Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 3/4, 1963

j.. iiÄ) M i!i 11 ||||il.ltl.Ui , Landhaus und Schloß zu Linz um 1730, von Martin Engeibrecht. ARTHUR FISCHER-COLBRI E Feierstunden im Bereich des Linzer Schloßberges Der schöne Frühherbsttag verlockte mich zu einem Spazier gang auf den Schloßberg. Ein Giücksgefühi durchströmt mich, da ich dieses Wort „Schioßberg", dessen Klang für mich etwas Hoheitsvolles hat, niederschreibe. Ja, nicht nur Graz hat seinen vielge lobten und von mir geliebten Schloßberg, dachte ich, als ich den vom Licht der Septembersonne überfluteten Haupt platz überquerte, nicht nur über der Stadt Salzburg thront eine altberühmte Feste, zu der aufzusteigen oder aufzufahren ein herzbestürmendes Erlebnis ist, auch über Linz erhebt sich, wie verwachsen mit dem Urgestein des Römerberges, ein mauerwuchtiges, von Bastionen breit umkrönztes Schloß, das einst als Kaiserburg die steinerne Krone der Donau stadt gewesen war und es heute, gerettet aus baulichem Verfall und eingesetzt in eine neue hohe Würde, wieder ist. Solchen Gedanken hingegeben, lenkte ich meine Schritte in die Hofgasse. Auf den Zauber dieses feierlichen Namens eingestimmt, verspürte ich den Nachhauch längst ent schwundener Tage, der die Stirnen altehrwürdiger Bauten streift. Da erhebt sich als eindrucksvollster Bau der linken Gassenzeile das einstige Freihaus der Polheimer, dem zwei rechtwinkelige, aufschmuckvollen Granittragsteinen ruhende Erker ebenso zur Zier gereichen wie das schöne, mit ge sprengtem Giebel gekrönte Steinportal. Der nachbarliche Renaissancebau erfreut sich der erneuerten Gestalt, die ihm, wie die lateinische Inschrift über dem schlicht gehaltenen Eingangstor bekundet, anno 1619 Erasmus I. von Starhem berg gegeben hat. Doch zuvor schon hatte dieses Haus, wenn die begründete Vermutung zutrifft, daß es eines der Linzer Heime Johannes Keplers war, als Entstehungsort der „Weltharmonik" und damit als Geburtsstätte des dritten Planetengesetzes seine geistige Weihe empfangen. Nach eigenem Zeugnis hat Kepler in den Jahren, In denen er dieses Hauptwerk seines Lebens schuf, in der Hofgasse gewohnt, in die er seine zweite Frau Susanne nach der am 30. Oktober 1613 in Eferding gefeierten Hochzeit heim geführt hat. Ob ihm nun, was naheliegend wäre, das Haus seines Freundes und Gönners Erasmus von Starhemberg Obdach geboten oder ob er in einem der nachbarlichen Häuser Unterkunft gefunden hat, auf jeden Fall hat der 58

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