Oberösterreich, 15. Jahrgang, Heft 3/4, 1965

in. denen die Fruchtbarkeit des Bodens durch eine ungünstige Landschaftsbe schaffenheit herabgesetzt ist. Wir er kennen aber, daß es auch bei uns in Österreich notwendig ist, in Teilen un seres Landes die Bodenfruchtbarkeit durch geeignete Sanierungsmaßnahmen in der Landschaft, aber unter Anpassung an die moderne Wirtschaftsform, wieder herzustellen. Dieser Weg ist keinesfalls so schmerzvoll und kostspielig, wie all gemein angenommen wird. Wenn sich aber die nachteiligen Erscheinungen in der Landschaft noch mehr ausbreiten, werden selbst bedeutende Geldmittel nicht mehr ausreichen, die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten. In manchen Ländern der Erde ist dieser Zustand be reits eingetreten, in anderen wird er herbeigeführt. Aus egoistischen Grün den wird oftmals die Verbesserung des Bodens und des Landschaftsgefüges be hindert. Jedes Lebewesen hat das ihm angebo rene Bestreben, sich und seine Art zu erhalten. In der Tier- und Pflanzenwelt ist dieser Vorgang eine Selbstverständ lichkeit. Nur der Mensch entfernt sich von dem Begriff der Selbsterhaltung. Die komplizierten Vorgänge, die in Technik und Wirtschaft eingetreten sind, behindern ihn, die zweckdienlichen Handlungen zur Festigung seiner Exi stenz zu erkennen und durchzusetzen. Die Folgerungen des menschlichen Ge hirns, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, das ihm vorschwebt, stimmen nicht immer mit den biologischen Erforder nissen überein. Steigende Entartung und Krankheit sind daher die Folgen dieser Lebensform, je mehr sich eine unüber legte Technisierung ausdehnt. Heute ge ben wir beträchtliche Mittel für die tech nischen Einrichtungen und Aufschlie ßung unseres Lebensraumes aus. Aber wir denken nur zögernd daran, einen Bruchteil dieser Beträge für die Erhal tung eines gesunden Landschaftsgefüges aufzuwenden, das unsere Existenz sichern kann. Künftighin wird daher eine ausreichende Bodenfruchtbarkeit nur in einer gesun den Landschaft möglich sein. Auch heute sollten wir uns mehr an die Erfahrun gen früherer Generationen und großer Denker halten, denn schon im Koran steht geschrieben: „Man soll das Gleichgewicht nicht stören." Werm im vorstehenden Grundsätzliches zur Erhaltung und Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit wiedergegeben wurde, so wären diese Grundsätze auch auf die landschaftliche Gliederung Ober österreichs zu beziehen. Die in der vor liegenden Zeitschrift, Heft 1/2-1964, wiedergegebene Karte der agrarräumlichen GHederung nach Dr. Herbert Maurer, ist für diese Betrachtung wert voll. In den ausgedehnten Ackerbau gebieten der milden und der Übergangs stufe des Alpenvorlandes, die großräumige Anbaugebiete aufweisen, ist die Erhaltung und Schaffung einer zweck mäßigen Landschaftsgliederung von be sonderer Bedeutung. Hier wird es Auf gabe des Landschaftsplaners oder Boden schützers sein, den Schutz der Acker flächen durch eine ausreichende Unter teilung des Landes mit Baumanlagen, meist in Form schmaler Bodenschutz streifen, zu erreichen. Nur so wird es dort möglich sein, die Bodenfruchtbar keit auf Dauer zu erhalten und dem Landwirt, besonders in den weiten, ebe nen Gebieten, die Sicherheit zu geben, gute Ernteerträge zu erzielen (Abb. 6). Wissen wir doch, daß bei ausreichenden Schutzmaßnahmen Mehrerträge der ver schiedenen Kulturgewächse von 10 bis 40 Prozent zu erreichen sind. Der Schutz des relativ großen Raumes des Alpen vorlandes muß auch aus gesundheit lichen Gründen erfolgen, weil sich dort wichtige Industrien ausbreiten und auch ausgedehnte Siedlungen vorhanden sind, die einer Abschirmung gegenüber der Umwelt bedürfen. Die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und der Gesundheit der Bevölkerung erfordern Schutzmaß nahmen, die bei konsequenter Durch führung das Land und seine Bevölkerung vor Nachteilen bewahren.Zur Erreichung