w Milchhof Steyr. Modernste Molkereien sichern klaglosen Absatz und beste Kundenbelieferung. Foto: Milchhof Steyr. kommen. Er hat einen Zusammenbruch seines gesamten Le bensbereiches erfahren müssen, wie kaum eine andere Be rufsgruppe. Der Zusammenbruch der Gesindeverfassung, Auf lösung der alten nachbarschaftlichen Bindungen, Abwande rung der Fremdarbeiter, im Gefolge damit eine Überbelastung der Familienarbeitskräfte verbunden mit einer ständig fallen den Tendenz der gesundheitlichen Verfassung. Der Bauer wurde im Wirtschaftlichen gezwungen, innerhalb weniger Jahre eine totale Änderung der betriebswirtschaftlichen Orientierung und eine ebensolche Veränderung der Arbeits verrichtung zu vollbringen. Und dies zu tun, war nicht eine kleine, zentrale Unternehmerschicht gezwungen, sondern eine breite Schicht von sehr unterschiedlichen Typen von Unter nehmern, eben die über 75.000 Bauern unseres Landes. Der Übergang vom Gesindebetrieb zum Familienbetrieb wurde zunächst von den kleinen und mittleren Betrieben vollzogen. Der größere Betrieb, soferne er nicht infolge eines engen Ge nerationsverhältnisses mit mehreren Familienarbeitskräften dies auch tun konnte, war bis heute noch auf einige Fremd arbeiter angewiesen. Gegenwärtig vollzieht sich aber auch in diesen Betriebsgrößen der Übergang zum reinen Familien betrieb. Hier und besonders auch in allen jenen Betrieben, in denen das junge Besitzerehepaar die einzigen Arbeitskräfte darstellt, kam und kommt es zu außerordentlichen Krisen in der Arbeitswirtschaft, die sich im Gefolge nicht selten auf den wirtschaftlichen und menschlichen Bereich verheerend aus wirkten. Außenstehenden ist es kaum entsprechend verständ lich zu machen, wieviel persönliches Opferleben die meisten Bauernfamilien heute im Zeitalter der Hochkonjunktur durch machen müssen, um den Betrieb umzugestalten und zu er halten. Im Geistigen wurde der Bauer aus einer konservativen Lebensweise in allen Bereichen herausgerissen und erlebte aus unmittelbarer Schau die Umgestaltung und Umwertung aller Werte. Seine wohlabgewogene Lebenshaltung ist in vielen Bereichen unsicher geworden. Nicht die Sitte und der Brauch sagen ihm, wie er sich verhalten soll. Er muß sich eine neue, eigene Lebenshaltung suchen, damit er in der Lage ist, den neuen Gegebenheiten richtig entgegentreten zu können. Es ist heute eine deutliche Tendenz der Verdünnung des länd lichen Siedlungsraumes festzustellen. Diese Tatsache betrachte ich als eine ungeheure Gefahr. Nicht die Aufgabe des Voll erwerbsbetriebes ist das schlimmste, sondern das Auflassen einer Siedlungsstelle. Die konzentrierte Industrie saugt wie in einem Teufelskreis ständig neue Industrie an und treibt einem Zustand der „Selbstvergiftung" durch die sozialen Kosten zu. Das unterbesiedelte Land vereinsamt und mit ihm der Bauer. Wir sehen deutlich Anzeichen größerer Absiedlungsgefahren im extremeren und grenznahen Mühlviertel, wie auch in den inneren Alpentälern. Nur in einer allgemeinen wirtschaftlichen Belebung des ländlichen Raumes sehe ich eine gesunde Weiter entwicklung unseres Bauernlandes. Die paradoxeste Erschei nung ist, daß die Industriekonzentration im oberösterreichischen Zentralraum den besten agrarischen Boden auffrißt, und die agrarischen Grenzböden auf der anderen Seite müs sen aus der landwirtschaftlichen Nutzung, wegen ünrentabilität der Nutzung, genommen werden. In diesen Belangen be nötigt der Bauer von heute großen Schützenhilfe von der gesamten Wirtschaft. Der Familienbetrieb ist ein Konzept, das Zukunft hat. Gerade der oberösterreichische Bauer mit seinem Sinn für Selb ständigkeit und Eigenverantwortung ist bestens geeignet hie für. Den Familienbetrieb meistern zu können, setzt aber zwei Dinge wesentlich voraus. Erstens muß eine Betriebsorgani sation gefunden werden, welche von einer normalen Bauern familie bearbeitet werden kann. Hier sind die meisten Be triebe auf der Suche nach einer Lösung. Abgeschlossene For men findet man nur selten. Zweitens muß aber jeder Familien betrieb ein Mindestmaß von Arbeitskräften haben. Dieses sehe ich in der Drei-Generationen-Familie, welche von zwei Generationen Arbeitskräfte für den Betrieb beistellen kann. Diese Voraussetzung trifft in vielen Betrieben in der Über gangszeit nicht zu. Das Jüngstenerbrecht war diesbezüglich be sonders nachteilig, weil es große Generationenabstände schafft. Zentrallager Wegscheid der Oberösterreichischen Warenvermittlung mit neuerrichtetem Mischfutterwerk. Foto: Warenvermittlung ' 48
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