Am Abend seines Lebens schuf er noch für Reichersberg den bedeutsamen Rahmen für Caravaggios riesenhaftes Bild der Befreiung Petri in der Stiftskirche von 1702 und kurz darauf den Rahmen zum Altöttinger Gnadenbild in Münsteuer. Hier verquickt er einen der ihm eigenen Knorpelwerkrahmen mit Akanthuswedeln, in welchen er seine typischen Engelskinder spielen läßt. Der alternde Meister nimmt nun zögernd das Neue auf, das Sebastian Hagenauer schon um 1690 in Ranshofen so reich zur Anwendung gebracht hatte. Die letzten Lebensjahre wurden überschattet von den Kriegs läufen des Spanischen Erbfolgekrieges 1703/05 und des Bayerischen Bauernkrieges 1705/06. Hier beteiligte sich sein Sohn aus zweiter Ehe, Bonaventura, auf welchen er große Hoffnungen gesetzt hatte, als Führer der Bauernartillerie aktiv an der Belagerung und Erstürmung von Schärding. Um 1700 versuchte eine jüngere Generation neue Wege der künstlerischen Gestaltung zu finden. Die Kunst stand in einer Krise, wie sie die Arbeiten Hagenauers erkennen lassen. In der Erinnerung lebt der Manierismus neben dem Ideal der Renaissance wieder auf, die statuarische Gewandfigur will sich im Altarwerk selbständiger machen und drängt aus dem Verband heraus. Dies gelingt kaum vollständig, bedeutet aber den Schritt zum Spätbarock. Am reinsten realisiert diese Bestrebungen Michael Zürn d. J. (1636—1691?), der Neffe der Gebrüder Martin und Michael. Er streift zwar nur die Grenzen des Innviertels, als er um 1685 in Mattsee an einem Pestaltar arbeitet, von dem die beiden Patrone erhalten blie ben. Hier werden im Hinblick auf Raphael Donner die neuen Möglichkeiten zuerst aufgezeigt. Ungeheure Kontraste werden gegeneinander ausgespielt. Die Aufgewühltheit der Leiber erscheint in starre Gewänder gehüllt, so daß es zu einem letzten Triumph des Manierismus kommt. In seiner Wirkung zersetzt er das Gesamtgefüge um des seelischen Ausdruckes willen. Das Innviertel wurde im 17. Jahrhundert eine barocke Land schaft, weil außerkünstlerische Gewalten hier fremden Ge schlechtern eine neue Heimat zuwiesen. Im 18. Jahrhundert war der barocke Geist allenthalben so stark, daß man zahl reichen gotischen Innenräumen barocken Stuck auflegen durfte. Das Geschlecht der Schwanthaler beherrschte die plastische Provinz, griff wiederholt auf die Großen des 17. Jahrhunderts zurück und führte die handwerkliche Tradi tion vom Mittelalter zum Barock durch sieben Bildhauergene rationen bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts hin ein weiter. Oben: lohann Klain, Predellenfries vom linken Seitenaltar in der Wallfahrtskirche Brunnenthal, 1677. — Links: Hans Degier— Hans Spindler, HImmeifahrende Maria in der Pfarr kirche Münsteuer, Bez. Ried, 1. Drittel des 17. Ih. — Unten: Thomas Schwanthaler, Hl. Rochus vom Hochaltar In der Pfarr kirche Mehrnbach, Bez. Ried, um 1690. k* • ♦ ■ ►
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