FRANZ FUHRMANN Meister Gordian Guckh von Laufen Gordian Guckh gehört zu den bescheidenen Meistern der Blütezeit deutscher Spätgotik. Sein Name und seine Werke sind daher ziemlich unbekannt. Es ist aber doch recht bemer kenswert, daß sich von diesem Meister beziehungsweise sei ner Werkstatt acht Flügelaltäre erhalten haben. Sie stehen zum Teil noch an ihrem ursprünglichen Standort. Die For schung hat sich um das Gesamtwerk Guckhs bisher wenig gekümmert. Studien und Hinweise zu einzelnen Altären und zu den Fragen wie „Guckh als Maler" oder „das Verhältnis des Meisters zur Schnitzerei" sind veröffentlicht'. Die Vor bereitungsarbeiten für die Ausstellung „Kunst der Donau schule" brachten es mit sich, auch dem Schaffen Gordian Guckhs Aufmerksamkeit zu schenken, da seine Werke in einem noch näher zu umschreibenden Sinn zum weiteren Kreis dieser Schule gehören. Die folgenden Zeilen wollen nicht als eine abschließende Studie oder der Auszug aus einer solchen verstanden werden, sondern nur als Bericht und ab tastende Überschau. Es besteht die Absicht, nach eingehen derer Beschäftigung und nach Auswertung der Vergleichs und Diskussionsmöglichkeiten, die die Ausstellung in Sankt Florian und im Linzer Schloß bieten wird, die Ergebnisse in Form einer kleinen Monographie vorzulegen. Über Gordian Guckhs Leben ist nicht viel bekannt-. Licht auf seine Persönlichkeit wirft, daß er 1522 seiner Vaterstadt 1 Laufen als Bürgermeister vorgestanden ist. Von diesem Jahre an wird er archivalisch mehrfach genannt, zuletzt 1538 als Zeuge der Abrechnung. Da 1542 für diese Zeugenschaft sein Sohn (?) Lienhart Guckh aufscheint, ist der Maler vermutlich in der Zwischenzeit gestorben. Sicher aber war er vor dem 2. September 1545 bereits tot, weil an diesem Tag Gordian Guckhs Erben im Prozeß gegen seine Schuldner einen Ver gleich schlössen. Dieser Prozeßakt vermittelt auch den ein zigen gesicherten Hinweis auf Werke des Meisters: drei Flügelaltäre („Tafeln") in Burg und St. Koloman bei Tengling und in Wonneberg bei Waging". Der Altar von Burg ist ver loren. Der 1515 datierte Altar von St. Koloman steht am alten Platz, vom Wonneberger Altar haben sich sechs Tafelbilder erhalten, die in den neugotischen Altar eingelassen sindL Jede Beschäftigung mit Gordian Guckh hat daher von diesen beiden Altären auszugehen. Dabei besteht allerdings die Schwierigkeit, daß es sich bei dem zwar datierten Altar von St. Koloman um ein Schulwerk handelt, die qualitativ höchstrangige Arbeit Guckhs, der Wonneberger Altar, aber nur mit Gemälden auf uns gekommen ist. Alle übrigen Zuschreibungen gründen auf Stilvergleichen und dem ümstand, daß sich diese verwandten Werke im engen ümkreis von Laufen bzw. Salzburg befinden. Dazu gehören: der Georgsaltar in der Filialkirche Nonn bei Reichenhall (dat. 1513), das Flügelaltärchen im Altersheim Oberndorf bei Salzburg, das eng da mit verwandte Flügelaltärchen in der Stiftssammlung zu Nonnberg in Salzburg, der Dionysius-Altar aus Surheim in der inneren Kapelle der Burg von Burghausen (dat. 1524), der Vierzehn-Nothelfer-Altar in Pfarrwerfen und der Kreuz altar in der Filialkirche Gebertsham bei Mattsee. In der Nonnberger Stiftssammlung befinden sich noch vier Tafeln, die als Reste eines kleinen Flügelaltares anzusprechen sind". Rechnet man noch den nicht erhaltenen, aber einwandfrei bezeugten Altar von Burg hinzu, so kommt man auf die stattliche Zahl von zehn Altären, die nach unserer jetzigen Kenntnis aus der Werkstatt des Laufener Meisters hervor gegangen sind. Dem Aufbau nach lassen sich bei Guckh zwei Grundformen von Flügelaltären unterscheiden. Die größere Form hat eine Predella mit beweglichen Flügeln, einen Mittelschrein mit beweglichen Flügeln, manchmal auch mit zusätzlichen festen Flügeln, und ein Gesprenge. Die einfache, kleinere Form weist nur einen Schrein mit beweglichen Flügeln auf. Allen Altären gemeinsam ist die Verbindung von Plastik und Male rei, wobei nach der üblichen Verteilung die Vollplastik dem Schrein, das Relief dem Predellaschrein und den Flügel innenseiten des Schreins und die Malerei den Predellaflügeln, den Außenseiten der Schreinflügel, fallweise den Standflügeln und den Altarrückseiten zugeordnet sind. Zum größeren Typus gehören alle Altäre mit Ausnahme des Oberndorfers und des Nonnbergers. Beim Altar von Nonn fehlt der Mit telteil der Predella, beim Pfarrwerfner Altar ist das Gespreng erneuert. Etwas näher an den besonderen Stil der Werkstatt Guckhs führen folgende Eigenheiten des Altaraufbaues hin. Die waagrechten Umrahmungsteile des Schreines sind meist gegen die Mitte zu im stumpfen Winkel vorgezogen. Reiches, vielfach von Blüten oder Früchten durchsetztes, vergoldetes Rankenwerk füllt Schrein- und Reliefsockelleisten und laubenLinks und rechts oben: Filialkirche Gebertsharn, Pfarre Lochen, Details vom Flügelaltar
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