allem im Adel, zahlreiche Anhänger hatten, ande rerseits die päpstliche Reformpartei in den Erzbischöfen Gebhard (1060—1088) und Konrad 1. (1106—1147) von Salz burg und dem Bischof Altmann von Passau (1065—1091) glühende Vorkämpfer besaß. Aus dieser Zeitsituation heraus — sowohl geistig-religiös wie auch politisch-wirtschaftlich — sind Gründung, anfängliche Schwierigkeiten und Erneuerung nach dem Investiturstreit unserer Innklöster zu begreifen: Alle drei sind Stiftungen hochadeliger Familien auf sehr alten Burganlagen mit der Aufgabe, im Sinne der cluniacensischen Reform kirchlich-kulturelle Zentren mit starker Betonung der Seelsorge für das umliegende Land zu sein und auch koloni satorisch zu wirken. Deshalb auch die Besiedlung mit Augu stiner Chorherren, deren Ordensverfassung — einerseits mönchische Gemeinschaft mit feierlichem Gottesdienst und Chorgebet, andererseits Leute-Priester zu sein — diesen Forde rungen sehr entgegenkam. Und gerade die Erzbischöfe Geb hard und Konrad 1. von Salzburg wie auch Bischof Altmann von Passau förderten diesen Orden außerordentlich. Die wirtschaftliche Grundlage der Klöster war in der Haupt sache das fruchtbare Ackerland beiderseits des Inns, teilweise auch der Wald, vor allem aber der Handel mit Wein, beson ders dem aus der Wachau. Fast alle bayrischen Inn- und Donauklöster hatten ihr eigenes Weinland, vorzüglich um das Städtedreieck Krems—Stein—Mautern, und an der Größe dieser Weingärten konnte oft geradezu Alter und Rang der einzelnen Stifte abgelesen werden. Die Entstehung und Aufgabe des Donauklosters Engelszell war teilweise anders gelagert. Grundverschieden von allen war die Gründung und Bestimmung der drei Kapuzinerklöster in Braunau, Ried und Schärding. Die Aufhebungen während des österreichischen und bayrischen Klostersturmes überstand nur Reichersberg; Engelszell wurde nach 139 Jahren wieder besiedelt. Die Kapuzinerklöster Ried und Braunau erlebten im ausgehenden 19. Jahrhundert ihre Neugründung. Suben Suben liegt sechs Kilometer südlich von Schärding beherr schend und hoch über dem Inn und der Mündung des Subener (Zillen-) Baches. Die natürliche Gunst der Lage scheint schon in frühgeschichtlicher Zeit zur Siedlung und vielleicht auch Verteidigung genützt worden zu sein, weist doch der Name Suben ziemlich sicher ins Keltische zurück. Wie an anderen Orten, dürften auch hier die Römer, welche 15 v. Chr. die Donaulinie besetzten und den Inn zur Grenze zwischen den Provinzen Rätien und Norikum machten, die Siedlung und den befestigten Platz sowie den Namen übernommen und an Suben, Turm der ehemaligen Stiftskirche

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