Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 1/2, 1966

1. B. Wengler, Bäuerliche Studlenköpfe,1845. Vollbart und lebhaften blauen Augen, dessen Erscheinung etwas Gütiges und Würdevolles hatte. Wengler blieb zeit seines Lebens unverheiratet. Als Doktor Wendling ihn daraufhin ansprach, bemerkte er, zum Heiraten sei er nie gekommen. Jene Frauen, die ihm gefielen, wollten ihn nicht, und die ihn gerne gehabt hätten, mochte er nicht. Nur einmal, er war damals als Zeichenmeister auf einem Schloß, wurde seine Zuneigung von einer jungen Dame, die dort Gouvernante war, erwidert. Doch seien er und sie arm gewesen, und so sei es bei ihm in der Liebe nie über den Anfang hinausgekommen. Der greise Maler kam in seinen letzten Jahren in finanzielle Not. In dieser Situation machte der treue Schlickinger eine ausführliche Eingabe an den oberösterreichischen Landtag mit der Bitte, dem Künstler die wertvollen Blätter, welche noch in seinem Besitze waren, abzukaufen, um diese dem Lande zu erhalten und dem Künstler in der momentanen bedrängten Lage zu helfen. Der Landtag suchte sich mit einer „Ehrengabe" von 100 Gulden aus der Affäre zu ziehen. Wengler aber, in berechtigtem Stolz, wies diese „Ehrengabe" zurück. Schlickinger leitete daraufhin in aller Verschwiegen heit eine Sammlung ein, wodurch aus ganz Oberösterreich eine beträchtliche Summe zusammenkam, so daß die Arbeiten aus dem Nachlaß des Künstlers für das Museum angekauft werden konnten. In seinen letzten Jahren übersiedelte Wengler noch zu seiner Schwester, die mit dem Thomanbauern Ziller in Aigen bei Salzburg verheiratet war. Unter liebevoller Behandlung lebte der alte Herr dort noch einmal auf und hatte noch eine gute Zeit, bis er am 6. April 1899 starb. Auf dem Friedhof Aigen bei Salzburg wurde er begraben. Es wurde darauf hingewiesen, wie die kraftvolle Eigenart des Landes an Inn und Salzach Wenglers malerisches Werk von innen her getragen hat. Die Bedeutung seines Schaffens kann aber nicht in die engen Grenzen dieses Gebietes ge spannt werden, sondern sie greift über sein Heimatland Ober österreich hinaus. Freilich müssen zu einem solchen Vergleich seine besten Bilder herangezogen werden und nicht Arbeiten von minderer Qualität aus der späteren Zeit des Meisters. Diese zeigen gewiß einen starken Verfall und sind in gefähr licher Nähe einer konventionellen und süßlichen Genre malerei. Die besten Bilder Wenglers jedoch können in Ehren neben denen seiner bekanntesten Zeitgenossen in Österreich bestehen. Die meisten dieser Maler haben zum Unter schied von Wengler ein viel geschlosseneres Werk hinter lassen. Gewiß waren mehrere von ihnen größere Könner und von größerer Bedeutung, wie Danhauser, Amerling, Waldmüller und Rudolf von Alt. Manche waren elegante Virtuosen, was Wengler nie gewesen ist, aber eben darum scheinen uns heute einige seiner Bilder lebensvoller und

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2