Oberösterreich, 14. Jahrgang, Heft 3/4, 1964

zerstört, der Kinosaal Untergaumberg wurde neue Gottes dienststätte. Nach dem Kriegsende begann sofort die Vor bereitung für den Bau der Notkirche,in der am 21. April 1946 zum erstenmal das heilige Opfer gefeiert werden konnte. Im Advent1945 war der damalige Kooperator an der Vorstadt pfarre Wels, Josef Zauner, dem Ruf des Bischofs an diese Seelsorgestelle gefolgt, die am 31. Dezember 1945 zum Rang einer Pfarrexpositur erhoben wurde. Mühevolle Aufbauarbeit kennzeichnet die nimmermüde Tätigkeit dieses Priesters, der den Bau der Notkirche zu Ende führte und einen Pfarrhof mit den notwendigsten Seelsorgeräumen errichtete. Das neue Pfarrleben ließ die leider bald baufällig werdende Notkirche zur Keimzelle werden für etwas Neues; es stand fest, daß eine neue Kirchenanlage diese geistige Aufbauarbeit bekrönen müsse. Durch das Entgegenkommen von Senatsrat Dr. Albert Schöpf gelang es, durch einen Vertrag mit der WAG mit Datum vom 22. November 1953 den neuen Kirchenbau grund südlich der Losensteinerstraße zu erwerben. Für den kommenden Bauherrn, Pfarrer Josef Zauner, stellte sich die Frage nach dem Wie des neuen Kirchenbaues mit jenem Ernst, der einem derartigen Auftrag gemäß ist: In den Jahren an der Welser Vorstadtpfarre hatte er als Jugend seelsorger die innere Erneuerung des christlichen Gemeinde lebens aus dem Geist der Liturgie gefordert und dem wachsenden Kreis der Getreuen in schwerer Zeit mitgeteilt, damals hatte er schon in seinen Runden vom neuen Kirchen bau gesprochen, der in diesem zerstörerischen und zugleich schöpferischen Jahrhundert eine neue Prägung aus der frischen Einsicht in die geistigen Grundlagen erhalten müsse; es war damals gerade das große Werk über den Kirchen baumeister Dominikus Böhm erschienen. Nach der dunkelsten Notzeit der Nachkriegsjahre war nun im neuen Kirchenbau unserer Nachbarländer die Saat der Knebelung des katholi schen Geistes im Dritten Reich aufgegangen: Es entstanden schon im ersten Jahrzehnt nach dem großen Zusammenbruch aus beispielloser Not beispielgebende Bauten. In Deutschland, wo alles nach einem geistigen Wiederaufbau schrie, in der Schrveiz, die das Licht der neuen Ziele über die dunkelsten Jahre fortgetragen hatte, und im gepeinigten Frankreich begann die Kunst zu beten. Das Gespräch über die Grenzen war wieder möglich, es wurde zur Notwendigkeit, wo im eigenen Land einfach die Vorbilder fehlten, von einigen Versuchen zwischen den Kriegen abgesehen. Kundfahrten zu den neuen entscheidenden Kirchenbauten führten zum Verständnis und schließlich zur Entscheidung für das Werk des Kirchenbaumeisters Rudolf Schwarz. Wort und Werk des einleitend bereits zitierten Architekten werden später in seinen Gedanken zur Planung der neuen Linzer Kirche noch deutlich werden. Man ermißt dann leicht, wie hier das seelsorgliche Bemühen des Bauherrn mit dem reifen Werk eines Mannes zusammentraf, das zu einer großen Lebensaufgabe geworden war. Es muß der Diözese Dank gesagt werden, daß sie diese Begegnung ermöglicht hat. In unermüdlichen Gesprächen, auf vielen Wegen des Pfarrers nach Köln und Frankfurt, des Architekten nach Linz, wuchs das Projekt dieser Kirche. Ein geistlicher Bezirk sollte er stehen mit dem Wahrzeichen des Gotteshauses, einer kleineren Werktagskapelle, einer Beichtkapelle und in sinnvoller Ver bindung mit diesen Sakralbauten die Räumlichkeiten der Katholischen Aktion, ein Pfarrsaal und das Pfarrhaus. Nach zweieinhalbjähriger Vorbereitung wurde im Juni 1959 die Baubewilligung erteilt und am 1. September desselben Jahres konnte die Baustelle eingerichtet werden. Es wurde sofort mit dem Aushub der Fundamente begonnen, und es gab zunächst eine unangenehme Überraschung durch die Auf findung der Grundmauern eines Pulverturmes der Stadt befestigung im vorigen Jahrhundert, dessentwegen die gesamte Anlage um sieben Meter nach Osten verschoben