Oberösterreich, 15. Jahrgang, Heft 1/2, 1965

Katharinenlegende ist zunächst in Seitenstetten, dann in Kremsmünster vertreten. Der dritte, namenlose, dem A. A. nahestehende Maler war in Admont und ist in Kremsmünster überliefert. Anklänge finden sich nach Osten bis über Seiten stetten hinaus. Infolge der genaueren Kenntnisse über das um Wels befindliche, lokal gebundene Material möchten wir heute die Tätigkeit des A. A. in Wels nicht zur Grundlage für die Annahme seines Werkstattsitzes daselbst machen'^. Die vielen Querverbindungen zum Katharinenmeister legen eine enge Nachbarschaft zu diesem nahe. So bleibt als Mitte des skiz zierten Arbeitsgebietes die Eisenstadt Steyr, zugleich damals weitaus das bedeutendste Kulturzentrum dieses Bereiches. Die Wirksamkeit der Steyrer Bauhütte bis in die Zeit des Donau stiles hinein ist ein anerkanntes Faktum in der Geschichte der gotischen Architektur. Liegt es nicht nahe, auch auf dem Ge biete der Malerei ähnliches zu vermuten? Eine gewisse Einschränkung könnte sich aus der örtlichen Nachbarschaft, aus dem gleichfalls sehr lebhaften, freisingischen Waidhofen an der Ybbs ergeben. Die Nennung dieser Stadt drängt sich etwa im Zusammenhang mit Innerochsenbach auf. Aber bezüglich Waidhofens stehen wir noch viel mehr vor lauter offenen Fragen, um irgend etwas aussagen zu können. Schließlich mag ein Hinweis auf eine Gruppe von Zeichnungen unsere Vermutungen ein wenig bestätigen. Wir meinen den Meister der sogenannten Seitenstettener Schmerzensmutter, eine Zeichnung der Albertina in Wien, welche eine weibliche Heilige mit einem Buch zeigt, die durch spätere Hinzufügung eines Schwertes zur Schmerzensmutter umgedeutet wurde^". Sie stammt aus Seitenstetten, ohne daß ihre ursprüngliche Herkunft bestimmt wäre. Eine zweite Zeichnung der gleichen Hand, ebenfalls aus Seitenstetten an die Albertina gelangt, war ursprünglich in jenem Welser Stammbuch eines Thurnermeisters, das F. Dworschak bekannt gemacht hat'®. Hier ist die ursprüngliche Verwahrung auf Wels gesichert. Ein drittes Beispiel dieser Kunst, ein hl. Petrus, wird in der Stifts bibliothek Kremsmünster aufbewahrt. Auch hier also der gleiche Herkunftsbereich mit dem Mittelpunkte Steyr und wiederum unter Einbeziehung von Wels, das also aus allen diesen Überlegungen nicht ganz herausgelassen werden kann. Ob und wie weit dieser Meister mit einem der vorgenannten Maler in Zusammenhang gebracht werden kann, mag anhand der Originale in der Ausstellung erörtert werden. Angesichts der Quellenlage ist es nicht möglich, für die Hypothese eines Zentrums der Malerei der Donauschule in Steyr den schlüssigen Beweis zu führen. Die Nachrichten, die wir darüber besitzen, daß das Stift Kremsmünster, daß der Welser Bürger Pankraz Scheibel Steyrer Künstler be schäftigt haben", sie sind in keinen unmittelbaren Zu sammenhang mit erhaltenen Kunstwerken zu bringen. Außer dem wissen wir, daß in Linz, in Wels und in Enns in jener Zeit Malerwerkstätten bestanden haben, deren Tätigkeit sich sicher auch auf derartige Flügelaltäre erstreckte. Dennoch glauben wir, die Gruppe um den Monogrammisten A. A. und um den Meister der Kremsmünsterer Katharinenlegende min destens als Arbeitshypothese nach Steyr lokalisieren zu sollen. Diese Arbeitshypothese wird vielleicht dann an Sicherheit ge winnen, wenn man auf dem Bereiche der zeitlich voraus gehenden Malerei und ebenso auf dem Gebiete der Plastik ähnliche Rekonstruktionsversuche unternehmen wollte. 'W. Suida, Die Landesbildergalerie u. Skulpturensammlung in Graz, Wien 1923, Nr. 57 und 64. 2 H. Ankwicz-Kleehoven, Das Totenbildnis Maximilians I. (Wr. Jahrbuch f. Kunstgeschichte, N. F. XL,1937, S. 67) ^ Vgl. K. Holter, Neue Quellen zur Kunstgeschichte Oberösterr. im Mittelalter (Oö. Heimatblätter, 1. Jg. Linz 1947, S. 256, 4. Jg. S. 56 ff.) Ausstellung Albrecht Altdorfer und die Donauschule in Ober österreich, Linz 1947, Katalog S. 30 f. = Christi. Kunstblätter, 87. Jg. 1949, H. 2 und 3, 95. Jg. 1955, 5. 56 ff. " A. Stange, Die Malerei der Donauschule, München 1964, S. 151 f. ' Vgl. Jahrbuch d. Musealvereines Wels,(5. Jg.) 1957, S. 188, und 10. Jg. S. 88. « Gotische Malerei aus Österreich, Ausstellung in der Galerie St. Lukas, Wien, 1935, Nr. 26 — 28. " Stange hat S. 151, Nr. 1 diese Täfelchen dem Meister der Ka tharinenlegende zugeschrieben. Unserer Meinung spricht sowohl die Malweise als auch der verwendete Typenvorrat gegen die se Zuschreibung. Bayer. Nationalmuseum, D. 28, Kat. VIII. Nr. 89, 90. Für die liebenswürdige Überlassung von Abbildungsunterlagen haben wir Herrn Prof. Stange aufs beste zu danken. "Vgl. unseren Aufsatz im Jahrbuch des Musealvereines Wels, 11. Jg, 1965 im Erscheinen. Alte und Moderne Kunst, Wien 1965, 2. Heft, im Erscheinen. "Vgl. Anm.11. "Vgl. dagegen die in Anm. 5 zitierte Literatur. "Diese drei Zeichnungen werden in der Ausstellung in St. Flo rian ausgestellt werden, so daß hier genauere Angaben nicht notwendig sind. Jahrbuch Musealverein Wels, 9. Jg. 1963, S. 171. "Vgl. die in Anm.3 und 5 zitierten Quellen. 34

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