Max Kislinger: Alte bäuerliche Kunst. -Linz, Oberösterreichischer Landesverlag, 1963. 128 Seiten Text, 112 ganzseitige Bildtafeln, davon 40 Farbtafeln, mit einer EAnleitung von Dr. Franz Lipp, Ganzleinen, Ladenpreis S 328.-. Autor und Verlag ließen heuer der 1957 erschienenen „Alten Bauern herrlichkeit" dieses neue Werk folgen. Es ist das gleiche Thema, das behandelt und bildlich abgewandelt wird. Und doch ist es ein völlig neues Buch geworden. Max Kislinger ist ein hervorragender Zeichner, ein glänzender Aquarellist und ein echter Volkskundler. Vielleicht wäre er in früheren Zeiten selbst einmal „Volkskünstler" geworden, hätte Möbel bemalt oder Hinterglasbilder geschaflfen. Die Kraft des Herzens wäre ihm für solches Tun gegeben. Nur die Zeit ist dafür nicht mehr geeignet, und so widmete er seine ganze Lebensarbeit dem Sammeln im Bilde. In vielen Jahren und in unentwegter mühevoller Arbeit, in Wanderschaft und am Zeichentisch hielt er die Welt der alten, bäuerlichen Volkskultur fest. In seiner Jugend bestand diese noch ziemlich unverletzt. Heute ist sie nur mehr Museumsgut. Feldarbeit und Feiertag, Stall und Haus, Religion und Brauchtum haben gänzlich neue Gesichter erhalten. Das Sammeln der Überlieferung ist somit eine Notwendigkeit geworden, der man auch nach besten Kräften überall nachkommt. Die Hauptaufgabe haben hiebei die Museen und Heimat häuser zu erfüllen. Neben diesen offiziellen Stellen in der Pflege der Volkskultur ist nun Kislinger ein Einzelgänger, gerade deshalb aber von besonderer Bedeutung. Ihm verdankt Oberösterreich, daß es in der österreichischen Volkskunde der Gegenwart eine Sonderstellung einnehmen kann. Die „alte bäuerliche Kunst" erlebt in seinem Werk förmlich ein letztes Aufleuchten. Es ist von großer Wichtigkeit, daß die Fülle seiner Aquarelle und Zeich nungen, die in seinen Mappen ruht und nur selten in Ausstellungen wirksam werden konnte,jetzt in Buchform weiteste Verbreitung findet. Mit den beiden Werken „Alte Bauernherrlichkeit" imd „Alte bäuer liche Kunst" liegt eine Lebensarbeit vor, die nicht nur einen Künstler von hohem Rang legitimiert, sondern in gleicher Weise der musealen Volkskunde dient. Besonders das soeben erschienene Buch ist ein echter „Kislinger" geworden. Die textliche Erläuterung, die in der „Alten Bauernherrlichkeit" noch einen breiten Raum einnimmt, wurde auf das notwendige Mindestmaß reduziert, im Vordergrund stehen die Zeichnungen und Aquarelle des Künstlers, die jeweils ganzseitig wieder gegeben werden,neben jedem Blatt eine Seite knapper Bildbeschreibung, die in erster Linie dem chronikalischen Fleiß der Gattin des Künstlers, Frau Viktoria Kislinger, zu danken sind. Dr. Franz Lipp steuerte eine instruktive Einführung und ein herzlich empfundenes Nachwort bei. Auch von einer besonderen inhaltlichen Gliederung, die sich einem künstlerischen Eindruck meist nicht günstig einfügen läßt, wurde Abstand genommen. So entstand ein ausgesprochener Bildband, hin gegeben dem Schönen und Unvergänglichen in der ,,alten bäuerlichen Kunst". Voran stehen die Farbtafeln nach Aquarellen, teilweise in musealer Bildkomposition, wie beim Auszugshaus vom Jahre 1772 im Stadtgebiet Linz oder im prachtvollen Pferdestand aus der Gemeinde Kronstorf, zum erheblichen Teil aber in reiner Bildwirkung wie beim Hochzeitsschrank aus der Werkstätte des Offenhausener „Tischlers im Moos"oder dem geöffneten Florianer Schrank mit bunt bemalten Türen und Keramikkrügen und Zinn als Inventar. Einzig in ihrer Art auch die kombinierten Blätter, wie sie bäuerliche Spiele, religiöse Klein kunstwerke, ein Weisat (Hochzeitsgabe), Hinterglasbilder, Schützen scheiben oder den Soldaten in der Volkskunst verewigen. Diese Blätter gehören wohl zum Köstlichsten, was Kislinger bisher geschaffen hat. In reicher Buntheit schließen sich den Aquarellen zweifärbige und Schwarzweißzeichnungen an, mit der gleichen Thematik, aber nun noch wesentlich ausführlicher im Umfang des Dargestellten und in den Details. Mit diesem Werk liegt ein Bildband vor, der würdig den mannigfaltigen Kunstbüchern, wie sie augenblicklich den Büchermarkt beherrschen, an die Seite gestellt werden kann. Neue Bücher über Volkskunst Friedrich Knaipp: Hinlerglasbilder. Aus Bauern- und Bergmannsstuben des 18. und 19. Jahrhunderts. Mit 33 Farbtafeln und 16 Vorlagen. - Linz, Verlag Wimmer, 1963. III Seiten, davon 33 Farbtqfeln. Ganzleinen, Ladenpreis S 144.-. Dieses Buch schließt sich in äußerer Aufmachung den köstlichen Klein bänden an, wie sie heute immer mehr in Mode kommen und sicherlich auch einem echten Kunstbedürfnis entsprechen. Der Leser, vor allem der Kunstfreund und Sammler, will rasch über ein Sachgebiet informiert sein, er wünscht sich Anregung, kurze fachliche Belehrung, aber auch ästhetischen Genuß im Betrachten glanzvoller Beispiele. Allen diesen Anforderungen kommt der Autor mit vorliegendem Bändchen in ausgezeichneter Weise nach. Aus einer umfangreichen Materialsammlung und einem reichen persönlichen Wissen traf er eine wohldurchdachte Auswahl und macht uns so mit den wesentlichsten Fragen und Problemen des Hinterglasbildes bekannt. Er spricht hiebei in erster Linie als Fach mann, reiht das Hinterglasbild ein in die Zusammenhänge des euro päischen Kunsthandwerks ab 1700, setzt sich kritisch mit verschiedenen „Legenden" auseinander, die gerade dieses Gebiet der Volkskunst romantisiert haben, gibt aber auch dem Ästheten, der vor allem in die Schönheit dieser Bildwelt selbst eingeführt werden möchte, das Seine. Es wird uns beim Betrachten dieses kleinen Bilderatlasses des Hinter glasbildes so richtig bewußt, welche Werte in diesen Kleinkunstwerken beschlossen liegen. Sehr instruktiv erscheint eine Zeittafel, die den manchmal stark kom primierten Text verständlicher macht. Wir erfahren daraus die Hinter glaslandschaften Schlesien, Nordböhmen, Slawische Ostgebiete, Bayeri scher Wald mit Raymundsreut, Böhmerwald mit Buchers, Sandl und Augsburg. Dieses Büchlein verlangt förmlich nach Fortführung mit Darstellung anderer ähnlicher Gebiete der Volkskunst. Dr. Otto Wutzel 57
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