Den Mantelsaum der Muttergottes bedeckt eine Abfolge von Buchstaben, die als ICH+LEIHART HINZHI DE MAISTER WOLFGANE+ ISTAH gelesen wird. Vielleicht bedeutet die Inschrift soviel wie „Ich, Lienhart, bin der Meister, Wolfgang und Eustach (sind die Gesellen)", wobei das Wort HINZHI nicht gedeutet werden kann. Im Zuge einer Bearbeitung von Urkunden des reichen Freistädter Stadtarchivs, das aber wegen der Stadtbrände von 1507 und 1516 gerade in dieser Zeit Lücken aufweist, konnten in den Ungelt- und Kammeramts rechnungen zwei Maler nachgewiesen werden. (Als Maler be zeichnete das Mittelalter vielfach auch Schnitzer, deren Arbeit damals als zweitrangig empfunden wurde; erst durch die Fassung erhielt das Werk seine Krönung. Überdies arbeiteten in der Altarwerkstatt Schnitzer und Maler, auch Tischler, nebeneinander. Der Leiter der Werkstatt hatte als Meister Bürgerrecht und erhielt von der Stadt ein Haus, wie aus anderen Fällen nachzuweisen ist.) Der eine Maler, Jörg Reichenauer, war ein wohlhabender Meister, der ein Haus im Zentrum der Stadt besaß und neben seinem Gewerbe auch mit Zwirn handelte. Er tritt nicht nur in den Ungeltrechnungen, sondern auch in den Kammer amtsrechnungen hervor. Seiner dort angeführten Tätigkeit nach war er aber nur ein Anstreicher, da ihm von der Stadt Arbeiten wie das Malen von zwei Wappen am neu errichteten Rathausturm 1522, das Anstreichen von Wetterfahnen, Brunnenbekrönungen und von Gittern übertragen wurden. Im Schätzbuch von 1557 wird nur er allein noch als Maler an geführt, was die Situation der Kunst dieser Zeit apostrophiert. Der andere Meister dagegen, Lienhart Krapfenbacher, tritt nur in den Ungeltrechnungen von 1520 hervor (sie fehlen von 1515 bis 1520). Den Kammeramtsrechnungen zufolge erhielt er von 1520 bis 1530 keine städtischen Aufträge. Er wird in ihnen nur indirekt erwähnt: 1523 „Di Reichen zwischen des Rathaus khäppl vnd linhart mallern Rawmen lassen.. und 1528 „Vom den reichen Zwischen des Maller vnd Käppi zw Rämen gebm ..." Der Meister wohnte also im heutigen Hause Hauptplatz Nr. 18, dem Gasthaus „Zu den drei Rosen". Das Fehlen öffentlicher Aufträge erweist ihn als Künstler; die Errichtung von Altären lag damals in der Hand reicher Bürger durch ihre Stiftungen und Seelgeräte und fand in den Stadt rechnungen keinen Niederschlag. Es ist interessant, daß Ignaz Nößlböck vom Steirischen Lan desarchiv, der das Freistädter Archiv Jahrzehnte hindurch be treute, oft andeutete, er wisse, daß sich die Werkstatt des Kefermarkter Altares in der Nähe der Stadtpfarrkirche etabliert habe. Einen Christoph Habich, dessen Name sich auf den Altären von Waldburg und St. Michael fand, ver merken die Rechnungen nicht. Schließlich sei vermerkt, daß es sich bei diesen Mitteilungen um vorläufige Ergebnisse der Quellenforschung handelt, da noch große Komplexe der Untersuchung harren. In der vorliegenden Studie sollte dargestellt werden, aus welchen stilistischen Strömungen sich das Werk des Wald burger Hochaltares zusammensetzt, wie weit es der Donau kunst zugehört und wie weit sich die Religiosität der Zeit in ihm realisiert hat. Immer wieder mußte die überragende Rolle des Kefermarkter Altares und die Weiterführung seiner Tradition betont werden. Entscheidend aber schien die Er kenntnis, daß nicht allein Form und Qualität über eine Zu gehörigkeit zur Donaukunst bestimmen, sondern gleicher maßen der Geist und die Religiosität der Zeit, der Besteller und der Meister. Vür Ihren Bedarf an guten Büchern zur Weiterbildung und Unterhaltung empfiehlt sich die Buchhandlung im Oberösterreichischen Landesverlag Pächter Herbert Breinbauer Linz, Landstraße 41 (an der Mozartkreuzung) • Telefon 204 70 13
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