werden mußte. Die Schalungen für die aufgehenden Säulen ergaben schon einen Eindruck von der Gewalt des in Ent stehung begriffenen Raumes, über den noch die Wolken zogen. Für Pfarrer Zauner begann eine neue manuelle Pionierzeit wie einst beim Notkirchen- und Pfarrhausbau, seine technische Begabung ließ ihn nicht ruhen, überall mit Hand anzulegen, wo Entscheidendes geschah. Seiner Gemeinde verkündete er das geistige Anliegen des Baues. Anfang 1960 zwang eine erste schwere Erkrankung seine Hände zur Ruhe, aber die Sorge um den Bau und seine Ausstattung hielt ihn wach, der Neubau schritt mit dem Betonieren des Riegel werks sowie des Flachdaches der Kirche voran. Im Juli 1960 wurden bereits die fensterlosen Felder zwischen den Säulen ausgemauert, dann begann schon der Aushub und das Betonieren der Fundamente für den Sakristeitrakt, für die Beicht- und Wochentagskapelle. In der Frage einer künst lerischen Gestaltung der etwa fünfhundert Quadratmeter Fensterfläche des Hauptraumes mußte eine Entscheidung fallen. Die internationalen Sondierungen mit den auf diesem Gebiet erfahrensten Künstlern bestätigten eigentlich nur den Gedanken des Architekten, daß das reine Himmelslicht durch eine einfache Industrieverglasung in den Brennpunkt des Raumes, auf die Altarstelle, fallen sollte. Der Wiedergenesene hat mit dankbarer Freude, vielleicht aber auch schon mit dem Ernst der Todesnähe diese Beratungen in der Heimat und in der Fremde geführt. Das künstlerisch gestaltete Glasfenster konnte aber in der neuen Anlage den kleineren Kapellen räumen ein um so stärkeres geistiges Leben geben, wie es dann endlich durch die Entwürfe von Professor Georg Meistermann für die Marienkapelle und durch das abstrakte Fenster von Rudolf Kolbitsch für die Beichtkapelle geschehen ist. Mit diesen Künstlern hatte der erste Bauherr seit langem fruchtbringende Gespräche über das Wesen der zeitgenössi schen Bildkunst geführt. Das erste Fest im neuerstandenen Kirchenraum, dessen Fensteröffnungen über den ersten Winter noch offen lagen, war ein gutes Jahr nach Baubeginn die Übertragung des Missionskreuzes, das bisher vor der Kirchenbaracke stand, in den neuen Kirchenraum an die Stelle des künftigen Hochaltars. Die Festfanfaren verklangen an jenem 9. Okto ber 1960 und schwere Schatten zogen über die Baustelle. Die neugewonnene Kraft Pfarrer Zauners war in den harten Anforderungen dieses Baues, der ihm keine Ruhe ließ, bald verzehrt. Die Sorge um den Fortgang des Kirchenbaues und um den Beginn des zweiten Bauabschnittes haben seine letzten Stunden im Pfarrhaus kurz vor Weihnachten bei einer wichtigen Kirchenbausitzung erfüllt, die der Arzt noch erlaubt hatte. Im Spital traf ihn am Festtag der Unschuldigen Kinder der erste Schlaganfall, Pfarrer Zauner war seitdem halbseitig gelähmt und konnte nie mehr sprechen. Sein Baumeister Rudolf Schwarz brachte ihm noch das Modell für die Taufstelle ans Krankenlager, das große, ununter brochene Gespräch zwischen Bauherrn und Architekten wurde stumm beredt. Es war unfaßlich, daß Professor Schwarz noch vor dem Tod des Pfarrers, am Ostermontag 1961, plötzlich sterben mußte. Wenige Tage später, am 12. April, wurde Pfarrer Zauner von Gott heimgeholt nach einer furchtbaren Passionswoche. Man konnte in diesem Zusammentreffen wahrlich eine Fügung sehen; die Welt war ihnen beiden „Wartesaal an hochheiliger Schwelle", wie Rudolf Schwarz einmal gesagt hat: „All ihre Formen sind wie große offene Schalen, die hohl sind für die Gnade-." Die Trauerfahnen über der Kirchenanlage haben den Auftrag weitergegeben, dem diese beiden Männer gelebt und gestorben sind. Die das Werk zu Ende führen sollten, durften zu Ausführenden der großen Ideen werden, denen nichts hinzuzufügen war. Es ist hier wohl an der Zeit, daß wir die Gedanken des Baumeisters wenigstens im Auszug wiedergeben, die dieses 16

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