Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 3/4, 1963

1923, konnten die Linzer die in Salzburg geschriebene ländliche Komödie Bahrs „Der Querulant" sehen, die aber recht gut gefiel. 16 Jahre nach ihrer Uraufführung kam Bahrs Komödie „Die Kinder" am 5. März 1926 nach Linz und er zielte beim Publikum stürmischen Beifall. Das Stück er reichte bei einer Neuinszenierung in den Kammerspielen im Jahre 1943 mit Wolfgang Hebenstreith in der Hauptrolle die Rekordzahl von 19 Aufführungen. 28 Jahre brauchte Bahrs charmant-frivole Komödie „Rin gelspiel", bis sie nach ihrer Berliner Uraufführung in der Geburtsstadt ihres Autors am 26. April 1934 zum ersten Male gespielt wurde, wobei sich das Publikum sehr zu stimmend, die Presse aber ziemlich reserviert verhielt. Alma Seidler, die mit einem eigenen Ensemble gastierte, wurde mit starkem Beifall bedacht. Die bisher letzte Linzer Bahr-Erstaufführung am 13.Jänner 1954 galt der „Sanna", einem Drama, das der Autor zu den drei Stücken von bleibendem inneren Wert zählt, derentwegen er hoffte, einmal „zur literarischen Unsterb lichkeit eingelassen zu werden". Diese Tragödie einesjungen Mädchens, das in einer österreichischen Provinzstadt (Bahr denkt offenbar an Linz) an der Starrheit der Konvention zerbricht, fand in Linz unter der Regie von Alfred Stög müller eine überaus eindrucksstarke Bühnenwiedergabe. Alfred Ebenhoch (1855-1912) Dieser vielseitige Vorarlberger, Dr.jur., kam in der Mitte der achtziger Jahre nach Linz und betätigte sich hier als Politiker, Journalist (Herausgeber des „Volksblatts") und Dramatiker. 1889 in den oberösterreichischen Landtag ge wählt, war er von 1898 bis 1907 Landeshauptmann von Oberösterreich und Theaterreferent (damals hieß diese Funktion Theaterintendant). In dieser Zeit wurden seine dramatischen Arbeiten im Landestheater aufgeführt. Er war auch Reichsratsmitglied und fungierte von 1907 bis 1908 als österreichischer Ackerbauminister. 1912 starb er in Wien. Schon im Jahre 1888 schrieb er ein Drama „Der Sozialde mokrat",in dem er sich mit der sozialen Frage auseinander setzte und das schon wegen seiner Ähnlichkeit im äußeren Aufbau mit den 1891 erschienenen „Webern" von Gerhart Hauptmann Interesse erregt, das jedoch im Gegensatz zu dem dichterisch bedeutenden Hauptmann-Drama nur eine Dilettantenarbeit ist. Dieses Stück arbeitete Ebenhoch um und ließ es am 11. Dezember 1899 unter dem Titel „Unge löste Fragen" im Landestheater spielen, nachdem es schon im Sommer im Kurtheater Gmunden uraufgeführt worden war. Die Linzer Kritik lobte die Objektivität des (sich auf dem Theaterzettel noch nicht deklarierenden) Autors, der sich davon fernhielt, das Problem von der parteipolitischen Seite her zu sehen. Allerdings wurde auch auf das Dilettan tenhafte dieser dramatischen Erstlingsarbeit hingewiesen. Nach den Erstaufführungen der literarisch unbedeutenden, zu Gelegenheitszwecken geschriebenen Einakter „Der Kaisertag in Lohnsdorf" (3. Oktober 19C0), „Die Radikal kur" (18. März 1901) und „Anno Neun" (20. März 1903) brachte das Landestheater am 5. Jänner 1904 die Uraufführung von Ebenhochs mexikanischer Kaisertra gödie „Queretaro", die das Ende des unglücklichen Habs burgers Maximilian auf die Bühne bringt. Das Stück, das • j" Dr. Alfred Ebenhoch. Porlrätaufnahme von August Red, Porträtsammlung der Bibliothek des OÖ. Landesmuseums PF III 164. mit großem Beifall aufgenommen wurde, ist kein regelrech tes Drama mit Entwicklung der Handlung und der Cha raktere, sondern nur eine lose historische Bilderfolge. Den stärksten Erfolg errang Ebenhoch mit seinem am 2. Februar 1906 in Linz uraufgeführten „Johann Philipp Palm", einem Trauerspiel aus den deutschen Freiheits kämpfen gegen Napoleon, das vom Landestheater in einer vorzüglichen Bühnenwiedergabe als (vorzeitige) Festvor stellung zur Erinnerung an die vor 100 Jahren erfolgte Erschießung des Nürnberger Buchhändlers Palm in Braunau am Inn herausgebracht wurde. Adolf Schwayer (1858-1922) Obwohlin Niederösterreich geboren,gehört AdolfSchwayer doch zu den Größen der oberösterreichischen Literatur, da er von 1897 bis zu seinem Tod im Jahre 1922 als Staats bahnbeamter in Linz lebte und erst hier seine rege literari sche Tätigkeit entfaltete. Von Linz ging der Sensationserfolg seiner Tragödie „Die Sittennote" aus, die im ganzen deutschen Sprachgebiet den literarischen Ruhm des „Linzer Autors" verbreitete. Das erste Stück Schwayers, das in Linz uraufgeführt wurde, war der Einakter „Ostern" (18. März 1901), ein bühnen wirksames und mit großem Beifall aufgenommenes Volks stück. Eine noch stärkere Wirkung erzielte die Tragödie 65

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