Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 1/2, 1966

■ fromme Bildhauer ist eben schon alt und verdrossen, hat auf die Austeilung, Ordinanz und Proportion wenig acht gegeben und Mühe angewendet, wie ers dann auch dem Vernehmen nach niemals besser gelernt und gekonnt habe." Es handelt sich um eine Kritik seiner Arbeiten in Brunnenthal. Auch der Vater des Thomas, Hans Schwabenthaler (t 1656) — wie er nach seiner Herkunft anfänglich genannt wurde —, dürfte in solche Zusammenhänge gehören. Der volkstümliche Manierismus als Stil der Gegenreformation wird von der Familie Zürn aus Waldsee in das Innviertel eingeführt. Er zeichnet sich aus durch eine lebendigere Haltung der Figur, die gegen die Splitterflächen des Gewandes gestellt wird. Überall gibt es zuckende Grate und Spitzen, die Haare wirken wie Korkenzieher gedreht, der Einfluß der Bronze- „ gießer ist auch hier nicht zu übersehen. Die Figur wird Figuren sind so gedrungen, blockhaft und ohne Bewegung wie - - die der Deglerwerkstatt. Diese Künstler einer ruhigen, fast klassizistisch anmutenden Haltung sind für die spätere Entwicklung der Plastik zum Barock hin nicht entscheidend. Wie sie arbeiten aber bis weit in die zweite Hälfte des Jahrhunderts hinein zahlreiche heimische Bildhauer, wie Ludwig Vogt (+ 1666) aus Ried, der und die Plastiken sind in den Gesamtkomplex eingewoben. auch aus Weilheim stammt, und sein Sohn Veit Adam ~ ' " '' ^ (1637-1703), die beide erbitterte Konkurrenten des jungen Mauer bei Melk oder Zwettl-Adamsthal, auch Breisach und Thomas Schwanthaler waren, oder Johann Klain aus Schär- P ding, der 1668 folgendermaßen geschildert wurde; „Der gute pelwerk wieder auf, sogar die Gesichter, Rümpfe und Glied ornamenthaft eingesponnen, sie wirkt goldschmiedehaft und kostbar. Das Volkstümliche entstammt der spätgotischen Tradition; die Plastik der Donaukunst kannte ähnliche Gestal tungsgesetze. Auch die Stellung der Figur im Ganzen des Altares bezeugt diese Filiationen. Ein ungeheurer Reichtum Rottweil), nimmt man nun das an sich manieristische KnorZurückblickend auf die Donaukunst (etwa die Altäre von erschließen ist und wie die Denkmäler beweisen, behielten die angesessenen Maler und Schnitzer seit der Mitte des 16. Jahr hunderts immer ihre Aufträge; das künstlerische Schaffen war hier weitergegangen, ohne daß es tiefergehende Brüche gegeben hätte. Allerdings erhob sich die Qualität der Werke kaum über das Handwerkliche. Damit erklärt es sich auch, daß trotz Anfeindung und Futterneid der zugewanderte Künstler bald Wurzeln schlagen konnte, sich behauptete und eine unvorstellbare Blüte der Schnitzerei einleitete. Hier läßt sich schulmäßig der Stilwandel vom Manierismus über den Früh- und Hochbarock zum Spätbarock aufzeigen und be schreiben. In einem Landstrich, dessen künstlerische Potenz in der Kunstgeschichte keine Rolle gespielt hätte, wurden von den Leistungen der Fremden auch die heimischen Künstler zu hervorragenden Leistungen angespornt; es entbrannte ein — nicht immer edler — Wettstreit. Die erste Nachricht vom Einbruch des Fremden ist in den Prälaturrechnungen des Stiftes Reichersberg von 1617 zu finden: „Den 17 9bris Hannssen Degler Bürger vnd Pilthauer zu wailhaim wegen des neugemachten Chor Altars bezalt 1000 fl." Wegen der Lückenhaftigkeit der erhaltenen Auf schreibungen geht aber nicht hervor, ob es sich um den Gesamtbetrag für den Altar, also Bildhauer-, Faßmaler- und Schreinerarbeit oder nur um eine Abschlagszahlung gehandelt haben mag, oder ob der Altar ungefaßt geliefert wurde (zum Vergleich: Der Schwanthaler-Altar in St. Wolfgang kostete komplett 1730 fl). Für den 22. März 1619 — das Jahr 1618 fehlt — wird berichtet: „Hans Georgen Ranser Burger vnd Maller zu Riedt wegen des Hochaltars in vnser lieben Frauen Gotshaus alhir Vermög seiner Quittung No 1 bezalt 900 fl" und „Jacoben Baumgartner Burger vnnd Schreiner zu Riedt wegen seiner bey vorgemelten In vnser lieben Frauen gots haus aufgerichten Chor Altar zuegebrachten vnd verrichten Arbeith Lauth seines Scheins geben No 2 195 fl". Nach ande ren Eintragungen handelt es sich also bei der Deglerschen Arbeit nur um die ungefaßte Schnitzerei für den Hochaltar der nun verschwundenen Pfarrkirche von Reichersberg. Auch andere Altäre wurden vielfach erst an Ort und Stelle gefaßt, so z. B. 1666 in Zell am Pettenfirst. Es ist wichtig für die Zu sammenhänge und für die künstlerische Situation bezeich nend, daß das Stift den großen Auftrag nach auswärts vergab. Von Bedeutung ist aber auch die Tatsache, daß eine Madon nenstatue auf dem Hochaltar der Stiftskirche, eine Madonna und eine himmelfahrende Maria in Münsteuer aus der Werk statt des J-Jans Degler mit Stilmerkmalen seines Schwieger sohnes Hans Spindler sich erhalten haben. Spindler arbeitete seit 1618 im Stifte Garsten, während Degler 1617/18 für die Stiftskirche Kremsmünster den Hochaltar schuf (Teile jetzt in Grünau). Ihre Kunst ist ganz dem Manierismus der Nieder länder verhaftet, in den Figuren verbindet sich die bayrische Kraft mit der schwäbischen Empfindsamkeit und verinnerlichter Anmut. Die Nachahmung der Romanisten ist formel haft, das Metallische der Falten und Haare läßt die Vorbilder im Bronzeguß finden. Auf diese Stufe auswärtiger Künstler ist etwa auch di Tiroler Hans Waldburger aus Salzburg zu stellen, der 1626 den Hochaltar für das Stift Mondsee schnitzte. Auch seine Sebastian Hagenauer, Hl. Hieronymus vom Hochaltar in der Bürgerspitaiskirche in Braunau a. I., 1697.

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