Ebene der Jesuitenpater Joseph Sieberer den „Engelsturz" in einem „Fastnachtsspiel in Tyroler Bauern Reimen" vor. Gerade die Patres Wimmer und Reichsiegel düiEten auf Pater Maurus Lindemayr, 1723 bis 1783, und damit begeben wir uns wieder auf oberösterreichischen Boden, während er von 1748 bis 1750 die Benediktineruniversität in Salzburg besuchte, nicht ohne Einfluß geblieben sein. Denn er schrieb zu Ehren des Aufenthaltes der Maria Antonie, Erzherzogin von Österreich, Dauphine von Frankreich, in Lambach - ihre Reise durch Österreich gab Anlaß zu mehreren Klosterspielen — einmal das Volksschauspiel „Kurzweiliger Hochzeit Vertrag". Dann aber auch das „Urlaublied eines ob der Ennserischen Bauers", eine Arie mit neun Strophen zu je acht Verszeilen, und die „Gedanken eines Lambacherischen Pfarrbauers", als er die Erzherzogin von Öesterreich am 23. April 1770 in Lambach ankommen sah, ebenfalls wieder in eine Arie mit siebzehn Strophen zu je acht Verszeilen gefaßt. Das Schauspiel und die beiden Arien waren „zu Unterhaltung Ihro Königl. Hoheit" während ihres Aufenthaltes im Stifte Lambach am 23. April 1770 vei-faßt und auf der Stiftsbühne auch geboten worden. Neben dem „Hochzeit Vertrag" kennen wir von Linde mayr noch weitere Volksschauspiele in der „Öb der ennserisehen bäuerischen Mundart", die ebenfalls alle auf der Stiftsbühne zur Aufführung kamen. So „Der Ernst hafte Spas" am 6. Februar 1776, „Die Komödiprob" am 25. Öktober 1776 und „Die reisende Ceres" am 17. und 19. Oktober 1780. BAUERNTHEATER UND STEGREIFDICHTUNG Nun stehen wir eigentlich schon dort, daß wir sagen kön nen, wir sind vom Drama hohen Stils über die Volksposse und Klosterbühne zum Bauerntheater abgewandert. IVir sind bei jenen Volksbelustigungen also angelangt, die für gewöhnlich in Bauernstuben oder Wirtshäusern,aufDresch tennen, in größeren Heustadeln oder in eigens dafür eingei'ichteten Schaubuden stattfanden. Meistens wurden hiefür Legenden dramatisiert. In Dialogen begegnen wir hier dem Kräutler Arcastus, dem Hausknecht Jocinus und dem Bauern Riepl, der auch Wästl oder Jodel heißen kann. Immer mehr wurde bei diesen Stücken improvisiert, indem Einlagen gemacht wurden, die gar nicht mehr im Text standen und später oft sogar nicht mehr zum Spiel paßten. Der Weg führte so ohne Umweg direkt zum Stegreiftheater. Wenn wir eben noch dem Riepl, Wästl oder Jodel auf den Landbühnen begegnet sind,so müssen wir aufdiese Theater figur noch einmal zurückkommen, weil sie jetzt von der Landbühne Abschied nimmt und sich als neue, echt öster reichische Theaterfigur unter dem Namen Hanswurst auf den Wiener Bühnen einschleicht und auch hier die Mundart heimisch macht. Joseph Anton Stranitzky, 1676 bis 1726, hat ihn auf den ^Viener Bühnen eingeführt. Es obliegt ihm die Parodierung ins Bäuerliche, er ist der komische Plauderer, aber auch der verschmitzt-bissige Kritiker, der über alles Bescheid weiß, vor dem man sogar in gewisser Hinsicht Angst haben muß, weil er eben in die geheimsten Winkel seine Nase steckt. Neben diesen Dichtungen für die Bühne dürfen wir in die sem Rahmen die Schnaderhüpfel, Grabinschriften, Mar terln und die überaus zahlreichen Volkslieder, die alle zum Großteil auch in Mundart verfaßt waren, nicht über sehen, auch wenn wir ihre Dichter zumeist nicht kennen. Und wenn wir noch einen Schritt tiefer steigen, könnten wir diese „Literatur" bei den letzten Machwerken der „Eipeldauerbriefe" 1822, die mehr Wiener Lokalcharakter zeigen, und bei Kiesheims steirischen „Kohlenpraxl Briefen" 1837, die bereits ganz verflachen und versanden, beenden lassen. Aber wie schicksalhaft sind diese beiden Jahreszahlen! 