Oberösterreich, 14. Jahrgang, Heft 3/4, 1964

Oberösterreich bei der XIII.Triennale in Mailand 1964 Das Thema OBERÖSTERREICH IN DER GEGENWART könnte nicht besser und treffender eingeleitet werden als durch Wort und Bild von der XIII. Triennale in Mailand 1964. Es war eine Triennale des Erfolges für Österreich, eine „Triennale der Provinz" gemäß dem Katalog der Gestalter: Regierungskommissär: Generalkonsul DDr. F. J. Haslinger, Wien. Architekt: Fritz Goffitzer, Linz. Spannteppich: Joh. Backhausen & Söhne, Wien. Holzaufbauten: G. Emmersberger, Linz-Urfahr. Fertigung der Aluminiumwände: Dr. Kurt Seiler, Fural, Gmunden. Aluminiummaterial: Vereinigte Metallwerke RanshofenBerndorf AG,Braunau am Inn. Gummibelag: Semperit, Wien. Wollteppich: Philipp Haas & Söhne, Wien. Podeste, Leuchtscheiben: J. T. Kalmar, Wien. Glasluster (Entwurf F. Goffitzer): J. & L. Lobmeyer, Wien. Keramische Säulenverkleidung: Kurt Ohnsorg, Wien und Gmunden. Notenständer (Entwurf F. Goffitzer): Josef Stadler, Linz. Keramische Medaillons: Prof. Gudrun Wittke-Baudisch, Hall statt. Sitzmöbel (Entwurf F. Goffitzer): August Zwettler, Wels. Künstlerische Wandgestaltung des runden Raumes: Rudolf Kolbitsch, Linz. Katalog: Johannes Schreiber, Linz. Der Werkschau des „Kunsthandwerks" (Architektur, Dekora tive und Angewandte Kunst, Industrial design) wurden von diesem Team, das geistig von oberösterreichischen Künstlern angeführt wurde und in dem sich heimische Industrie- und Handwerksbetriebe international behaupteten, neue Impulse gegeben. Wesentliche Form- und Stilelemente unserer Gene ration wurden zum lebendigen Ausdruck gebracht. Die „Sprache der Zeit" wurde dinglich formuliert. Eine Humanität in gänzlich neuem Gewände wurde demonstriert. Aus gerechnet aus dem „bäuerlichen" öberösterreich kam die Partitur zu dieser Demonstration. Die Problemstellung „Ober österreich in der Gegenwart" wird durch sie geradezu aktualisiert. Zum besseren Verständnis des Gesagten und der Bilder seien aus dem Katalog die Einleitungen wiedergegeben. Der österreichische Regierungskommissär Generalkonsul DDr. F. J. Haslinger: Die Teilnahme Österreichs an der XIII. Triennale stellt uns vor eine zweifache Aufgabe: Einmal geht es um die Sinn erfüllung des gestellten Themas, dann aber auch um die Bewährung in einer internationalen Leistungsschau. Beiden Aufgaben will die österreichische Abteilung durch Konzept, Gestaltung und Auswahl der Exponate gerecht werden. Das Thema „Freizeit" ist aktuell, vielseitig, herausfordernd; es ist ebenso schwierig wie reizvoll. Wir haben versucht, dieses Thema so zu behandeln, daß es unsere eigenständige und für unser Land eigentümliche Auffassung von Freizeit ausdrückt: nämlich die für den Österreicher kennzeichnende „freie" Wahl des einzelnen, seine freie Zeit nach individuel lem Empfinden frei gestalten zu können. Jedem Zwang ab hold, sieht der Österreicher die eigentlich schöpferische Nutzung der Freizeit in dieser Freiheit; damit wird die Nutzung zur „Freizeitgestaltung". Dem Aufbau der österreichischen Schau ist ein Konzept zu grunde gelegt, das die zwei Pole der österreichischen Wesens art anschaulich macht: den nüchternen, dem Alltag zuge wandten und diesen bewältigenden Wesenszug des Öster reichers spiegelt ein Raum wider, der in betont sachlicher Atmosphäre Material, Form und Gerät des Alltags wirken läßt; den anderen, immer gegenwärtigen und vom öster reichischen nicht wegzudenkenden Wesenszug des Musischen aber zeigt ein intimerer, der Phantasie, dem Gemüt und dem künstlerischen Schaffen gewidmeter Raum. Hier wählten wir Dinge, deren Beziehung zur Freizeit durch handwerkliches Können und Geschmack augenfällig wird. Die traditionellen Leistungen unseres Landes auf dem Gebiet der Musik und des Theaters werden damit sichtbar gemacht. Während das Gesamtkonzept der österreichischen Abteilung in der Selbstdarstellung unseres ureigensten Wesens auch unsere Auffassung von „Freizeitgestaltung" darstellt, wurde die Wahl der einzelnen Exponate bewußt unter dem Gesichts punkt einer internationalen, wirtschaftlichen Leistungsschau getroffen. Weder das Thema des Jahres 1964 noch die ursprüngliche Grundidee der Triennale stehen damit im Widerspruch. Vielmehr glauben wir, daß kein anderer Anlaß so geeignet ist, mit dem vermeintlichen Gegensatz von Wirt schaft und Kultur aufzuräumen. Er ist überholt, weil er über wunden ist. Wäre er dies nicht, hätte eine Ausstellung von Gebrauchsgut hoher Qualität ihren Sinn verloren. Die Form von Gebrauchsgegenständen sagt über Wesen und Haltung, über Lebensauffassung und Zielsetzung einer Nation mehr aus, als andere Mittel dies vermögen. So erhält der Begriff der „angewandten Kunst" wieder seine alte Bedeutung zu rück. Die Entwicklung der modernen Industriewirtschaft hat auch im Rahmen der Triennale eine Verschiebung vom handwerk lichen Einzelstück zu serienweise hergestellten, reproduzier baren Gegenständen gebracht und der „Formgebung" ihre Aufgabe gestellt. Wir sind davon überzeugt, daß der Wert künstlerisch gestalteter Einzelexponate durch die Gegenüber stellung mit industriellen Produkten nicht geschmälert, son dern erhöht wird. Und hier sehen wir unsere Verantwortung und einen wesentlichen und direkten Bezug zum Thema: Gerade in der Zeit des Massenkonsums und bei freier Wahl des Käufers ist es entscheidend, wie jene Dinge gestaltet sind, mit denen der Mensch seine Freizeit verbringt. Im Be wußtsein dieser Verantwortung muß die Wahrung der schöpferischen Idee in der Formgebung als echte Kultur leistung betrachtet werden, welche die Wirtschaft ihrer Auf gabe gemäß zu erbringen vermag. Wir hoffen, daß auch die Triennale 1964 schöpferische Ge danken im Zusammenwirken mit wirtschaftlicher Leistung in die Welt hinaustragen wird, wo sie weiterwirken mögen. Wir hoffen aber auch, daß Österreich in diesem internationalen Leistungsvergleich von thematischer Idee, technischer Dar stellung, echtem Formbewußtsein und wirtschaftlichem Kön nen mit Erfolg bestehen wird. Der Architekt Fritz Goffitzer: Es war immer schon eine wesentliche Aufgabe der Triennale, sich mit den Problemen des Raumes und der Ausstellungs technik auseinanderzusetzen. Viele richtungweisende und stil bildende Anregungen sind von ihr ausgegangen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2