Jugendbildnis Hermann Bahrs. Aufnahme: Bildarchiv d. Österr. Na tionalbibliothek. Abdruck aus dem im OÖ. Landesverlag erschienenen Werk Erich Widder: Hermann Bahr. Sein Weg zum Glauben. 1963. 129 Seiten Text, 10 Abbildungen, Ladenpreis S 68.—. Würdigung erfahren: einer (Ebenhoch), weil er neun Jahre lang Landeshauptmann von Oberösterreich war und vier (Schwayer, Werkmann, Peteani, Pühringer), weil sie den größten Teil ihres Lebens in Oberösterreich verbrachten und ihre dramatischen Werke hier schrieben. Dazu kommen 21 in Oberösterreich geborene Dramatiker, die in chrono logischer Reihenfolge behandelt werden, wobei für ihre Einreihung das Datum ihrer ersten Linzer Aufführung maßgebend sein soll. Hermann Bahr (1863-1934) Der in Linz seit der Jahrhundertwende meistgespielte ober österreichische Dramatiker ist der Linzer Hermann Bahr, dessen Bedeutung weit über seine Heimat hinausreicht. 16 seiner Stücke wurden im Landestheater aufgeführt und erzielten zusammen 180 Vorstellungen. Vier von ihnen erlebten hier ihre Uraufführung. Schon der noch nicht einmal zwanzigjährige Student Hermann Bahr hatte das Glück, am 6. Februar 1883 mit einem seiner Jugendwerke zum ersten Male auf dem Berufstheater gespielt zu werden. Dieses einaktige Stückchen hieß „Die Wunderkur" und errang beim Publikum einen stürmischen Erfolg. Fünf Jahre später, am 1. März 1888, wurde ein anderer Einakter Bahrs, „La Marquesa", in Linz uraufgeführt. Dieses der Gattin Viktor Adlers gewidmete Theaterstück, das schon den künftigen Autor des „Konzerts" vorausahnen läßt, verschwand ohne Wiederholung vom Spielplan des Landes theaters. Das erste abendfüllende Drama Bahrs, das in Linz gespielt wurde (7. Dezember 1897), war die Tragikomödie „Das Tschaperl", in der das Thema der berühmten Frau mit dem unbedeutenden Gatten behandelt wird. Dieses Stück fand in Linz bei der Presse nicht viel Anklang, obwohl es vom Publikum mit starkem Beifall quittiert wurde. Es war das erste der sechs Bahr-Dramen, die der fähigste unter allen Linzer Theaterdirektoren, Alfred Cavar, den Linzern vermittelte und von denen zwei sogar in Linz uraufgeführt wurden. Wesentlich größer als beim „Tschaperl" war der Erfolg (bei Publikum und Presse) des Lebensbildes „Der Athlet", das bei seiner Linzer Erstaufführung am 5. Jänner 1900 schon wegen des oberösterreichischen Milieus und wegen der besonderen schauspielerischen Leistung Hans Ciaars in der Titelrolle stürmischen Beifall fand. Glaar war be kanntlich dann von 1906 bis 1918 einer der besten Linzer Theaterleiter, der drei Bahr-Erstaufführungen, darunter die des „Konzerts", veranstaltete. Das erste große Erfolgsstück Bahrs, das im Wiener Volks theater uraufgeführte Lustspiel „Wienerinnen", kam in Linz am 17. November 1900 heraus und konnte dank der genialen Darstellungskunst Hans Ciaars schon im Spieljahr seiner Erstaufführung neunmal gegeben werden. Das ist für die damalige Zeit eine Rekordzahl. Bis zum Jahr 1946 gab es dann noch fünf Reprisen dieses Stückes, das im ganzen in Linz zweiunddreißigmal gespielt wurde. Die denkwürdigste Bahr-Aufführung in Linz war die Ur aufführung des Lebensbildes „Der Franzi", die unter allen Anzeichen einer Sensationspremiere am 22. Dezember 1900 vor sich ging und mit einem vollen Erfolg für das Stück endete, mit dem Bahr seiner Heimat und ihrem größten Mundartdichter Franz Stelzhamer ein ergreifendes poeti sches Denkmal gesetzt hat. Der ehemalige Burgtheater direktor Max Burckhard, der Wiener Volkstheaterdirektor Emmerich von Bukovics, der mittlerweile zum Nestor der Wiener Theaterkritik aufgerückte Dramatiker Rudolf Hol zer, die Vertreter der gesamten Wiener Presse und fast alle Vertreter der Linzer Presse waren von der Aufführung ebenso begeistert wie das übrige Premierenpublikum. Fünf Wiederholungen erlebte der „Franzi" im Spieljahr seiner Uraufführung. Seither aber wagt kein Linzer Theater direktor mehr eine Aufführung, da es fast unmöglich ist, für die Rolle des Franzi einen geeigneten Darsteller zu finden. Keinen besonderen Erfolg erzielte die Linzer Erstauf führung des in Wien mit der Odilon in der Titelrolle uraufgeführten Theaterstücks „Der Star" am 2. November 1901. Die nächste Bahr-Premiere, die vierte und letzte BahrUraufführung in Linz, bei der am 23. November 1901 das Lustspiel „Der Krampus" herausgebracht wurde, endete mit einem eklatanten Durchfall des Stückes, das allerdings bei einer Wiederaufführung anläßlich eines Burgtheater gastspiels in Linz am 24. November 1925 eine glänzende Rehabilitierung erlebte. Zur Eröffnung der neuen Spielzeit unter der Doppeldirek tion Schramm-Wallner sah Linz am 24. September 1904 wieder eine Bahr-Erstaufführung. Sie brachte eines der besten Stücke des Autors, die Gharakterkomödie „Der Meister", noch im Jahr ihrer erfolgreichen Berliner Ur aufführung nach Linz. In dieser Tragikomödie der Selbst herrlichkeit trat der spätere Direktor des Linzer Theaters, Max Höller, in der Titelrolle zum erstenmal in Linz auf. Bemerkenswert ist, daß der berühmte greise Filmschau spieler Rudolf Forster, der heuer bei den Salzburger Fest spielen in „Faust H" den Philemon spielte, in dieser Erst aufführung als junger Schauspieler mitwirkte. Es wird die Linzer auch interessieren, daß 1928 der damals zum ersten Male in Linz engagierte derzeitige Burgschauspieler Wolf gang Hebenstreith in einer Neuinszenierung dieses Stückes eine größere Rolle spielte. Nach der Erstaufführung des Einakters „Der arme Narr" (25. September 1907), die eine Eintagsfliege blieb, brachte Linz am 2. Dezember 1910 das erfolgreichste und meistge spielte Stück Hermann Bahrs, „Das Konzert", heraus, das hier in acht verschiedenen Spieljahren sechsundsiebzigmal gegeben wurde. Der damalige Theaterdirektor Hans Glaar erwies sich in der Rolle des Pianisten Heink wieder als glänzender Schauspieler. Im Verlauf der vielen Neuin szenierungen traten viele Linzer Bühnenlieblinge in diesem Stück auf, so zum Beispiel Pepa Köchl, Else Maltana, Alma Sorell, Elfriede Gollmann, Karl Pammer, Wolfgang Heben streith, RudiJoksch, RolfDöring, Ernst Anders und Herbert Kucera. Das am 6. Mai 1913 anläßlich eines Gastspiels der Meininger in Linz erstaufgeführte Bahr-Lustspiel „Das Prinzip" fand wenig Widerhall. Auch nur einmal, nämlich am 1. Juni 64
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