Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 1/2, 1966

Bemalte Nistkästen. Motiv aus Neuratting, Bez. Ried i. I. Blättern". Ihm stellte Preen die Funde auch für eine erste prähistorische Ausstellung in München zur Verfügung. Dem Wiener Fiofmuseum, das sich dann für die Erwerbung der Funde interessierte, kam um Nasenlänge das Linzer Landes museum zuvor. Dessen Konservator, von Kolb, besuchte mit dem Verwaltungsrat Josef Straberger im Jahre 1885 den „halbwilden" Ausgräber Preen, als er gerade wieder in einem Grabungsloch am Gansfuß hockte. Zuerst aufeinander wegen der Münchner Verbindungen Preens etwas spießig, schreibt sich dennoch von dieser Begegnung die lebenslange Freundschaft mit Straberger her, die nicht nur auf der Archäo logie und dem warmen volkskundlichen Interesse, sondern vor allem auf einem gegenseitigen herzlichen Verständnis auf gebaut war, — Die nächste Grabung, in der Lonau bei Uttendorf, stand schon unter der Ägide Strabergers und des Landesmuseums. Nachdem sich die Verhandlungen mit dem Besitzer des größten dort befindlichen Hügels zerschlagen hatten, wurde ein kleinerer, abseits gelegener in Angriff genommen, und dieser stellte sich als ein „Fürstengrab" aus Fensterumrahmung 1710 vom Vögelhofergut in Neukirchen an der Enknach, Bez. Braunau a. I. m-f . der Hallstattzeit heraus: Man fand darin neben anderen Beigaben einen goldenen Halsschmuck und einen „Streit wagen". Dieser Uttendorfer Goldfund wurde dann erst recht eine Sensation, was sich schon darin ausdrückte, daß nunmehr am Bahnhof in Salzburg der Zug ins Mattigtal so ausgerufen wurde: „Zug in der Richtung Steindorf—Uttendorf—Braunau! — Er hatte ein tragikomisches Widerspiel: Der Besitzer des großen Hügels, ein Söldner, weigerte sich nun erst recht und verband sich mit einem Uttendorfer Bürger vertraglich zu einem Konsortium. Als der riesiEgerdwall mit viel Aufwand an Geld und Ochsenkraft abgetragen war, hatte man nichts als einen tönernen Spinnwirtel gefunden: Es war gar kein Grabhügel, sondern ein „Hausberg", ein Fluchtplatz vor dem Mattig-Hochwasser, gewesen. Aus dem unklaren Vertrag entwickelte sich ein Prozeß, in dem der Söldner seinen Besitz an den Teilhaber verlor, der freilich der mit totem Erdreich überschütteten Wiesen auch nicht froh wurde. Es ist wieder bezeichnend für das Vertrauen, das Preen in der Bevölkerung genoß, daß der gegen die Exekutoren mit der Waffe drohende rabiate Söldner niemand anderen zu einer vernünftigen Ver handlung ins Haus ließ als Preen. In den folgenden Jahrzehnten hat Preen bis in sein hohes Alter als „Handlanger der Archäologie", wie er sich beschei den nannte, in zahllosen Begehungen — er war immer ein großer Wanderer — das ganze obere Innviertel durchforscht. Die wichtigsten noch folgenden Ausgrabungen waren die am Siedelberg bei Mattighofen (Bronze- und Eisendolche), in Nöfing bei Hagenau, am Ochsenweg bei Rottenbuch, im Roiderholz bei Ranshofen (26 Hügel, darunter auch solche aus der Römerzeit), in Sunzing (etruskische Schnabelkanne und Becken); schließlich hatte er 1904 die Freude, auch in Osternberg ein La-Tene-Grab zu finden. Die Fundgegen stände gelangten zum größeren Teil ins Landesmuseum, zum kleineren ins Braunauer Heimathaus. — Preen wandte sein Interesse auch den eigentümlichen Erdaufschüttungen und Umwallungen zu, wie sie oft mitten im tiefsten Forst an zutreffen sind, den sogenannten „Tennen" oder „Hochäckern . Preens Aufzeichnungen über ihre Standorte sind heute noch dienlich. Einen ähnlichen Anstoß wie durch Pfarrer Saxeneder für die Archäologie, erhielt Preen durch einen anderen Laien für ein anderes Gebiet: für das Innviertier Bauernhaus, seine Ein richtung und seinen Schmuck. Der Lehrer Max Schlickinger hatte die archivalischen Belege zur Lokalisierung des „Meier Helmbrecht" und des Helmbrechtshofes in der Gilgenberger Gegend beigebracht. Von Germanisten, wie Keinz und Panzer, bekräftigt, ist zwar diese Auffassung nicht unwidersprochen geblieben (merkwürdigerweise gerade im eigenen oberöster reichischen Hause durch Konrad Schiffmann), hat sich aber jetzt doch durchgesetzt und bestätigt noch einmal die alte Kulturträchtigkeit dieses Gebietes. Preen nahm an diesen Entdeckungen lebhaften Anteil und schon in die Zeit der ersten Gilgenberger Grabungen fallen seine Zeichnungen vom Kastenbergergut, einem besonders reich verzierten Bauernhof dieser Gegend, die den Anfang zu einer systematischen Auf sammlung der Bauernhnusverzierungen im oberen Innviertel machten. Seine Zeichenkunst kam ihm dabei in noch viel stärkerem Maße zugute als bei der Aufnahme der prähistori schen Funde. Das Ergebnis ist in drei großen Sammlungen niedergelegt: einer im Heimathaus Braunau, einer im Linzer Landesmuseum und einer dritten, die er im Auftrag des bekannten kunstsinnigen Möbel-Industriellen Bernhard Lud wig angefertigt hat. Es ist das am alten Innviertier Bauernhof so gut wie ausschließlich verwendete Holz, das in Schnitzerei und Bemalung das Substrat für die Verzierungen bildet. Da das meiste davon seither durch Brand oder Abbruch zugrunde gegangen ist, sind diese Aufzeichnungen Preens von unschätz barem Wert. — Ebenso noch rechtzeitig, bevor er der Ver-

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