ihif die Donaustadt am Alpenrand „Mit Zyankali hat's keine Eile! Man kann auch sterben vor Langeweile. Wie in der Provinz — Zum Beispiel in Linz." So reimt Eduard von Bauernfeld verdrießlich in seinem „Poe tischen Tagebuch 1845". Ihm aber repliziert die Wahllinzerin Maria von Peteani: „Ei freilich, das stimmte. Wer nicht einem interessanten Beruf oder einem lustigen gesellschaftlichen Kreis angehörte, der konnte sich schon rechtschaffen die Fingernägel abbeißen. Natürlich genauso in Salzburg, in Graz, in Klagenfurt, nur daß diese Städte sich nicht auf Pro vinz reimten und daher dem guten Bauernfeld kein Verslein zu liefern imstande waren." Aber merkwürdig, überaus merkwürdig: Sie alle, die schimp fend nach Linz kamen und schimpfend hier lebten, sie alle reisten weinenden Auges ab und kehrten immer wieder und sooft sie nur konnten hierher zurück. Irgend etwas hielt sie fest, irgendwo war die Erinnerung, die sie mitnahmen, lieb und stark genug, um die Sehnsucht nach der „faden" Stadt an der Landstraße weiterglimmen zu lassen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Ja, ja, es ist immer dasselbe: man kommt von hier nicht los. Ein Phänomen, das sich mit nüchternen Argumenten nicht erklären läßt. Da muß doch etwas Unnenn bares, Undefinierbares mitspielen, ein Fluidum, ein je ne sais quoi, das die Atmosphäre unserer Stadt bestimmt. Schwebt das Geheimnis zwischen unseren Fiäusern? Kommt es aus dem alten barocken Linz, wie es Arthur Fischer-Colbrie so wunderbar und herzergreifend zu besingen weiß? Sind es die Türme, von denen er spricht, die „himmelan gewölkte" Drei faltigkeitssäule? Die Kirche auf dem Pöstlingberg, die man zuerst erblickt, wenn man nach längerer Abwesenheit zu rückkehrt und der Zug sich mit jeder Räderdrehung die hei matliche Donaulandschaft erobert? Sei es wie immer, die Seele der Stadt läßt sich nicht wegleug nen, sie ist da, spürbar, unüberwindlich. Und auf die Seele kommt es doch immer an, bei Menschen sowohl wie bei Städten, nicht wahr, meine Freunde? Zitate aus Franz Haslingers „Literarisches Ehrenbuch der Stadt Linz". KURT OHNSORG Internationales Gmundner Sommerseminar für Keramik 1964 Oberösterreich ist ein altes Keramikland. „Alt-Gmundner Fayen cen" (s. Buchbesprechung) hatten einst Weltgeltung. Es erscheint kennzeichnend für die Vitalität dieses Landes und seiner „kera mischen Hauptstadt", daß man sich hierzulande nicht auf den Lor beeren der Tradition ausruht, Stagnationen des Alters und Aiterns überwindet und in der Gegenwart neue Wege sucht. Im Salz kammergut kristallisieren sich bei diesem Erneuerungsprozeß zwei Zentren heraus, die Hallstatt-Keramik von Professor Gudrun Wittke-Baudisch, getragen von einer Einzelpersönlichkeit, und das internationale Keramik-Seminar in Gmunden, getragen vom Willen einer Künstlergemeinschaft. Kurt Ohnsorg berichtet vom heurigen Seminar, das von grundlegender Bedeutung für die Zukunft gewesen sein dürfte. (Anm. d. Red.) Vierzehn Keramiker aus sechs Ländern, der Schweiz, Frank reich, der Tschechoslowakei, Ungarn, Ägypten und Öster reich, die meisten davon international bekannt, trafen sich in Gmunden zu einem „keramischen Symposion". Sechs Wochen lang arbeiteten die Künstler gemeinsam in einem Atelier und einer Fabrik und stellten dann ihre Arbeiten in Gmunden aus. Dieses Treffen hatte einen besonderen Sinn und seine be sondere Begründung. Es ging nämlich hier nicht um die De monstration verschiedener Begabungen oder um ein artisti sches Ausspielen von fachlichen Erfahrungen, sondern um einen Austausch der letzteren und um eine gemeinsame Be ratung über die Grenzen und Möglichkeiten der keramischen Materie und deren Ausdruckskraft. Die Sanitärfabrik Engelhof der OeSPAG in Gmunden hat neben den Subventionsgebern, wie Fiandels- und Unterrichts ministerium und oberösterreichische Landesregierung, dieses Treffen ermöglicht. Die Aspekte, die sich bei einer Arbeit in der Fabrik ergeben, sind gänzlich andere als in einem abge schlossenen Atelier. Die Summierung und Wucht der Zweck formen zwingt zu neuen Ausdrücken und Formaten. Ein „Bauhüttengedanke" wird in moderner Form wieder lebendig: Der Künstler im Betrieb, trotzdem uneingeengt durch „Auf träge" kommerzieller Art, ein wenig „Sand im Getriebe", den 40
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