1822 erschienen posthum, von Freunden herausgegeben, Alaurus Lindemayrs „Dichtungen in ob der ennsischer Volksmund art", 1837 wurde das erste Bändchen von Franz Stelzhamers „Lieder in obderenns'scher Volksmundart" als kleines schmales Buch aufgelegt. Neue Wege, Wege zur Klassik auf dem Gebiet der österreichischen Mundartdichtung, bahnen sich an. DIE ALTMEISTER ÖBERÖSTERREICHISCHER MUNDARTDICHTUNG Damit sind wir bei jener Zeit angelangt, von der weg wir für gewöhnlich von österreichischer Mundartdichtung sprechen. Am Beginn der o6«rösterreichischen Mundart dichtung und zugleich auch am Beginn der gesamtöster reichischen Mundartdichtung überhaupt steht Pater Maurus Lindemayr. Man könnte ihn als den Erzvater unserer Mund artdichtung bezeichnen. Ihm folgt auf oberösterreichischem Boden der gute Vater und vorzügliche Lehrmeister für alle, Franz Stelzhamer. Mit ihm in der ersten Generation steht eine mächtige Schar von Mundartdichtern, von denen einige bis heute noch unerreicht sind. Es ist für den Öberösterreicher nun nicht schwer, seine Mundartdichter alle schön gesammelt zu finden. Kein anderes Bundesland hat diese Vorteile. Die Namen dieser ersten Dichtergeneration findet er im ersten Band „Aus da Hoamat" 1885. Und sollte ihn die Vielzahl der darin verzeichneten Namen verwirren, wollte er nur von den bekanntesten und zugleich besten etwas lesen, dann greift er am besten zu dem Bändchen „Meister der Mundart" aus Steinbreners Feierabend-Bü chern 1948, das Hans Commenda besorgt hat. Hier sind die Altmeister von ALaurus Lindemayr mit Änlon Schosser, Franz Stelzhamer, Josef Theodor Fischer, Karl Adam Kalten brunner, Josef Moser, RudolfJungmair, Norbert Furschka, Karl Puchner, Ferdinand Margelik bis zu Josef Reischl vertreten. Mit der Herausgabe des ersten Sammelbandes „Aus da Hoamat" müssen noch drei um die Mundartdichtung be sorgte Männer genannt werden; Lfans ^ötl, Anton Matosch und Hans Commenda (der Vater des in Urfahr lebenden Hofrats Dr. Hans Commenda), weil gerade sie sich um die Erhaltung und Errichtung von Gedenkstätten und die Pflege und Förderung oberösterreichischer Mundartdich tung sehr verdient gemacht haben. Sie gründeten 1882 den Stelzhamer-Fonds, mit dessen Gründung wir auch die Entstehung des „ersten" Stelzhamerbundes zusammenfallen lassen können. Mit dem in diesem Fonds zusammenge flossenen Geld bewahrten sie das Geburtshaus Stelzhamers in Groß-Piesenham vor dem Verfall, ließen sie 1908 das Stelzhamerdenkmal im Volksgarten in Linz errichten und davon gaben sie eben den ersten Band in der Reihe „Aus da Hoamat" heraus, dem bis 1937 dreißig weitere Bände folgten, immer noch von Hans Zötl herausgegeben. Diese Bände wanderten, wenn wir den Auflagenzahlen folgen, in vielen tausend Exemplaren unter die Heimatbevöl46
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