Ein kleiner Teich, in dessen dunkelgrünen Wassern sich die Blüten roter Seerosen spiegeln, träumt dem längst versun kenen Jahrhundert nach, aus dem sich die gotische Gestalt des Friedrichstores in unsere Zeit gerettet hat. Einem der Wege durch die wundervollen Grünanlagen folgend, die dem Fels des Schloßberges zu hängenden Gärten werden, erreichte ich die neue Aussichtsterrasse, auf der die heutigen Linzer einen ähnlichen Blick erleben können, wie er ihren Altvordern als Besuchern des Schloß gasthauses gegönnt war, nur daß sich den barocken, von altersgrünen Helmen überschwungenen Turmgestalten seit her schon längst der Riesenturm des Neuen Domes zugesellt hat. Wenn ich an die jüngsten Kirchenbauten denke, will es mir scheinen, daß dieser Domturm, der mittelalterliche Hoheit nachzuahmen sucht, heute schon mehr dem alten als dem neuen Linz angehört. Ich liebe auch ihn und lasse mich von ihm bezaubern, wenn er, von adventlichem Flöckenfall umschleiert oder in den Mantel nächtigen Dunkels eingehüllt, davon zu träumen anfängt, ein jüngerer Bruder des Wiener Stephansturmes zu sein. Zu wahrer innerer Größe aber wächst er auf, wenn der unsäglich feierliche Wohlklang seiner Immaculataglocke die Dächer der alten Donaustadt zu überschwingen beginnt. Ich sah es als eine glückliche Fügung an, daß mit dieser weihevollen Glockenmusik der schöne Frühherbsttag, der mich auf den Linzer Schloßberg geführt hatte, einen groß nachhallenden Ausklang fand. HEINRICH WIMMER Oberösterreichische Dramatiker im Landestheater Linz Wenn man die Geschichte des seit 160 Jahren bestehenden Linzer Landestheaters überblickt, kann man nicht, wie es manchmal geschah, behaupten, daß dieses altehrwürdige Kulturinstitut unserer engeren Heimat kein besonderes Interesse für die dramatische Produktion oberösterreichi scher Autoren gezeigt hätte. Daß zu gewissen Zeiten auf der Bühne des Landestheaters keine oder nur wenige Ober österreicher zu Wort kamen, lag meist nur zum geringsten Teil am Theater selbst. Dafür finden wir aber Epochen, in denen genug aufführungsgerechte Werke oberösterreichi scher Dramatiker zur Verfügung standen und urauffüh rungsfreudige Direktoren, wie zum Beispiel Cavar und Brantner, mit Hilfe literaturbeflissener Regisseure viele bedeutende Erst- und Uraufführungen heimischer Drama tiker herausbrachten. Denken wir nur an die Zeit um die Jahrhundertwende, in der einer der fähigsten und geschei testen Linzer Schauspielregisseure, der vor genau 100 Jah ren am 30. September 1863 in Wien geborene und am 18. März 1952 in Linz verstorbene Rudolf Lenoir, die Dramen Hermann Bahrs, Adolf Schwayers und Gustav Streichers in Linz inszenierte. Bei der verhältnismäßig großen Anzahl oberösterreichischer Dramatiker scheint es geboten, gewisse Grenzen für die Behandlung des vorliegenden Themas zu ziehen. So soll die genauere Darlegung des Stoffgebietes erst um die Jahr hundertwende einsetzen, weil die Stücke der oberöster reichischen Dramatiker, die vor dieser Zeit gespielt wurden, heute schon vergessen sind, zum Beispiel die 17 (!) in Linz gespielten Dramen des aus Grieskirchen stammen den Burgtheater-Autors Otto Frechtier (1813-1881), die drei Stücke des Ennsers Karl Adam Kaltenbrunner (1804 — 1867), das einzige Theaterstück Franz Stelzhamers (1802-1874), das in Linz auf die Bühne kam („Die Ehre des Regiments", Uraufführung: 6. November 1856) und die vier in Linz aufgeführten Dramen des Lambachers Franz Keim (1840-1918). Eine weitere Beschränkung des Stoffes bezieht sich darauf, daß in der Regel nur die in Oberösterreich geborenen Dramatiker besprochen werden. Von den mehr als 30 nicht in Oberösterreich geborenen Autoren, die während ihres Aufenthalts in unserer Heimat Stücke auf die Bühne des Linzer Landestheaters brachten, sollen nur fünf eine 63
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