! 'i Hutthrum Hötzdorf bei Passau, Pfarrkirche, Hl. Maria Magdalena aus Foto: Eiersebner Bogen ausschwingt. Diese auffällige Ausdehnung in die Breite, dieser Umriß eines gleichseitigen Dreiecks, dies über den Arm hinausflatternde Tuch, diese linksseitige Mantelöffnung, die ses Gewandfaltensystem der Vorderseite, all dies sind Kenn zeichen der Sitzfigur einer hl. Maria aus Svaty Tomas in der Alsova jihoceskä galerie in Hlubokä nad Vltavou-', wo gegen wärtig in einer Ausstellung Stil und Bedeutung der südböhmi schen Spätgotik glanzvoll dokumentiert werden. Diese Sitz figur aus St. Thomas bei Friedberg steht ihrerseits als süd böhmisches Werk — so mit vielen anderen die Ausdehnung Passauer Kunst über Oberösterreich nach Böhmen weisend — in der Nachfolgeschaft der Thyrnauer Maria und ihrer zahl reichen Abwandlungen-'. Hier liegen auch die Stilquellen der Muttergottes aus der Welser Gegend, die den Marientypus fortsetzt, der — immer abgewandelt — im spätgotischen Fassau auf den Grundlagen der Kunst Nicolaus Gerhaerts' eine groß artige Gestaltung erfuhr. Kehren wir nochmals zur Gruppe der oberösterreichischen Flachreliefs zurück! Entwicklungsgeschichtlich scheinen solche Arbeiten, wiewohl in der Gebundenheit einer lokalen Sphäre zumeist schon dem zweiten und dritten Jahrzehnt angehörend, mehr dem Anfang des neuen Saekulums verhaftet. In heimi schen Werkstätten wird fortgeführt, was im weiten Umkreis von Landshut durch die bahnbrechenden Schöpfungen Leinbergers überlagert worden war. Um so deutlicher ist in Ober österreich zu beobachten, wie die Kontinuität einheimischer Überlieferung in einen Darstellungsstil lokaler Prägung ein mündet, dessen legendenhafter Vortrag die Situation am Jahrhundertbeginn allenthalben kennzeichnet--'. Die Vielgestaltigkeit der oberösterreichischen Kunstlandschaft erschöpft sich natürlich nicht mit den hier berührten Kom plexen. Unter dem Begriff der sog. Astl-Werkstatt vereinigte man zum Beispiel eine Fülle mehr oder weniger heterogener Arbeiten-". Die Summe ihrer Stilmerkmale scheint aber geradezu typisch für den Charakter oberösterreichischer Pla stik. In diesen großen Zusammenhang gehört auch eine Marienfigur von Windhaag bei Perg-'. Nicht allein im Typus ist die Statue der Muttergottes im Schrein des Hallstätter Altars erwähnenswerte Parallele. Die — im Gegensatz zum Temperament der Figuren Hans Leinbergers — undynamische, sparsame Substanz der Gewandfalten, das Linearsystem des Faltengefüges und die ruhige Ponderation sind vielleicht Krite rien für viele in Oberösterreich eigenständige Figuren, für die Windhaager Madonna ebenso wie für eine Muttergottes im Kitzbühler Privatbesitz, die nachweislich aus Frankenmarkt stammt. Selbst die hauptsächlichen Faltenbahnen, die bei Lein bergers Gestalten eine große tektonische und konstruktive Funktion haben, fügen sich bei solchen Figuren ein in die stille, ewig akzentuierte Gleichmäßigkeit der Gesamtform. Mit besonderem Interesse muß vermerkt werden, daß eine Statue, mit denen die genannten (jüngeren) Werke gewiß in einem genetischen Zusammenhang stehen, willkommener maßen die Jahreszahl ihrer Entstehung trägt: der heilige Dionysius vom Flügelaltar aus St. Leonhard bei Freistadt. Die Jahreszahl heißt 1509. Bei dem Mangel an datierten Bild werken unserer Stilrichtung aus dem ersten Dezermium ist das überlieferte Datum von größter Wichtigkeit"". Oberösterreichischer Herkunft dürfte auch ein Verkündigungs relief im Regensburger Stadtmuseum sein. Zahlreiche Ver gleiche aus Landshut, Regensburg,Salzburg oder Passau könn ten angestellt werden, für den Engel wäre beispielsweise auf das Verkündigungsrelief au.s Irrsdorf im. Salzburger Museum Carolino Augusteum (gegenwärtig in der Ausstellung) hin zuweisen, den nächsten Konnex bringt jedoch das Verkündi gungsrelief des Vorchdorfer Marienaltars im Stift Krems münster"". Auch im Lande ob der Lnns war Hans Leinbergers fruchtbarste Bildprägung, die Anna-Selbdritt-Gruppe aus dem Franziska18
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