Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 1/2, 1966

das Gefühl, daß sie in jedem Augenblick offensiv werden könnten. Trotzdem wurde Braunau von Napoleon über rumpelt und schließlich geschleift, aber diese Tatsache schmä lert die Leistung der italienischen Baumeister um keinen Zoll: Napoleon war eben — übrigens als erster — überzeugt, daß Festungen „nicht mehr bedeuten als ein Massengrab der Verteidiger — und mag ihr Löwenmut noch so groß sein". Für den „Löwenmut" des Innviertiers wird nun zumeist Johann Philipp Palm zitiert. Aber abgesehen davon, daß das traurige Schicksal dieses Nürnberger Buchhändlers — von der Romantik überdies hochgespielt — nichts mit dem Innviertel zu tun hat, sondern sich genau so gut in Innsbruck oder Wien hätte vollenden können, finden sich im Innviertel zahlreiche Beispiele, die beweisen, daß die Innviertier zu allen Zeiten das waren, was man als „gute Soldaten" bezeichnete. Seltsamerweise jedoch trat diese Eigenschaft in der Ver bindung mit Österreich ungleich stärker in Erscheinung als in der natürlichen Verbindung mit Bayern. Die schon an gedeuteten Klagen der Wittelsbacher über die Landfahnen im Inn, die sich nur zögernd sammelten und von keinem anderen Wunsch beseelt waren, als möglichst bald wieder daheim zu sein, kamen nicht von ungefähr, und der gleich falls schon zitierte Schulenburg stellte nüchtern fest, daß „diese Aufgebote kaum zu mehr taugten, als zum Führen eines Trosses". Nun war das sicher ungerecht, denn gerade wir Österreicher können den Landfahnen bestätigen, daß sie sich zuweilen vortrefflich zu wehren verstanden, aber der Innviertier als Soldat, als Einzelkämpfer ist eine Schöpfung der kaiserlichen Armee. Die Mehrzahl der Innviertier rückte bis 1918 zur RainerInfanterie nach Salzburg ein und damit zu einem Regiment, das sich vor allem an der Italienfront des Ersten Weltkrieges mit der Eroberung des Monte Cimone unvergänglichen Ruhm erwarb. Die bedeutendste Garnison des Innviertels blieb Braunau: in dieser alten Festungsstadt lagen nicht nur inner österreichische Truppenverbände, sondern auch zum Beispiel das k. u. k. Feldjägerbataillon Nr. 4, das sich aus Rzeszow in Galizien ergänzte und dessen Denkmal im Lachforst nächst Braunau dringend restauriert werden sollte. Schließlich wurde gar die Marineakademie von Fiume nach Braunau verlegt, an die noch lange nach dem Zusammenbruch der Monarchie ein gewisser Michael Lackerbauer erinnerte, der aus einer Jolle und etlichen Zillen eine „Innflotte" formierte und als Zeichen Erschießung Palms in Braunau, Ölbild von Leopold Wolfanger in Ering 1865, Heimathaus Braunau a. I. seiner Befehlsgewalt und zum Gaudium der Bootsmieter stets eine echte k. u. k. Admiralsmütze trug. Aber ein solcher Spaß scheint für den Innviertier als Soldaten symptomatisch. Seine Keckheit, sein Überspielen von schein bar noch so strengen Befehlen — ohne deshalb ungehorsam oder gar mutlos zu sein — ließen ihn Situationen überstehen, in denen manch anderer sich und seine Aufgabe vergessen hätte. Dafür zeugt nicht nur der hohe Blutzoll, den das Inn viertel vor allem in den großen Kriegen dieses Jahrhunderts entrichtete, sondern auch die lapidare Feststellung eines Schärdingers, der 1945 im Kriegsgefangenenlager Mauerkirchen einem öffizier des CIC auf die Frage, ob er wisse, vor wem er eigentlich stünde, antwortete: „1 bin a Innviertier — wer Sie san,is mir wurschtI" Die Propyläen-Kunstgeschichte erscheint wieder Nützen Sie den günstigen Vorbestellpreis! Zu Ihrer Unterrichtung stelle ich Ihnen gerne einen ausführlichen farbigen Prospekt zur Verfügung! Buchhandlung im OÖ.Landesverlag Pächter Herbert Breinbauer 4010 Linz, Landstraße 41, Telefon 20470

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