Oberösterreich, 14. Jahrgang, Heft 3/4, 1964

öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen sind. In der Kultivie rung der Flächen spielt heute die Planierung eine Hauptrolle. Sie ist notwendig, um die landwirtschaftlichen Nutzflächen mit der Maschine besser bearbeiten zu können. Für die Mechanisierung gibt die österreichische Landwirtschaft jährlich einen Betrag von zirka 5987 Millionen Schilling aus. Auf Oberösterreich dürfte davon etwa über eine Milliarde Schilling entfallen. Die Investitionen für Gebäude und bau liche Anlagen betragen 3,7 Milliarden Schilling. Auch hieven entfällt auf Oberösterreich ein Betrag von etwa 800 bis 900 Millionen Schilling. Der oberösterreichische Betrieb als Erwerbsquelle: Der Bauer steht heute in seinem Betrieb als Arbeitskraft und Unternehmer. Der Arbeitsertrag fließt im wesentlichen den Familienarbeitskräften zu. Tabelle 6 Der Arbeitskräftebesatz pro 10 ha red.Iw. Nutzfläche betrug 1963*: Bei Betrieben von 5—10 10—20 20—50ha Voralpen: 3,55 2,41 1,72 Alpenvorland: Ackergrünlandbetr. 3,32 2,49 1,59 Ackerwirtschaften 3,09 2,35 1,42 Mühlviertel: Ackergrünlandwirt. 2,71 2,21 1,75 Ackerwirtschaften 2,65 1,96 1,57 * Bodennutzungserhebung 1963 Diese Zusammenstellung weist auf die starke Veredelungs wirtschaft in den Klein- und Mittelbetrieben hin. In den Größenklassen 20 bis 50 Hektar zeigt sich speziell bei den Ackerwirtschaften des Alpenvorlandes der Einfluß der vieh losen Betriebe. Sehr deutlich ersieht man auch den sehr schwachen Arbeitskräftebesatz im Mühlviertel. Hier ist die Abnahme besonders stark. Das Betriebseinkommen je Arbeitskraft betrug 1963 im Bun desmittel 21.266 Schilling. In Oberösterreich ist die Streuung etwa folgendermaßen: Tabelle 7 Durchschnittliches Betriebseinkommen je Arbeitskraft Produktions- Betriebstypen Betriebsgrößen gebiet 5—10 10—20 20—50ha Voralpen: Grünlandwirtschaften Alpenvorland: Ackergrünlandbetr. Ackerwirtschaften Mühlviertel: Ackergrünlandbetr. Ackerwirtschaften in Schilling — 18.126 19.549 17.985 21.297 24.572 18.188 23.021 32.127 15.963 17.023 19.160 17.049 20.893 21.841 Diese Einkommenslage ist absolut unbefriedigend. Bedenkt man, daß jede Arbeitskraft bedeutend mehr Arbeitsstunden pro Jahr verrichtet als im industriell-gewerblichen Bereich, so muß man von einem absoluten Untereinkommen sprechen. Das in der Landwirtschaft investierte Aktivkapital verzinst sich lediglich mit 1,5 Prozent. Trotz dieser schlechten Renta bilität ist aber der Bauer auch weiterhin genötigt, hohe In vestitionen zu tätigen, um die Arbeit bewältigen zu können. Da Fremdkapital wegen der hohen Zinsen nur begrenzt ein gesetzt werden kann, muß das Geld für Investitionen immer wieder unter Verzicht auf vollen Konsum des ohnedies ge ringen Betriebseinkommens beschafft werden. Wertvolle Ge bäudekapitalien sind in weiten Gebieten Oberösterreichs völ lig ungenützt (viehlose oder rindviehlose Betriebe). Zum Teil sind die Gebäude zwar in gutem Zustand, aber veraltet und müssen umgebaut werden. Bei den Maschinen war in den letzten zehn Jahren sehr erschwerend, daß sie nicht nur durch Gebrauch, sondern vor allem auch durch die technische Ent wicklung veraltern. Die Vollerntemaschinen kamen erst in den endfünfziger Jahren zur größeren Verbreitung und lösten einen zwar noch gut erhaltenen, aber technisch veralteten Maschi nenpark ab. Der bäuerliche Betrieb ist mit der übrigen Wirtschaft heute innigst verbunden. Sein Absatz und sein Bezug ist daher von außerordentlicher Bedeutung in der Erzielung eines möglichst hohen Ertrages. Die genossenschaftliche Selbsthilfe auf dem Gebiet des Warenverkehrs, des Milch- und Viehabsatzes und des Geldwesens ist in Oberösterreich besonders gut entwickelt. Die Genossenschaft ist zur Ergänzung des Einzelbetriebes im Marktgeschehen geworden. Tabelle 8 Obersicht über landw. Vermarktungs- und Kreditgenossenschaften in Oberösterreich 30 Lagerhausgenossenschaften 49.681 Mitglieder 43 Molkerei- und Käsereigenossenschaften 47.028 Mitglieder 1 Landessaatbaugenossenschaft 1.494 Mitglieder 1 Rübenbauerngenossenschaft 3.960 Mitglieder 1 Viehverwertungsgenossenschaft 2.117 Mitglieder 295 Raiffeisenkassen und sonst. Geldinstitute 116.228 Mitglieder Durch die Umstellung auf Mähdrusch ist eine ganz große An lieferungsspitze bei den Lagerhäusern entstanden. Das zur Ernte angelieferte Getreide muß gelagert, zum Teil auch ge trocknet werden. Die Lagerhausgenossenschaften und auch der private Handel haben nun die Speicherung der Vorräte für das gesamte Konsumjahr übernommen. Diese Umschichtung hatte zur Folge, daß enormer Siloraum zu bauen war. Die Getreidesilos sind heute zum Wahrzeichen der Lagerhäuser geworden. Der Dachverband der Lagerhausgenossenschaften in Oberösterreich ist die Oö. Warenvermittlung mit der Zentrale in Wegscheid. Hier sind das zentrale Auslieferungs lager, die Hauptreparaturwerkstätte und das Futtermittel mischwerk. Auch die Molkereigenossenschaften haben große Modernisierungen durchzuführen. Im Zuge der Erzeugungs steigerung bei Milch und auch wegen erhöhter Qualitäts ansprüche bei den Milchprodukten mußten Kapazitätserv^^eiterungen (Milchanlieferung statt Rahm), Fusionierungen von Betrieben und Neubauten von Anlagen vorgenommen wer den. Der einzigartigen Organisation auf diesem Genossen schaftssektor ist es zu danken, daß jeder Bauer das gleiche Entgelt für den Liter Milch bekommt und sicheren Absatz für die Produkte findet. Das Geld- und Kreditwesen der genossenschaftlichen Geld institute, welche in der Raiffeisen-Zentralkasse in Linz ihren Dachverband haben, bildet den Motor des wirtschaftlichen Geschehens in den Bauernhöfen. Infolge der guten Quer verbindungen zu den Warengenossenschaften etc. findet der Bauer auch auf diesem Sektor wertvollste Wirtschaftshilfe. Der oberösterreichische Bauer hat vielleicht am stärksten den überraschenden Einbruch der Industrialisierung zu spüren beDer neue Lebensstil des Bauern drückt sich auch in den Wohn räumen aus. Eine moderne Auszüglerwohnstube. Foto: LWK Ii n 47

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