Karl Mozek-Fiaila Die Bedeutung der Landschaft für die Bodenfruchtbarkeit Das ehemals natürliche, vielfach geglie derte Landschaftsgefüge wurde von der Kulturlandschaft verdrängt. Der größte Teil der heutigen Kulturlandschaft ist eine Zwecklandschaft geworden, in der Siedlungen, Felder, Verkehrsanlagen und Fabriken vorherrschend sind. Die mo derne Technik hat auch in der Landwirt schaft diese Veränderungen in den letz ten Jahrzehnten wesentlich beschleunigt. In den großen Fruchtgebieten ist der Bauer heute nicht mehr Landwirt, son dern Steppenmaschinist, dessen ganzes Augenmerk auf die mit wenig Aufwand verbundene Bearbeitung der Felder ge richtet ist. Von der Größe und gleich mäßigen Ausdehnung seiner Felder ist seiner Ansicht nach die Wirtschaftlich keit der Kultivierung abhängig, die fast ausschließlich durch Einsatz größerer Maschinen erfolgt (Abb. 1). In Landes teilen, in denen die Viehzucht vorherr schend ist, findet man noch eine reichere Gliederung der Landschaft, in der auch mehr Gehölze vorhanden sind. Aber auch hier macht sich die Tendenz der Ausweitung des Ernährungsraumes be merkbar (Abb. 2). Dieser Strukturwandel in Wirtschaft und Landschaftsgefüge hat im Laufe der Zeit zu Erscheinungen geführt, die eine Ver nichtung der Bodenkraft und eine Ver schlechterung des Lokalklimas in der Kulturlandschaft erkennen lassen (Ab bildung 3). In den Gebieten mit inten sivem Feldbau sind diese Verschlechte rungen schon eingetreten oder in rascher Zunahme begriffen. Die Verringerung der Viehzucht verhindert dort die natür liche Düngung des Bodens, und eine in tensive Feldwirtschaft bewirkt, daß dem Boden fast jede organische Substanz ent zogen wird. In den großen Agrarland schaften ist sogar das Verbrennen der Strohmengen auf den Feldern zur Ge wohnheit geworden, und somit wurde dem Boden auch die letzte Quelle orga nischer Substanz für die Humusbildung entzogen. Wie sehr heute technisierte Zivilisation und rücksichtslose Markt wirtschaft auf den Menschen einwirken und sein Leben beherrschen, erkennt man am besten daran, daß selbst der Landwirt die zweckmäßige Einstellung zum biologischen Gefüge der Natur, in der er leben muß, verloren hat. Er ver sucht, durch die Steigerung der Kunst düngeranwendung den Mangel auszu gleichen, den er selbst herbeigeführt hat, und vergißt dabei, daß auch die Auf nahme der mineralischen Nährstoffe von der Pflanze nur in einem Boden vor sich gehen kann, dessen Beschaffenheit einen natürlichen Wasserhaushalt sichert und daher ausreichende Humusmengen auf weist. So müssen auch die Versuche, den Boden auf künstliche Weise fruchtbar zu erhalten, einmal scheitern. Der Boden ist ein Bestandteil eines gewaltigen na türlichen Gefüges, dem der Mensch nicht eine Richtung geben kann, die er aus seiner Einseitigkeit heraus als zweck dienlich erachtet. Auch der menschliche Körper verträgt auf die Dauer keine Überlastung mit bestimmten chemischen Stoffen, wenn diese auch durch einige Zeit für die Funktion des Körpers för derlich sein könnten. Landschaft und Boden, die man voneinander nicht tren nen kann, vertragen keine einseitigen Maßnahmen, sogar dann nicht, wenn sie scheinbar im Augenblick bessere Ergeb nisse erzielen. Wohl ist es notwendig,daß wir eine Ver änderung des landschaftlichen Gefüges vornehmen, um unsere erweiterten Le bensansprüche zu sichern, aber die Gren zen dürfen bei dieser Veränderung nicht überschritten werden. Heute müssen wir bereits erkennen, daß sie teilweise über schritten worden sind, und zwar in so erheblichem Ausmaße, daß sich dies auf unsere Existenz nachteilig auszuwirken beginnt. In Landwirtschaft und Technik gibt es eine Anzahl von Personen, welche die bisherigen Kultivierungen verteidi gen und die daraus entstandenen Fehler nicht einsehen wollen. Sie sehen nur die noch immer hohen Ernteerträge, herbei geführt durch Sortenwahl und Kunst düngergaben, und bestreiten das Nach lassen der Bodenkraft. Wohl können sie sich der Tatsache nicht verschließen, daß immer weniger organische Substanz für die Humusbildung dem Boden zugefügt wird und daß sich auch der Wasser haushalt der Böden von Jahr zu Jahr verschlechtert. Solange nicht ein Zusam menbruch in größerem Maßstab erfolgt. Ehemals natürliches Landschaftsgefüge, Gegensatz: Kultursteppe Xf Wib"' 'T' t'v-''
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2