Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 1/2, 1966

Bad Hall — ein Born der Gesundheit !' ^ mmji ii!p wiii ■ j# 1 1 lili Manchmal wird es mit Staunen vermerkt, daß die gewaltigen Errungenschaften der modernen Medizin den großen Zuzug von Kranken, Leidenden und Heilungsuchenden in die Heil bäder Europas nicht eindämmen konnten, ja, daß im Gegen teil die Heilbädertherapie bei Behandlung chronischer Krankheitszustände ständig wachsende Bedeutung erlangt. Eines dieser Heilbäder, das von ]ahr zu Jahr immer mehr aufgesucht wird, ist das im oberösterreichischen Alpenvor land gelegene Jodsolebad Bad Hall, dessen zentrale Kur anstalt auf eine 111jährige geschichtliche Entwicklung zurück blickt. Natürliche Jodsolequellen mit hohem Gehalt an gebunde nem, aber auch an freiem Jod bilden die Grundlage der in diesem Heilbad des Landes Oberösterreich geübten, kur mäßig aufgebauten Jodtherapie. Wie viele andere thera peutischen Maßnahmen unserer Zeit gingen auch die Be handlungen Bad Halls ursprünglich aus der medizinischen Empirie hervor. Empirie bestimmte die Kur Bad Halls 1855, als das erste zentrale Badehaus des Kurortes eröffnet und damit ein nur durch die beiden Weltkriege unterbrochener stetiger Anstieg eingeleitet wurde. Vor nunmehr 16 Jahren ging man daran, diese Empirie durch eine wissenschaftlich erforschte Heilweise abzulösen. Seit 16 Jahren wird im ParacelsusInstitut in eingehender wissenschaftlicher Arbeit an der Ent schleierung aller Geheimnisse gearbeitet, welche die Wir kungsweise der Jodsolequellen bisher in sich barg. Als Er gebnis dieser Arbeit bietet Bad Hall nun Kuren, in denen sich die spezifischen Wirkungen der Inhaltsstoffe der Jodsole mit Allgemeineinflüssen in glücklicher Weise überlagern. Noch immer ist das Bad in der heilsamen Jodsole das Standardkurmittel, auf dessen Wirkung der Arzt nicht ver zichten kann. Genau gesehen ist es aber nur eine unter vie len Behandlungsformen, die der Kurort bietet. Die ganze große Liste der hydrotherapeutischen Maßnahmen wird, unterstützt durch Packungen der verschiedensten Art, Inhala tion grober, mittelfeiner und feinster Nebel, Sprühbehand lungen der Augen, iontophoretische Augenbäder, Massagen und Gymnastik im Trockenen und unter Wasser wohl indi vidualisiert in den Kurplan eingebaut. Dadurch werden in diesem Bade heute Erfolge erzielt, die durch andere Verfahren — auch mit Pille und Spritze viel fach nicht erreicht werden können. Den Großteil der Kurgäste Bad Halls bilden Kreislaufleidende, also Menschen der mitt leren und älteren Jahrgänge, denen Arteriosklerose und der sie vielfach begleitende hohe Blutdruck, Durchblutungsstö rungen in Armen und Beinen oder auch Folgezustände von Venenentzündungen, Krampfadern oder Schlaganfälle zu schaffen machen. Auch schmerzhafte degenerative Verände rungen der Gelenke, chronische Entzündungen der Atem wege finden hier Besserung und Linderung. Eine besonders bedeutende Aufgabe erwuchs dem alten, in seiner strengen medizinischen Ausrichtung aber trotz 111jährigen Bestandes jungen Bade in der Behandlung bestimmter Augenleiden. Entzündungen im vorderen oder hinteren Augenabschnitt, Gefäßerkrankungen, Folgen hochgradiger Kurzsichtigkeit und Zustände nach Verletzungen des Auges werden in Bad Hall mit Erfolg behandelt. Die Menschen mit dem traditio nellen Stock der Sehbehinderten sind aus dem Bild dieses Kurortes nicht mehr wegzudenken. Sie kommen, wie die vie len anderen Kranken, nicht als Wundergläubige, sondern mit dem Wissen, daß sie eine exakt erforschte und fundierte Behondlungsweise erwartet. Trotz des wissenschaftlichen Geistes, trotz der medizinischen Arbeit, die in Bad Hall geleistet wird, hat dieses Bad von der ländlich-bürgerlichen Behaglichkeit, die es seit jeher hatte, nichts verloren. Sie lädt jeden ein, hier auszuruhen, um Gesundheit und neue Kräfte zu finden. Auch in dieser Richtung ist Bad Hall ein Beispiel für viele. Die Anlagen des Kurparkes gehen auf 1855 zurück. Seither wurde daraus eine der größten und schönsten Kurpark anlagen Österreichs geschaffen. Ein ausgezeichnetes 16-MannKurorchester spielt sommers in einem der zwei reizvollen Musikpavillons oder in der Trinkhalle täglich zwei- bis drei mal teils konservative, teils moderne Weisen. Behagliche Lesezimmer im Kurhaus, ein reiches kulturelles und geselliges Veranstaltungsprogramm sorgen ebenso für Abwechslung wie Tennisplätze und Kleingolfanlage. Viele Spazier- und Wanderwege regen zu körperlicher Bewegung an.

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