Stück, das auf derb-realistischem Hintergrund eine poe tisch-zarte Handlung malt, zeigte bereits das unleugbare dramatische Talent der Verfasserin. Die Uraufführung ihres nächsten Bühnenstückes, „Die kleine Passion", am 1. April 1948 in den Linzer Kammer spielen war bereits ein markantes literarisches und gesell schaftliches Ereignis in der Linzer Theatergeschichte. In diesem Drama bringt die Autorin den Leidensweg einer gelähmten jungen Bäuerin und das Schicksal einer alten Magd in dramatisch geballter Form auf die Bühne. Das später auch von der Exlbühne gespielte Stück und seine vorzügliche Bühnenwiedergabe fanden beim Linzer Publi kum eine sehr freundliche Aufnahme. Die Kritiker hatten allerdings einiges auszusetzen. Auch das am 10. März 1951 uraufgeführte und vom Publi kum mit herzlichem Beifall bedachte Schauspiel „Ruf aus dem Dunkel" spielt, was bei der ausgesprochen städtischen Autorin eigentlich zu verwundern ist, im ländlichen Milieu und weist wieder eine starke dramatische Substanz auf, wenn es auch zufolge dramaturgischer Unebenheiten nicht die Bühnenwirkung der „Kleinen Passion" erreicht. Richard Billinger Die stärkste dramatische Potenz unter den oberösterreichi schen Dichtern ist ohne Zweifel der 1890 in St. Marien kirchen bei Schärding geborene Richard Billinger, der vielfach preisgekrönt und ausgezeichnet, als freier Schrift steller und Prof. h. c. am Starnbergersee in Bayern lebt. Während seine überragende lyrische Leistung unange fochten dasteht, hat er als Dramatiker wohl große Erfolge errungen, aber wegen seiner Eigenart auch viel Wider spruch erregt. Besonders die zwielichtige Darstellung seiner Bauerngestalten wurde ihm bisweilen sehr verübelt. Es ist interessant, daß das Linzer Theater nur eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Werken aus seiner umfangreichen dra matischen Produktion aufführte. Das hat einerseits seinen Grund darin, daß Billinger meist die Uraufführung seiner Dramen verständlicherweise an größere Bühnen, vor allem an Wien und München, vergab. Andererseits hätte unser Theater beim Nachspielen seiner bedeutenderen Dramen wohl eifriger sein können. Zum erstenmal war in Linz ein Billinger-Stück am 14. März 1930 zu sehen. Es war das 1928 in Salzburg uraufgeführte „Perchtenspiel", eine elementare, in geballter Sprache ab gefaßte Dichtung, in der, wie so oft bei Billinger, das Reich der Dämonen in die reale Welt eindringt. Das Stück, das der Autor ein „Tanz- und Zauberspiel vom törichten Bauern, von der Windsbraut und den Heiligen" nennt, übte auf die Zuschauer einen tiefen Eindruck aus. Die Kritik lobte „die gewaltige Gestaltungskraft des Dichters, der zu den wahrhaft großen Söhnen unserer Heimat gehört". Zehn Jahre dauerte es, bis das Linzer Theater wieder ein Drama Billingers herausbrachte. Am 11. September 1940 wurde „Der Gigant", dessen Verfilmung („Die goldene Stadt") im In- und Ausland Aufsehen erregte, in einer von Willi Dunkl vorbereiteten packenden Bühnenwieder gabe den Linzern vermittelt. Ein weiteres Drama, das zu Billingers ganz großen Bühnenerfolgen zählt, bekamen die Linzer am 11. September 1941 zu sehen: „Gabriele Dambrone", das dramatisch geschlossenste Bühnenwerk des Autors. In der ausgezeichneten, vom Publikum mit Ovationen bedankten Inszenierung Willi Dunkls boten Liesbeth Hübel (Titelrolle), Eva Sandor, Wolfgang Hebenstreith, Heinrich Ortmayr, Anton Lehmann und Gustav Dieffenbacher her vorragende schauspielerische Leistungen. Am 23. Oktober 1942 gab es in Linz (gleichzeitig mit München und Hamburg) sogar eine Billinger-Uraufführung: „Die Fuchsfalle". Dieses echt billingerische Stück mit seiner halbdämonischen Atmosphäre fand trotz der vortrefflichen Darstellung der Hauptrolle durch Wolfgang Hebenstreith nur eine geteilte Aufnahme. Die zweite und letzte Billinger-Uraufführung in Linz (21. Jänner 1949) galt dem nach dem zweiten Weltkrieg entstandenen, in der Gegend von Schärding spielenden, von Symbolik überwucherten Zeitdrama „Das Haus", das von Rolf Schneider vorzüglich inszeniert wurde, wobei besonders Romuald Pekny, Wolfgang Hebenstreith und Harry Kalenberg eine schöne Probe ihrer schauspielerischen Gestaltungskraft ablegten. Der Erfolg dieses nur literarische Feinschmecker richtig ansprechenden Stückes war bei den Durchschnittstheaterbesuchern gering. Das nächste und letzte Stück Billingers, das bisher in Linz gegeben wurde, das Schauspiel „Das nackte Leben" (Österreichische Erstaufführung: 13. Jänner 1953), hatte beim Linzer Publikum einen außergewöhnlich großen Erfolg (31 Schlußvorhänge). Unter der Regie von Kurt Fischer-Colbrie gaben besonders Ingrid Burkhard und Hannes Siegl als Liebespaar, dann auch Elfriede Gollmann, Rose Erburg und Gustav Dieffenbacher den Intentionen des Dichters einen wirkungsstarken Ausdruck. Diesmal fand das Publikum an dem bei Billinger so charakteristischen Nebeneinander von Menschen und Masken,von Sinnlichem und Übersinnlichem, von kraftvollem Realismus und zarter Vlärchenphantasie großes Gefallen. Franz Spindler Der 1901 in Linz geborene und hier lebende Galvaniseur meister und Schriftsteller Franz Spindler schrieb zusammen mit dem aus Niederösterreich stammenden und in Linz lebenden Karl Emmerich Baumgärtel (1889-1958) ein Volksschauspiel „Der Streit der Väter", das in der Ära Brantner am 9. März 1934 im Landestheater uraufgeführt wurde. Das Stück bringt klar gezeichnete, blutvolle Ge stalten aus der bäuerlichen Welt auf die Bühne und weist starke dramatische Impulse auf. Es fand eine saubere Bühnenwiedergabe und errang einen vollen Erfolg. Hannes Faßl Von dem 1911 in Linz geborenen Schauspieler Hannes Eaßl, der sich auch schon als Theaterleiter betätigte, wurde am 18. März 1934 ein banal-schwulstiges Pubertätsdrama, „Disharmonie", im Landestheater uraufgeführt. Da der Autor selbst die Hauptrolle spielte, klatschte das Publikum eifrig, obwohl das Stück als ein ziemlich mißlungener Ver such Faßls, auch als Bühnenschriftsteller Fuß zu fassen, gewertet werden muß. Maria Peteani (1888—1960) Die bekannte und beliebte Linzer Romanschriftstellerin Maria von Peteani wurde als Maria Sauer 1888 in Prag geboren, kam aber schon 1890 nach Linz. 1908 heiratete sie den Operntenor Eugen von Peteani-Steinberg,derjedoch 69
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