dieses Zieles wäre auch in den ober österreichischen Fruchtgebieten ein ra scher Aufbau und Einsatz einer Boden schutzorganisation erforderlich, ähnlich wie sie im Lande Niederösterreich der zeit besteht. Eine maschinelle Pflanzung von ausgedehnten, schmalen Baumanla gen, die wenig Bodenfläche beanspru chen, könnte schon in wenigen Jahren ausgedehnte landwirtschaftliche Produk tionsgebiete verbessern (Abb. 7). Eine solche Schutzeinrichtung, die auf diese Arbeiten spezialisiert ist, wird auf Dauer zu einem öffentlichen Betreuungsfaktor, dessen Wirtschaftlichkeit sich in allen schutzbedürftigen Gebieten erweisen würde. Kleine, mit allen Maschinen für Pflanzung und Pflege der Schutzanlagen gut ausgerüstete Stationen, die über das Land verteilt sind, von denen jede rund 200 Quadratkilometer Schutzfläche be treut, sind die Garantie dafür, daß ein neuerlicher Verfall des Landes, der zur Vernichtung des wieder erreichten Gefüges führen würde, nicht mehr ein treten kann (Abb. 8). Aber auch im Hügelland und im Ge birge, in dem der Ackerbau bereits zu rücktritt, während sich das Grünland mit Viehhaltung und Milchwirtschaft auszubreiten beginnt, wird eine zweck mäßige Unterteilung der Grünlandflä chen, meist unter Einbeziehung der Waldgebiete, die Garantie für die Pro duktionsfähigkeit dieser Landstriche sein (Abb. 9). Auch die Weideflächen sind unter dem Schutz von Baumstrei fen ertragreicher und bieten dem Vieh daher eine bessere und gesündere Grundlage für seine Ernährung und Pflege. Es ist bekannt, daß sowohl der Milch- als auch der Fleischertrag in gut geschützten Weidegebieten höher ist und dem Landwirt günstigere Zucht erfolge sichert. Die Großklima- und Niederschlagsver hältnisse sind in Oberösterreich günsti ger als im angrenzenden Bundesland Niederösterreich, dessen ausgedehnte Fruchtgebiete unter dem Einfluß des pannonischen Trockenklimas stehen. Dennoch kann der Großklimaeinfluß die lokalen klimatischen Verhältnisse nicht ersetzen. Für die landwirtschaftlichen Produktionsverhältnisse ist der boden nahe Klimaeinfluß entscheidend. In einer ungeschützten Landschaft ist dieser Ein fluß stets nachteilig. Die Bedeutung der Landschaft für die Bodenfruchtbarkeit ist auch von der Lage und Verteilung der Waldbestände abhängig. Sie sind es, die besonders im gebirgigen Teil des Landes den Wasser haushalt auch für entferntere Gebiets teile regeln. Von ihrem Speichervermö gen ist die ausgeglichene Wasserversor gung des Hügellandes und der Ebenen abhängig. Monokultur und Holznutzung sowie die Beschränkung des Waldes auf Landesteile, die landwirtschaftlich nicht mehr genutzt werden können, haben auch im gebirgigen Landesteil zu Feh lern geführt, die den Wasserentzug aus dem ganzen Lande beschleunigen und dadurch die Klimaextreme verstärken (Abb. 10). Auch das Absinken des Grundwasserspiegels ist eine der nach teiligen Folgen einer unzweckmäßigen Wald- und Landwirtschaft. In Oberösterreich gibt es Landschafts teile im Gebirge, im Hügelland und in der Ebene, die noch eine Gliederung aufweisen und daher derzeit noch als ausreichend geschützt zu betrachten sind (Abb. 11). Aber die steigende Tendenz, auch diese Landschaften einer verstärk ten Nutzung unter Heranziehung tech nischer Hilfsmittel zu unterwerfen, gibt dem Zweckforst und der Kultursteppe immer mehr Raum. Dies ist eine ge fährliche Erscheinung, die in den ebenen Fruchtgebieten Oberösterreichs bereits ihre nachteiligen Folgen zeigt. Oberösterreich ist heute noch ein Land, in dem mit relativ geringen Mitteln, aber unter konsequenter Durchführung von Schutzmaßnahmen,die Bodenfrucht barkeit erhalten werden kann. Hier kann die Landschaft so gestaltet oder ver bessert werden, daß sie auch fernerhin für ihre Bewohner nicht nur eine ausrei chende Existenzgrundlage darstellt, son dern auch eine anmutige Heimat ver bleibt.

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