Werkmanns größter Bühnenerfolg war das Volksschauspiel „Die Kreuzwegstürmer", das bald nach der Uraufführung im Wiener Raimundtheater, wo es fünfzigmal gegeben wurde, am 22. November 1902 seine Linzer Erstaufführung erlebte. Es spielt in einem halb bäuerlichen, halb proleta rischen Milieu in Weyer und ist ein typisches Produkt der oberösterreichischen Heimatkunst, ein von großer drama tischer Kraft erfülltes Gegenwartsdrama, sehr gelungen im dramatischen Aufbau und in der Charakteristik der Perso nen. Die Linzer reagierten sehr positiv aufdiese Erstauffüh rung und zollten dem anwesenden Autor starken Beifall. Im Rahmen eines Ensemblegastspiels des Wiener Raimund theaters, dessen Stars Jenny Reingruber und Eugen Jensen v\aren, kam Werkmanns bühnenwirksames ländliches Dra ma „Liebessünden" sieben Jahre nach seiner Uraufführung im Raimundtheater auf die Linzer Bühne (1. Mai 1910) und errang einen großen Erfolg. Josef Krempl (1862-1914) Josef Krempl, der aus Steyr stammende Mundartdichter, hat auch zwei Volksstücke geschrieben, von denen in der Ära Cavar eines, nämlich „Der Gottlose", am 15. Februar 1903 im Linzer Theater gespielt wurde, nachdem es bereits 1900 in Steyr seine Uraufführung erlebt hatte. Dieses bäuerliche Theaterstück mit Gesang, das in der Tradition Anzengrubers und Morres steht, wurde trotz mancher Mängel vom Linzer Publikum mit großem Beifall aufge nommen. Oskar Weilhart (1868-1929) Der in Mattighofen geborene Lehrer Oskar Gerzer, der als Dramatiker den Bühnennamen Weilhart annahm, starb als Schulinspektor in Linz. Er schrieb elfDramen,von denen sechs in Zusammenarbeit mit seinem Stiefbruder, dem späteren Landesrat Josef Hafner, entstanden. Einige von ihnen wurden in Wien und Berlin gespielt. Weilhart, der ein Vertreter des gemäßigten Naturalismus war, wurde auch vom Führer der Heimatkunstbewegung in Deutsch land, Michael Georg Conrad, anerkannt. Die Linzer Ur aufführung eines der von ihm allein verfaßten Stücke mit dem Titel „Ein Radetzkykrieger" am 7. Dezember 1908 war ein voller Erfolg. In dieser effektvollen Tragödie triumphiert reine Menschlichkeit über nationalen Fana tismus. Theodor Salburg-Falkenstein (1870-1954) Graf Theodor Salburg-Falkenstein, geboren auf Schloß Leonstein, OÖ., und verstorben auf Schloß Altenhof, OÖ., Dr.jur., betätigte sich neben der Verwaltung seiner Güter auch als Schriftsteller. Eines seiner Dramen, „Vittoria Accorombona", wurde am 9. Februar 1910 im Linzer Landestheater uraufgeführt. Der Autor ging bei der For mung des in der Literatur (Tieck, Webster) öfter behan delten historischen Stoffes eigene Wege und errang mit seinem Theaterstück, das Papst Sixtus V. und mehrere Kardinäle auf die Bühne bringt, einen entschiedenen und ehrlichen Erfolg. Theodor Salburg ist der Bruder der bekannten Romanschriftstellerin und Bühnenautorin Edith Salburg (1868-1942), von der 1891 ein Drama „Der Meier im Baumgarten" im Linzer Landestheater gespielt wurde. Ottilie Fürböck (1861-1943) In der Zeit des ersten Weltkrieges versiegte die dramatische Produktion der oberösterreichischen Autoren und kam erst zu Beginn der zwanziger Jahre wieder in Fluß. Es ist aber vielleicht interessant, auf die dramatischen Gelegenheits arbeiten der in Christkindl bei Steyr geborenen Lehrerin Ottilie Fürböck hinzuweisen, von denen das vaterländische Festspiel in neun Bildern „Germanentreu" am 7. Mai 1916 im Landestheater uraufgeführt wurde, wobei Dilettanten (unter ihnen der Student Egon Oberhuber, der später Magistratsdirektor von Linz wurde) und Berufsschauspieler mitwirkten. Ungefähr neun Jahre später, am 2. Februar 1924, brachte das Landestheater noch eine Füi'böckUraufführung: „Märchen der Heimat". Hermann Heinz Ortner (1895-1956) Der nach Bahr in Linz meistgespielte oberösterreichische Dramatiker des 20. Jahrhunderts ist Hermann Heinz Ortner, von dem das Landestheater elf Stücke (darunter drei Uraufführungen) herausbrachte. 1895 in Bad Kreuzen geboren, wandte sich der theaterbegeisterte Kaufmannssohn nach Erlernung des väterlichen Berufes bald der Schau spielerei und der Theaterschriftstellerei zu und erzielte als Dramatiker, dem es manchmal sogar gelang, in die Be reiche der Dichtung vorzustoßen, im ganzen deutschen Sprachgebiet und auch im Ausland große Erfolge. In den letzten Jahren seines Lebens verrannte er sich in die Idee einer Salzburger Musikolympiade. Er starb im August 1956 während des Besuchs einer Festspielaufführung des „Don Giovanni" in der Salzburger Felsenreitschule. Das erste Bühnenstück Ortners, das in Linz gegeben wurde, war das in Reichenberg uraufgeführte naturalistische Milieudrama „Mater Dolorosa" (21. Jänner 1921), die Tragödie einer Linzer Familie, die bereits das starke Theatertalent des Autors erkennen ließ. Schon einige Wo chen nachher gab es die erste Ortner-Uraufführung in Linz (9. März 1921): „Christus Heimdal", eine Problemdich tung neuen Stils in schöner Verssprache, die ein symboli sches Spiegelbild der Zeit geben sollte. Dieses Drama, das in einer sehr guten, vom Autor selbst besorgten Inszenierung zu sehen war und von dem der bekannte Linzer Kritiker Dr. Görner schrieb: „in magnis voluisse sat est", erntete achtungsvollen Beifall. Nach der erfolgreichen Linzer Erst aufführung des von Schönherrs „Volk in Not" beeinflußten nationalen Bekenntnisstückes „Auferstehung" (29. Mai 1921), das auf Vorgänge vor und nach der Kärntner Volks abstimmung anspielt, gab es wieder eine Ortner-Uraufführung, bei der am 22. März 1922 die realistische Tragödie „Ende" (Thema: Gattenmord aus Mutterliebe) gespielt wurde. Das Publikum reagierte mit starkem Beifall. Die Kritik hatte allerhand auszusetzen. Das bedeutendste und dichterisch stärkste Drama Ortners, „Tobias Wunderlich", zuerst im Burgtheater und im Staatstheater München zu sehen, hatte seine Linzer Erst aufführung am 20. Februar 1930. Mit Wolfgang Heben streith in der Titelrolle wurde ihm in Linz eine vorzügliche Bühnenwiedergabe zuteil. Dieses preisgekrönte Theater stück ging über mehr als 200 Bühnen des In- und Auslandes. Sechs weitere Stücke Ortners spielte der für die heimische Bühnenliteratur sehr aufgeschlossene Linzer Theaterdirektor Ignaz Brantner, und zwar gab es eine Uraufführung, eine 67
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